Zusammenfassung
Religionszugehörigkeit und Religiosität sind auf eine andere Weise wieder in das Licht der Öffentlichkeit zurückgekehrt, als von vielen erwartet wurde. So führte die Ausreitung religiöser Pluralisierung zu Konflikten. Diese beruhen zu großen Teilen auf Kategorisierungen und der Markierung kultureller Differenz. Die 2015 mobilisierten Vorurteile gegenüber muslimischen Migrant:innen, brachten nur einen bereits vorher bestehenden antimuslimischen Rassismus an den Tag. Dies zeigen neue Ergebnisse des Bertelsmann Religionsmonitors 2017 in mehreren europäischen Ländern. Das Gefühl einer Bedrohung durch „den Islam“ erweist sich als verschärfend für diese Konstellation. Gleichzeitig erweist sich sowohl diese Mobilisierung als auch der bestehende antimuslimische Rassismus als teilweise toxische Mischung für eine demokratische politische Kultur. So wie diese Vorurteile für manche das Einstiegstor in rechtsradikale Haltungen sind, steht die mit dem antimuslimischen Rassismus verbundene Ablehnung von Pluralität in einem fundamentalen Gegensatz zur liberalen Demokratie. Dabei ist dieses Ergebnis länderübergreifend gültig, allein bestehend Variationen.
Abstract
Religious affiliation and religiosity have returned to the public eye in a different way than many expected. Thus, the spread of religious pluralization has led to conflicts. These are largely based on categorizations and the marking of cultural difference. The prejudices against Muslim migrants mobilized in 2015 only brought to light a pre-existing anti-Muslim racism. This is shown by new results of the Bertelsmann Religion Monitor 2017 in several European countries. The sense of a threat from “Islam” proves to exacerbate this constellation. At the same time, both this mobilization and existing anti-Muslim racism are proving to be a partially toxic mix for a democratic political culture. Just as these prejudices are for some the gateway to radical right-wing attitudes, the rejection for plurality associated with anti-Muslim racism stands in fundamental opposition to liberal democracy. Yet this result is valid across countries, alone consisting of variations.
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1 Einleitung – Religiöse Pluralität, Bedrohungsgefühle, politische Kultur
Der Artikel entstand im Rahmen des vom BMBF geförderten Forschungsprojektes „Politischer Kulturwandel? Legitimität der Demokratie und gesellschaftlicher Zusammenhalt in Zeiten verstärkten Populismus und steigender Islamablehnung“ im Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt, Projektkennung: LEI_F_08, sowie im von Prof. Dr. Susanne Pickel geleiteten BMBF-Projektverbundes „Radikaler Islam versus Radikaler Anti-Islam“ und des vom Bundesministerium des Inneren und der Heimat (BMI) geförderten Projektes „Antimuslimischer Rassismus, antischwarzer Rassismus und Antiziganismus im institutionellen Handeln von Behörden“ im Rahmen des Projektverbundes „Rassismus in Institutionen“. Ich danke für die Förderungen von BMBF, BMI und DFG. Besonders danke ich allerdings der BertelsmannStiftung für die Möglichkeit der Auswertung der Daten des Bertelsmann Religionsmonitors 2017 (Bertelsmann 2017).
Pluralität und die Möglichkeit zur Ausbildung pluraler Lebensformen in einer Gesellschaft, ist als ein zentrales Wesensmerkmal moderner, liberaler Demokratien anzusehen. Dies gilt speziell für den Bereich der Weltanschauungen und Religionen, wo Auseinandersetzungen zwischen Religionsgemeinschaften historisch eine beachtliche Bedeutung für die Konstitution von Staat und Gesellschaft besaßen und besitzen (siehe z. B. Konfessionskriege; gesellschaftliche Konfliktlinien). Nicht von ungefähr ist der Schutz religiöser Pluralität in fast allen demokratischen Verfassungen über die Gewährleistung der Religionsfreiheit verankert. Eine wachsende gesellschaftliche Pluralität kann allerdings Herausforderungen für Demokratien beinhalten, die von politischer Seite allein mit dem Verweis auf die Religionsfreiheit nicht zu lösen sind. Dies gilt zum einen, wenn größere Gruppen in der Gesellschaft Kernprinzipien der Demokratie ablehnen und ideologische wie religiöse Dogmatiken diesen Kernprinzipien als Richtlinien für ihr Leben in der politischen Gemeinschaft vorziehen (Koopmans 2015, 2017, S. 171–175). Dies gilt zum anderen, wenn religiöse Gruppen aufgrund kultureller Unterschiede zum Bezugsobjekt politischer Auseinandersetzungen werden (Blalock 1967; El-Mafaalani 2021).Footnote 2 Beide Prozesse enthalten Gefahren für den Zusammenhalt einer Gesellschaft, und können zur Aushöhlung des politischen Systems – und im Extremfall – zu dessen Zusammenbruch führen (Almond und Verba 1963; Lipset 1981; Pickel und Pickel 2006, 2022).
Dieses religiöse Konfliktpotential, auch für oft als säkular eingeschätzte, Gesellschaften, zeigen die Entwicklungen der letzten Jahre in Europa (z. B. Pollack et al. 2014; Koopmans 2017; Wohlrab-Sahr und Tezcan 2007). Kaum eine Frage hat vor Beginn des Krieges in der Ukraine in den letzten Jahrzehnten so viel öffentliche Aufmerksamkeit auf sich gezogen, wie die Fragen nach der Bewältigung der Fluchtbewegungen nach Europa und die Integration der Zugewanderten, bzw. der Umgang mit ihnen und Immigration überhaupt (statt vieler Fiddian-Qasmiyeh et al. 2016; Könemann und Wacker 2018). Diese Fluchtbewegungen veränderten den Blick auf religiöse Pluralisierung in Europa, oder besser, sie machten bereits bestehende Haltungen gesellschaftlich sichtbar. So thematisieren nicht wenige europäische Bürger:innen und Politiker:innen Zuwanderung speziell mit Blick auf religiöse Zugehörigkeiten – und entwickeln (scheinbar) eine kritischere Haltung zu religiöser Pluralität (Foroutan 2019, S. 92–103; Hidalgo und Pickel 2019; Pickel 2018b; Pickel und Öztürk 2018). Hierbei kommt der Verbindung von optischen Erkennbarkeit der kulturellen Fremdheit und religiösen Zugehörigkeit große Bedeutung zu.Footnote 3 Eine entsprechende Problemwahrnehmung wurde seitens der Bürger:innen in öffentlichen Protesten zum Ausdruck gebracht und äußert sich in Erfolgen von rechtspopulistischen bis rechtsextremen Parteien mit klaren Antimigrations- und Antiislampositionierungen (siehe z. B. Mudde 2019; Pappas 2019; Pickel und Öztürk 2021, S. 61–68). In einigen europäischen Demokratien wird aufgrund der mit diesen Auseinandersetzungen verbundenen gesellschaftlichen Polarisierung sogar eine Gefährdung des gesamtgesellschaftlichen Zusammenhaltes befürchtet (Pickel et al. 2020c, S. 242–244).
Eine tragende Rolle in diesen europäischen Debatten nimmt die Zugehörigkeit zu einer islamischen Glaubensgemeinschaft ein. Sie dient Migrations- und Pluralisierungsgegnern als Markierungsmerkmal einer kulturell fremden sozialen Gruppe. Diese Nutzung oder Instrumentalisierung verleiht der Religionszugehörigkeit eine neue Relevanz und Brisanz für den politischen und sozialen Diskurs. Oft wird eine Unvereinbarkeit der Zugehörigkeit zum Islam und seinen Ausrichtungen mit dem Verständnis von Demokratie – genauer genommen einer säkular ausgerichteten Demokratie – propagiert, wie es sich in Westeuropa in den letzten Jahrhunderten etabliert hat (Mudde und Rovira Kaltwasser 2017, S. 34–37; Pickel 2019, S. 71). Der Islam wird als nicht demokratiefähig und mit Modernisierung oder den westlichen Wertebildern als schwer vereinbar bis unvereinbar angesehen (Adida et al. 2016; Koopmans 2015). Gelegentlich wird sogar das Narrativ eines „Kampfes der Kulturen“ bemüht (Huntington 1996; Fox 2004), welches eine Unvereinbarkeit zwischen Islam und Christentum auf der Ebene der politischen Kultur adressiert. Religion kommt dann durch ein oft undifferenziert zugeschriebenes dogmatisches Verständnis alles Religiösen, in den Ruch eines kaum rational beherrschbaren Konfliktfaktors. Diese Erweiterung trifft auch Mitglieder anderer Religionsgemeinschaften als den Islam. So diskutierte das New Yorker PEW-Institut die geringere Pluralismusoffenheit von Christ:innen und stellte kritische Fragen nach deren Verständnis von Demokratie (PEW 2016).
Auch neu aufkommende Debatten zum Antisemitismus rücken Religion wieder stärker ins Blickfeld einer gesellschaftlichen Diskussion um ihre Demokratiefähigkeit, sei es als Referenz für Vorurteile und Antisemitismus, sei es mit Blick auf Themen, wie einen muslimischen Antisemitismus (Fox und Topor 2021, S. 64–90; Öztürk und Pickel 2021; Ranan 2018; Salzborn 2014, S. 16–17). Auf diese Weise kommt religiöse Pluralisierung als gesellschaftlicher Konfliktfaktor in den Fokus gesellschaftlicher Diskussionen. Egal, ob nun die Selektion „des Islam“ und von Muslim:innen als expliziter Fremdgruppe über die Religionszugehörigkeit erfolgt oder aber als ein Synonym für „das Fremde“ verwendet wird (Fetzner und Soper 2005), Religionszugehörigkeit, oder die Zuweisung religiöser Zugehörigkeit, rückt, allen Säkularisierungsprozessen, welche Europa in den letzten Jahrzehnten erlebte (Müller 2013; Pickel 2010, 2017; Pollack und Rosta 2015; Pickel und Müller 2009; Pickel und Sammet 2012; Pollack et al. 2012), zum Trotz (zurück) in das Zentrum öffentlicher Diskussionen.
Eine erhebliche Rolle spielt hierbei die Wahrnehmung von Religion und ihren Mitgliedern als bedrohlich (Pickel et al. 2020b; Uenal 2016). Es sind Mitglieder religiöser Gemeinschaften, und nicht global Immigranten, die als Träger:innen von Bedrohung eingeschätzt werden (islamistischer Terrorismus, kulturelle Überfremdung; Pickel 2019, S. 82–84). Die Verbreitung dieser Vorstellungen, ihre Gründe und Folgen sind bislang nur begrenzt geklärt. Dies führt zu den Fragestellungen, welche in diesem Beitrag mit den Daten des Bertelsmann Religionsmonitors 2017 (Bertelsmann 2017) in vergleichender Perspektive untersucht werden: (1) Wie sind die Positionen der Bürger:innen gegenüber religiöser Pluralisierung und gegenüber anderen Religionen? (2) Ist religiöse Pluralisierung bei den europäischen Bürger:innen mit Gefühlen der Angst und Vorurteilen verbunden? (3) Besitzen solche Wahrnehmungen religiöser Pluralisierung negative Folgen für die politische Kultur der europäischen liberalen Demokratien? (Pickel und Pickel 2021) (4) Bestehen zwischen den Ländern Europas Unterschiede? Meine Thesen sind, dass es in Europa Gefühle einer kollektiven Bedrohung speziell durch den Islam gibt, welche sich in Vorurteilen, sozialen Distanzen und einen sich Bahn brechenden antimuslimischen Rassismus niederschlägt. Andere Religionen und Weltanschauungsgemeinschaften, werden dagegen seltener mit kollektiven Bedrohungen assoziiert. Diese Gefühle wirken sich ungünstig auf die demokratischen politischen Kulturen, im Sinne prodemokratischer Einstellungen, aus und unterscheiden sich zwischen den europäischen Ländern (nur) in Nuancen.Footnote 4
2 Angst vor religiöser Pluralität? Theoretische Zugänge
Im Zentrum der vorgelegten Überlegungen steht die Wahrnehmung einer Religion als gefährlich oder Bedrohung – und die Wirkungen dieser Wahrnehmung. Was ist nun bei einem Blick auf Bedrohungswahrnehmungen und Einschätzungen religiöser Pluralität zu erwarten? Ohne sich zu stark in der Vielfalt theoretischer Ansätze verheddern zu wollen, ist eine umstrittene politikwissenschaftliche Konzeption in Kombination mit einem Bündel sozialpsychologischer Ansätze weiterführend. Bei der politikwissenschaftlichen Konzeption handelt es sich um die Charakterisierung eines Kampfes der Kulturen, welche durch Samuel Huntington Berühmtheit erreicht hat (1996). Er behauptete (kurz dargestellt) die Existenz verschiedener kultureller Konfliktlinien auf der Welt, die zu großen Teilen durch unterschiedliche religiösen Kulturen getragen – und von ihnen ausgetragen – werden. Huntingtons Deutung, die teils erhebliche Kritik erfuhr, konstatierte eine Verschiebung weg von politischen hin zu kulturellen Konfliktlinien. Zentral für diese Annahme ist die Unterstellung einer Gegensätzlichkeit und wechselseitigen Ablehnung dieser (historisch) tief in den Bevölkerungen verankerten Kulturen. Vor allem sei es die kulturelle Fremdheit und die hohe Relevanz der eigenen kollektiven (Wir‑)Identität, welche die Konflikte bedinge. Jenseits der verschiedenen Kritikpunkte an seinen Überlegungen, brachte die Vielzahl an empirischen Verweisen auf nur zu gut in dieses Erklärungsmuster passende Konflikte, sowie die zugespitzte Erkennbarkeit seiner Argumentation, eine recht dauerhafte Verankerung dieser Gedanken in der politikwissenschaftlichen Debatte mit sich. Hinsichtlich religiöser Pluralisierung – und dies formulierte Huntington (1996) ebenfalls in seinen frühen Ausführungen – sei neben den Konflikten zwischen Religionen und Staaten auch in den diese Pluralisierung erfahrenden Ländern eine steigende Konflikthaftigkeit zu erwarten. Ein Grund hierfür ist aus seiner Sicht die Unverhandelbarkeit kultureller kollektiver Zugehörigkeiten, ein anderer die direkte (und um Ressourcen konkurrierende) Konfrontation vor Ort in sogenannten „Bruchlinienkonflikten“. Diese Konflikthaftigkeit religiöser Pluralisierung, die durch die ablehnende Reaktion der existierenden „kulturellen Mehrheitsgesellschaft“ gegenüber den, Pluralisierung erzeugenden, Sozialgruppen entstehe, wird durch Bedrohungsgefühle gegenüber kulturell als verschieden identifizierbaren Gruppen intensiviert.
Diese Mechanismen stimmen an verschiedenen Stellen mit Überlegungen der Rassismusforschung überein. So wird die Existenz des modernen Rassismus gerade über die kulturelle Differenz und den Versuch der Aufrechterhaltung bestehender Machthierarchien hergestellt (u. a. Rommelspacher 2011, S. 29; Memmi 1982, S. 100–101; Fredrickson 2002, S. 6). Neben ethnischen und biologischen Begründungen für Dominanzverhältnisse und einer damit verbundenen Abwertung von Gruppen wird im Laufe rassistischer Diskriminierung explizit auf kulturelle Unterschiede verwiesen. Bedeutsam für eine Sicht auf religiöse Unterschiede als Bezugsmerkmal für rassistische Diskriminierung ist die Existenz eines historisch verankerten strukturellen Rassismus, der mit Bezug auf Fremdgruppen aktiviert wird. Die Studien von Edward Said (1978; auch Bangstad 2022, S. 463–466) eröffnen die Möglichkeit, diesen auch in Bezug auf Muslim:innen als existentes und historisch gewachsenes Phänomen zu vermuten.
Offen blieb in Huntingtons Überlegungen, welcher Mechanismus zu dieser starken Ablehnung und sozialen Distanz führen. Mit der Erklärung von ablehnenden Haltungen gegenüber als fremd wahrgenommenen Gruppen beschäftigen sich sozialpsychologische Ansätze. Eine zentrale Komponente in diesen Konzepten stellt das Gefühl einer Bedrohung dar, die eine soziale Gruppe mit Bezug auf eine andere soziale Gruppe empfindet. Ausgehend von Überlegungen der Social Identity Theory (Tajfel 1982; Tajfel und Turner 1986) räumen Ansätze der Integrated Threat Theory dem Aspekt des Gefühls durch eine andere Gruppe und ihre Mitglieder bedroht zu sein, eine hohe Relevanz für die Abwertung dieser anderen Gruppe ein. In beiden Theorien spielt der Mechanismus der Erhöhung oder Überhöhung der Eigengruppe gegenüber anderen Gruppen die entscheidende Rolle (Fritsche et al. 2011). Die gewählte Zugehörigkeit zu einem als „besser eingeschätzten“ Kollektivs stärkt das Selbstwertgefühl des Individuums. Das Selbstwertgefühl steigt umso mehr, je besser man die Stellung der eigenen Gruppe (und seine Stellung in der Eigengruppe) einschätzt. Dies ist allerdings eine relationale Frage in der Gesellschaft. Eine Aufwertung des Selbst erreicht man entweder durch eine Ansehenssteigerung der eigenen Gruppe oder durch die Abwertung von Alternativgruppen. Die Diskriminierung von Minderheiten kann so als steigernd für das eigene Selbstbewusstsein eingesetzt werden, wird doch das eigene Kollektiv, zu dem man sich zugehörig fühlt, dadurch relational erhöht. Davon profitiert man auch als Individuum.
Soziale Distanzen stellen einen Schutz der eigenen Überlegenheit dar, sind aber auch häufig Folge der sich nun verankernden gruppenbezogenen Vorurteile, die bis hin zu Rassismus reichen können (Allport 1954; Allport und Ross 1967). In der Integrated Threat Theory wird diese Distanzierung und Abwertung durch eine gefühlte Bedrohung seitens der abgewerteten Gruppe noch verstärkt (Mackie und Smith 2002; Stephan et al. 2000; Stephan und Renfro 2002). Erscheint einem eine andere Sozialgruppe als gefährlich, dann steigert man die soziale Distanz und versucht eine Nähe zu dieser Gruppe zu vermeiden. Die Bedrohung kann sowohl real, gefühlt als auch symbolisch sein. Eine realistische Bedrohung nimmt konkrete Erfahrungen auf. Terroristische Anschläge werden zum Beispiel der Bezugspunkt für die Ablehnung einer Gruppe, waren die Terrorist:innen Mitglieder dieser Gruppe (Cinnirella 2012). Es erfolgt ein Übertrag von der Einzelperson auf die Bezugsgruppe. Die aus dieser Bedrohungswahrnehmung entstehende Abgrenzung und Ablehnung der Referenzgruppe ist argumentativ nicht einfach zu widerlegen, scheint sie doch durch den Verweis auf reale Ereignisse belegbar. Entsprechend handelt es sich auch bei einer realistischen Bedrohungswahrnehmung um eine gefühlte subjektive Bedrohung, und nicht um eine direkt erfahrene objektive Bedrohung. Die symbolische Bedrohung bezieht sich auf symbolische Verweise auf eine fremde Gruppe, welche im übertragenen Sinne als gefährlich angesehen wird. Eine symbolische Bedrohung bildet die Angst vor kultureller Überfremdung ab, welche man wiederum mit Blick auf Symbole der „feindlichen“ Gruppe (Kopftuch, Minarett, Moscheen, usw.) aktiviert. Hierbei werden massive Überfremdungsängste eines Kollektives artikuliert und durch die Auseinandersetzung über diese Symbole fokussiert. Speziell Rechtspopulist:innen und Gruppen der extremen Rechten bedienen sich dieser symbolischen Bedrohungswahrnehmungen, z. B. da wo sie Verschwörungstheorien von „Umvolkung“ und einem „Great Replacement“ formulieren und verbreiten.
Solchen Vorstellungen wie auch Vorurteilen entgegenwirken können Kontakte. Entsprechendes beschreibt die sogenannte Kontakthypothese (Allport 1979, S. 261–281; Sherif et al. 1961, S. 150–180): Kontakte zwischen Personen unterschiedlicher Gruppen führen ihr zufolge zu einem Abbau von wechselseitigen Vorurteilen. Ein positives Klimas der Umfeld, freiwillige Kontakte und positive Kontakterfahrungen stärken den Vorurteile abbauenden Effekt von Intergruppenkontakten (Christ et al. 2014, S. 3996–4000; Pettigrew 1998). Aber selbst ohne diese bestärkenden Faktoren, besitzt diese Hypothese empirische Relevanz, wie Pettigrew und Tropp (2006) in einer umfassenden Metaanalyse herausarbeiten konnten.
Von entscheidender Bedeutung in allen diesen sozialpsychologischen Ansätzen ist ihr Bezug auf kollektive Referenzgruppen. Es sind gruppenbezogene Vorurteile und rassistische Diskriminierung, welche von der Generalbeurteilung ausgehend auf einzelnen Personen als Mitglieder entsprechenden Referenzgruppe übertragen werden. Für die Fragestellung der religiösen Pluralisierung liegt hier – auch im Anschluss an die Überlegungen Huntingtons (1996) – die Problematik für ein problemfreies Zusammenleben im demokratischen Rahmen, in der Ausbildung eines Gefühls der Bedrohung durch eine andere religiöse Gruppe (Pickel et al. 2020a). Dabei können auch andere soziale Gruppen als Bedrohung, gefährlich und insgesamt unwillkommen in der eigenen Kultur angesehen werden. Gleichwohl ermöglichen die breiten Zugehörigkeiten und die Bedeutung von religiöser Zugehörigkeit für die eigene Identität eine große Bedeutung von Religion als Faktor für soziale Distanz und Konflikt.
3 Methodische Anmerkungen
Die vorliegenden Analysen fokussieren auf die den Religionsmonitor 2017 (Bertelsmann 2017). Dieser wurde zwischen Juli 2016 und März 2017 in sechs verschiedenen Ländern mit gleichen Fragesets unter Nutzung repräsentativer Auswahlverfahren erhoben und schließt an Erhebungen 2008 und 2013 an (Pickel 2019, S. 29). Basisbefragtenzahl war 10.708, die sich wie folgt auf folgende Länder verteilt: Deutschland 3649 Befragte, Frankreich 1503 Befragte, Großbritannien 1501 Befragte, Österreich 1538 Befragte, Schweiz 1501 Befragte, Türkei 1016 Befragte. Als Instrumente wurde neben der differenzierten Messung der Religiosität nach Huber (2003, 2008) eine größere Zahl an Fragen zu Bedrohungswahrnehmungen, sozialer Distanz, aber auch zu einem spezifischen Religionsverständnis erhoben. Dies ergab sich aus dem Schwerpunkt religiöse Pluralität. Ergänzt wurden diese Fragenkomplexe durch eine breite Erhebung sozialstruktureller Variablen (Aller, Bildung, Schulabschluss, Beruf) und von Religionszugehörigkeit. Für die in der Folge analysierten Variablen wird der Wortlaut der jeweiligen Frage unter der Abbildung aufgeführt. Gleiches gilt für die Fallzahl zur jeweiligen Berechnung. Geringere Zahlen verweisen auf stärkere Ausfälle, bzw. die Wahl der Kategorie weiß ich nicht. Überdurchschnittlich hoch waren diese Ausfälle z. B. im Bezug auf die Einschätzung des Hinduismus oder des Buddhismus.
In der Datenanalyse werden überwiegend deskriptive Statistiken mit einer Länder vergleichenden Perspektive verwendet. Auf Verfahren, wie zum Beispiel Mehrebenenanalysen, wurde aufgrund der zu geringen Fallzahl auf der Makroebene verzichtet. Auch weitere multivariate Analysen wurden aus Gründen der Übersichtlichkeit und aufgrund eines nur sehr geringen zusätzlichen Erkenntnisgewinns gezielt verzichtet. Bivariate Analysen kamen dagegen an einzelnen Stellen zur Anwendung. Signifikante Ergebnisse wurden ausgewiesen, außer bei der Interpretation von deskriptiven Befunden. Dort wurden allerdings Hintergrundanalysen durchgeführt, die interpretierte Unterschiede als signifikante Ergebnisse hinterlegen. Beim Zeitvergleich zwischen 2013 und 2017 wurden keine Signifikanzen zwischen zwei unabhängigen Datensätzen gerechnet. Im Text wurde auf gute Verständlichkeit und Lesbarkeit geachtet, weswegen an wenigen stellen auf statistische Zusatzangaben verzichtet wurde. Eine tiefer gehende Darstellung und in bestimmten Punkten auch Analyse des Datensatzes findet sich bei Pickel (2019) und bei den weiteren Beiträgen in dieser Special Section (z. B. Höllinger 2022; Liedhegener 2022; Müller und Pollack 2022).
4 Gibt es eine Angst vor religiöser Pluralität?
Um sich der Fragestellung empirisch anzunähern, bietet es sich an, zuerst die Haltungen der Bürger religiöser Pluralität gegenüber zu bestimmen. Dies ist im Bertelsmann Religionsmonitor mit unterschiedlichen Befragungsinstrumenten geschehen. Beginnen wir mit der allgemeinen Offenheit anderen Religionen gegenüber. Diese scheint den Ergebnissen nach flächendeckend relativ hoch zu sein (Abb. 1). In allen Untersuchungsländern übersteigt die Zahl derjenigen, welche meinen, dass man allen Religionen gegenüber offen sein sollte, deutlich die Zahl derjenigen, welche dies nicht meinen. Zustimmungsraten um und über 80 % sind die Regel, nur in der Türkei sinkt diese auf zwei Drittel der Befragten ab. In der Türkei ist dies auch die Zustimmungshöhe für die Fragen nach der Freiheit, seine Religion wechseln zu können und zur Annahme, dass jede Religion einen wahren Kern besitzt. Die letzte Annahme wird in Großbritannien, Frankreich und Ostdeutschland bei 60 % der Befragten geteilt.Footnote 5 Es gibt einen wesentlichen Teil in den untersuchten Bevölkerungen (speziell der Nichtmitglieder in einer Religionsgemeinschaft), welcher davon ausgeht, dass keine Religion einen wahren Kern aufweist.
Insgesamt betrachtet ist also die Toleranz gegenüber anderen Religionen dem Religionsmonitor 2017 nach relativ hoch. In allen Ländern dominiert eine allgemeine Zustimmung zum Prinzip der Religionsfreiheit. Nur Minderheiten stehen Religion allgemein kritisch und ablehnenden gegenüber. Diese Ergebnisse korrespondieren mit den Resultaten im Religionsmonitor 2008 und 2013 (Huber und Krech 2009, S. 73–75; Pickel 2013, S. 33–34). Die Frage ist, bedeutet dies nun auch, dass religiöse Pluralisierung und religiöse Vielfalt in den Untersuchungsländern kein großes Problem darstellen? Abb. 2 spricht eine etwas andere Sprache. Fragt man danach, ob der Prozess der religiösen Pluralisierung bedrohlich oder bereichernd, bzw. etwas dazwischen, ist, dann fällt das Ergebnis in fast allen Ländern ambivalent aus (Abb. 2). Die Zahl derjenigen, die religiöse Pluralisierung als bereichernd finden hält sich in etwa die Waage zur Zahl derjenigen, welche religiöse Pluralisierung als bedrohlich ansehen.
Die Einschätzungen unterscheiden sich zwischen den Ländern. Während in Frankreich, Westdeutschland, der Schweiz und Großbritannien die Einschätzung als Bereicherung überwiegt, ist sie in Österreich und Ostdeutschland gleich verteilt. In der Türkei überwiegt die Angst vor Bedrohung. Auffällig ist die starke Zustimmung zur Antwortvorgabe weder/noch in Österreich. Dies ist dort die stärkste Gruppe. Zudem findet sich allein in Österreich in markanter Größe die gleichzeitige Einschätzung als bereichernd und bedrohlich, die ansonsten in den anderen Vergleichsländern nur wenig gewählt wurde. Generell hat es den Anschein, dass historische Erfahrungen mit religiöser Pluralität in einigen Ländern eine größere Gelassenheit gegenüber religiöser Pluralisierung mit sich bringen. Gleichwohl sind die Unterschiede – abgesehen von der Türkei – übersichtlich. Dominant ist die ambivalente Haltung gegenüber religiöser Pluralisierung (auch Pickel et al. 2016; auch Zick et al. 2011; Zick und Küpper 2009), die Zweifel an der hohen allgemeinen Toleranz aus Abb. 1 nährt (Rapp 2014, S. 210–215). Diese ambivalente Haltung ist nachvollziehbar: Zum einen sind vielen Bürger:innen manche der neuen Religionen in ihrem Umfeld unbekannt. Sie sind sich in der Einschätzung nicht sicher und ihnen fällt es schwer eine Meinung über diese Religionen abzugeben. Zum anderen beurteilt man in der Frage zu religiöser Pluralisierung auch alle Religionen gemeinsam. Da kann die eine bedrohlich, und die andere bereichernd sein, was zu einem ambivalenten Ergebnis führt.. Entsprechend ist es sinnvoll Haltungen gegenüber den Religionsgemeinschaften getrennt zu betrachten.
Das Bild ist dann eindeutig und gilt für alle Untersuchungsländer: Wenn eine Religion mehrheitlich als bedrohlich eingestuft wird, dann ist es der Islam (Abb. 3). Die zurückhaltenden Einstellungen gegenüber dem Islam in Teilen der Bevölkerung der Untersuchungsländer halten sich immerhin die Waage mit einer fast genauso großen Gruppe an Personen, die den Islam zwar vielleicht nicht als bereichernd, aber zumindest auch nicht als bedrohlich empfinden. Zu bedenken ist: In allen Fällen bestand die Möglichkeit ausweichend zu antworten, z. B. mit „sowohl als auch“, „weiß nicht“ oder „kann mich nicht entscheiden“. Diese Möglichkeiten wurden für den Islam allerdings kaum genutzt: Fast jede:r europäische Bürger:in besitzt (den Antworten nach) zum Islam eine spezifische Meinung, was seine Bedrohlichkeit angeht. Folglich äußert eine große Zahl an Menschen eine Empfindung, obwohl sie noch nie Kontakt mit Muslim:innen hatte (Pickel und Yendell 2016; Hillenbrand 2020).Footnote 6 Diese (eher unfundierte) Meinung treibt aber nun ihr weiteres Verhalten an.Footnote 7 Eine so gewonnene Haltung scheint in der Regel nicht günstig auszufallen, ist doch die Wahrnehmung des Islam als bedrohlich gerade in Ostdeutschland, wo statistisch belegt kaum Muslim:innen leben, unter den Untersuchungsländern des Religionsmonitors am stärksten (Öztürk und Pickel 2019).Footnote 8 Am niedrigsten unter den Ländern mit einer christlichen Bevölkerungsmehrheit sind die Bedrohungswahrnehmungen in Frankreich und Großbritannien. Kaum eine besteht (erwartungsgemäß) in der muslimisch geprägten Türkei.
Wie Abb. 3 zeigt, handelt sich auch um keine generelle Religionsdistanz oder Angst vor Religion allgemein. Allein der Hinduismus in Ostdeutschland und das Judentum in Frankreich erreichen knapp die 20 %-Marke der Bedrohungsgefühle. Alle anderen Religionen werden mehrheitlich als bereichernd empfunden. Allein in der Türkei teilt man diese positiven Gefühle nicht. Hier empfinden drei von fünf Einwohnern eigentlich alle anderen Religionen, inklusive des Atheismus als bedrohlich. Der Atheismus und das Judentum stechen aus diesen hohen Werten noch leicht heraus. Insgesamt gibt es also eine Skepsis gegenüber Mitgliedern von Weltanschauungsgemeinschaften, die nicht der eigenen kulturellen Historie entsprechen. Diese greift aber nur dann wirklich, wenn diese Gruppe stärker in den „eigenen“ Lebensalltag eingekehrt sind. Ebenfalls bestätigt wird die Begründung der Ambivalenz der Vorergebnisse, aufgrund der unterschiedlichen Einschätzung verschiedener Religionen.Footnote 9
Dieses Antwortverhalten und sein Muster über die Länder hat sich seit 2013 wenig verändert. Schon 2013 besaß man eine relativ feste Position zu Islam, Christentum, religiöser Vielfalt oder auch Judentum (Pickel 2013, S. 28–37; auch Beyer und Liebe 2020 mit anderer Ausrichtung), die ein fast deckungsgleiches Bild zu 2017 offenbarte (Abb. 4). Wie bei den vorangegangenen Beurteilungen ist das Gefühl der Bedrohung durch den Islam unter den sechs Untersuchungsländern des Bertelsmann Religionsmonitors 2017 (Bertelsmann 2017) in Ostdeutschland am stärksten, in Frankreich und Großbritannien am niedrigsten. Angesichts der Terroranschläge der letzten Jahren durch islamistische Gruppen und den heftig diskutierten Fluchtbewegungen nach Europa seit 2015 ist es überraschend, dass das Bedrohungsgefühl nicht gestiegen, sondern in etwas gleich geblieben ist.
In Deutschland, Frankreich und der Schweiz finden sich seit 2013 nur extrem geringe Bewegungen, auf keinen Fall eine – zumeist durch rechtspopulistische Parteien propagierte – gesteigerte Verbreitung von Ängsten (Pickel 2018b; Pickel et al. 2020d).Footnote 10 Das Ergebnis spricht eher für eine gewisse Konsistenz, die sich sowohl aus einem längerfristigen strukturellen Rassismus, als auch aus einer schon seit den Terroranschlägen des 11. September 2001 bestehenden Bedrohungslage in den Köpfen der Bürger:innen erklären lässt. Allein in Großbritannien ist mit den Daten des Bertelsmann Religionsmonitors 2017 (Bertelsmann 2017) eine Zunahme der gefühlten Bedrohung durch den Islam festzustellen. Manch einer Vorannahme und rechter Propaganda zum Trotz haben die Fluchtbewegungen seit 2015 keine wesentliche Veränderung in den Bedrohungsgefühlen mit sich gebracht, obwohl zwischen Islam und Geflüchteten seitens der Bürger:innen enge Verbindungen hergestellt werden (Pickel und Pickel 2019). Nicht, dass Veränderungen per se nicht möglich wären. Dies zeigen die Entwicklungen der gefühlten Bedrohung durch das Judentum, welche in den letzten drei Jahren in allen Ländern außer der Türkei abgesunken ist (Abb. 4). Es kann gut sein, dass die Konzentration auf den Islam als Bedrohung, die gefühlte Gefährlichkeit des Judentums außer Sicht rückte.
Ein ähnliches Bild finden wir für das Christentum und den Atheismus (Abb. 5). Hier existiert eine Ausnahme: die Türkei. Dort ist der Anteil derjenigen, die sich durch das Christentum bedroht fühlen seit 2013 merklich angewachsen. Hierfür verantwortlich dürften die politischen Veränderungen im Nahen Osten sein, welche durch eine starke Mobilisierung der nationalen (muslimisch geprägten) Identität der Türkei geprägt ist. Zusammen mit einem steigenden Anspruch auf eine Führungsrolle im arabischen Raum mündet diese Entwicklung in einer gegen Israel und das Judentum gerichtete Abgrenzung (Abb. 4).Footnote 11 Allerdings reicht diese Abgrenzung weiter. So finden wir 2017 in der Türkei ebenfalls stärkere Bedrohungsgefühle durch das Christentum als noch 2013 (Abb. 5). Gar nicht zu sprechen von dem am bedrohlichsten eingeschätzten Atheismus. Die europäischen Debatten und die innertürkische Diskussionen hat bei vielen Bürger:innen dort das Gefühl der Notwendigkeit einer „cultural defense“ mit sich gebracht (Bruce 2002), also die Abwehr einer Bedrohung der türkischen Nation und ihrer religiös geprägten Kultur.Footnote 12 Eher eine Randnotiz in dieser Diskussion stellt der Rückgang der Bedrohungsangst gegenüber dem Atheismus in Westdeutschland sowie das Schrumpfen der Gefährdungswahrnehmung durch das Christentum unter den meist konfessionslosen Ostdeutschen dar. Hier etabliert sich ein Entspannung in der wechselseitigen Wahrnehmung zwischen Christ:innen und Atheist:innen, wenngleich eine gefühlte Bedrohung durch den Atheismus von jedem vierten Westdeutschen immer noch den höchsten Wert innerhalb der untersuchten Länder darstellt. Für die Entwicklung dürfte eine weitere Ausbreitung von säkularen Bürger:innen und der Wahrnehmung der eigenen Gesellschaft als säkular verantwortlich sein. Die Vorstellungen zeigen sich jenseits Westdeutschlands am stärksten in Großbritannien (Abb. 5).
Zurück zur Entwicklung der Haltung zum Islam zwischen 2013 und 2017: Aufgrund des seit 2015 massiven Zuwachses an öffentlichen Diskussionen zu muslimischer Zuwanderung, Protesten gegen sie, einer Explosion der Berichterstattung über antiislamisch geprägte Proteste, sowie dem Gefühl, dass islamistischen Terrors immer stärker wird, hätte man stärkere Bedrohungwahrnehmungen durch den Islam vermutet. Das Ergebnis deutet eher auf bei vielen Bürger:innen relativ verfestigte Haltungen gegenüber bestimmten Weltanschauungen und Religionen hin. Sie lassen sich nicht einfach – sowohl in die positive wie in die negative Richtung – verändern. Zu dieser konstanten Polarisierung zwischen Menschen, die sich von Islam bedroht fühlen oder eben nicht, trägt neben einer tiefer angelegten Urteils- und Vorurteilsstruktur gegenüber Muslim:innen (und auch anderen Fremden), die mittlerweile immer selektiver Mediennutzung der Bürger:innen bei. So suchen sie sich Meldungen, welche ihre Positionen und Meinungen bestärken und stützen. Diese Stabilität reflektiert eine starke Resistenz weiter Teile der Bevölkerung gegenüber antimuslimischen Kampagnen und einzelten beunruhigenden Ereignissen im Umfeld, wie sie 2016 und 2017 in Deutschland, Frankreich und Belgien stattfanden. Die in ihren Haltungen gegenüber dem Islam unterschiedlich denkenden Bevölkerungsgruppen besitzen relativ beständige Vorstellungen, welche sie in der modernen Medienlandschaft gut durch die selektive Auswahl von zu ihren Haltungen passenden Informationen bestätigen können (auch Yendell und Huber 2020a; Pickel und Yendell 2022). Diese Feststellung ist nicht profan, stellt man die Wirkungsmacht des angesprochenen Konzeptes eines Kampfes der Kulturen in Rechnung (Huntington 1996). Verweise auf den internationalen islamistischen Terrorismus vermengen sich mit realen Integrationsproblemen in den Ländern (Ciftci 2012). Die sich ausbildenden Stereotype besitzen Folgen bis weit hinein in die politischen und gesellschaftlichen Debatten in Europa, wie Diskussionen um die Integration muslimischer Mitbürger oder Debatten über Minarett- oder Kopftuchverbote aufzeigen (Carol und Koopmans 2013).
5 Zwischen Bedrohungswahrnehmungen, sozialen Distanzen und Vorurteilen
Diese Betrachtung einer relativen hohen Stabilität der Bedrohungsgefühle wirft die Frage auf, wie tief diese Gefühle liegen und welche Bedeutung sie für das soziale Zusammenleben besitzen. Eingangs des Beitrages wurde, unter Bezug auf sozialpsychologische Theorien, auf mögliche Verbindungen zwischen den Bedrohungswahrnehmungen und sozialer Abwertung, wie sozialer Distanz zu religiös konnotierten Kollektiven und sozialen Gruppen hingewiesen. Indikatoren hierfür sind die Haltung dazu, wie man damit umgeht, wenn ein Mitglied dieser Gruppe zum Nachbar wird – oder gar in die Familie einheiratet. Dabei handelt es sich auch um das soziale Vertrauen, welches man dieser Gruppe entgegenbringt. Betrachtet man eine Korrelationstabelle zwischen den Indikatoren mit Bezug zur muslimischen Glaubensgemeinschaft, so belegen diese eine starke Verkopplung von sozialer Distanz und Bedrohungsangst. Diese Beziehung ist nicht nur für die Einstellungen gegenüber Muslim:innen, sondern auch gegenüber Jüd:innen nachweisbar (Tab. 1). Allerdings ist sie bei Muslim:innen am stärksten ausgeprägt. In den Augen der Bürger:innen geht von ihnen die größte Gefahr aus. Inwieweit die Verbindung zwischen sozialer Distanz und Bedrohungsangst aufgrund eines generellen antimuslimischen Rassismus besteht oder die gefühlte Bedrohung diese sozialen Distanzen erzeugt, muss an dieser Stelle offen bleiben, da dies rein statistisch nicht zu aufzulösen ist. Gleichzeitig spricht die Plausibilität für beide Wirkungsrichtungen und eine wechselseitige Bestärkung von sozialer Distanz und Bedrohungsangst.
Die soziale Distanz ordnet sich bei den Häufigkeiten in das bereits bekannte Ländermuster (Abb. 6). Gleichzeitig liegen die Werte derjenigen, welche keine Muslim:innen als Nachbarn akzeptieren wollen, erheblich unter den Bedrohungsgefühlen. Es scheint also eine beachtliche Gruppe an Menschen zu geben, welche sich zwar von Mitgliedern einer Religionsgemeinschaft bedroht fühlt, dies aber nicht direkt in eine soziale Distanz umsetzt, bzw. diese besitzt. So sind Muslim:innen zwischen ca. 15 % (in Frankreich, Westdeutschland und der Schweiz) und 30 % (Ostdeutschland, Österreich) der Befragten als Nachbaren unangenehm.
Beachtenswert ist die große Nähe zwischen der sozialen Distanz zu Muslim:innen und zu Geflüchteten. Beide Gruppen werden in einigen Ländern (Deutschland und Österreich) quasi Synonym gesetzt, während in anderen Ländern eine stärkere Distanz gegenüber Geflüchteten besteht (Frankreich, Großbritannien und in Teilen die Schweiz). Wenig überraschend sieht es in der Türkei anders aus. Dort findet sich unter den betrachteten Ländern die stärkste soziale Distanz gegenüber Geflüchteten – allerdings (ebenfalls wenig überraschend) keine gegenüber Muslim:innen. Kann man diesen Befund vielleicht noch durch die stärkere objektive Betroffenheit von den Fluchtbewegungen erklären, so ist dies für die enorme soziale Distanz gegenüber dem Judentum und Jüd:innen nicht als Erklärung geeignet. Fast die Hälfte der Befragten in der Türkei würden Jüd:innen ungerne als Nachbarn besitzen. Es zeigt sich erneut die starke Distanz, die in Teilen der türkischen Bevölkerung mit der Haltung gegenüber Israel verbunden ist.Footnote 13 Diese bereits gezeigten Ergebnisse – und ihre relationale Verteilung über die Länder – bestätigen sich, allerdings auf jeweils höherem Niveau.
Beides gilt auch für die Einheirat in die eigene Familie (Abb. 7). Wären viele Einwohner der untersuchten Ländern noch geneigt Muslime als Nachbarn zu akzeptieren, so führt eine größere Nähe der Zugehörigkeit zur eigenen Familie zu einem Grenzziehungsprozess. Bis vor die Haustür geht es vielleicht noch, durch die Haustür möchten viele aber Muslime nicht lassen. So steigt in allen Ländern (außer der Türkei) die Zahl derer, denen dies unangenehm wäre (ohne Muslime selbst zu fragen) gegenüber der Nachbarschaftsfrage noch einmal merklich, in der Regel mehr als 10 %-Punkte an. Während sich die Werte in den christlichen europäischen Ländern zumeist die Waage halten, fallen sie in Frankreich wiederum deutlich niedriger aus.
Die geringste soziale Distanz besteht seitens der Nichtchristen gegenüber den Mitgliedern der jeweiligen Mehrheitsreligion – dem Christentum. Allein in der Türkei zeigt sich bei mehr als zwei Drittel der Befragten, dass sie weder gerne einen Christ:innen noch einen Jüd:innen oder gar eine:n Atheist:in als Mitglied in der eigenen Familie begrüßen möchten. Der Atheismus ruft in eher religiös geprägten Ländern, wie Österreich, der Schweiz und Westdeutschland noch gelegentlich, wenn auch nicht mehrheitlich, Probleme für die Familienkohäsion hervor. Bemerkenswert ist die immerhin bei fast jedem und jeder Dritten in Österreich und der Schweiz aufzufindende soziale Distanz zu Mitglieder der jüdischen Glaubensrichtung. Zusammen mit einer Distanz von 20 % der West- und Ostdeutschen wirft dies Fragen über eine Langlebigkeit des Antisemitismus, zumindest in seiner Form als Israelgegnerschaft und sekundärem Antisemitismus auf (Decker und Brähler 2018, S. 179–216; Öztürk und Pickel 2021).
Es gilt die Ergebnisse einzuordnen. In allen Ländern – außer der Türkei – sind die Mehrheiten der Befragten durchaus damit einverstanden, dass ein:e Muslim:in oder ein Jude bzw. eine Jüdin ihr:e Nachbar:in wird – oder auch, dass er in die eigene Familie einheiratet. Gleichwohl finden sich starke Minderheiten, welche über starke soziale Distanzen gegenüber Muslim:innen, und teilweise – auf niedrigerem Niveau – Jüd:innen aufweisen. Inwieweit diese sozialen Distanzen Hinweise auf eine Islamophobie (Allen 2010; Bleich 2011; Bleich und Maxwell 2012; Halliday 1999; Helbling 2012; Stolz 2006), Muslimfeindlichkeit (Decker und Brähler 2018, S. 102; Pickel und Yendell 2019, S. 170–174) oder antimuslimischen Rassismus (Shooman 2014) darstellen, muss an dieser Stelle offen bleiben. Allerdings scheint die Vermutung nicht unplausibel, dass es sich in bestimmten Gruppen der Bevölkerung um tief liegende Ablehnungshaltungen gegenüber Muslim:innen – und teilweise auch Jüd:innen – handelt. Verschwörungsnarrative spielen hier genauso eine zu beachtende Rolle in der Stabilisierung solcher sozialer Distanzen, wie ein stabiler antimuslimischer Rassismus und Vorurteilsstrukturen (Yendell und Huber 2020b).
6 Wer hat Angst vor religiöser Pluralität – und warum?
Nun sind Einstellungen in Bevölkerungen selten gleichmäßig verteilt. Verschiedene Gruppen könnten stärker Bedrohungsängste aufweisen als andere. Plausible Thesen sind, dass jüngere Generationen weltoffener sind und eine stärkere Resistenz gegenüber Gefühlen der Bedrohung besitzen, oder dass eine höhere Bildung und Wissen Bedrohungen abbaut – speziell, wenn es sich um symbolische Bedrohungen handelt. Zumindest die Vermutungen für die Generationsdifferenzen scheinen plausibel zu sein. So fallen die soziale Distanz zu Muslim:innen und das Gefühl einer Bedrohung durch den Islam unter älteren Bürger:innen höher aus als unter jüngeren Bürger:innen (Abb. 8). Die Bedrohungsangst gegenüber dem Islam steigt bei den über 70-jährigen auf über 60 % an. Hier dürften Fremdheitsgefühle und der Gedanke einer kulturellen Differenz gegenüber Muslim:innen, die mehrheitlich als Zuwanderer klassifiziert werden, eine wesentliche Rolle spielen. Gleiches findet sich für die gefühlte Bedrohung durch das Judentum nicht. Hier existieren keinerlei Altersunterschiede. Vermutlich handelt es sich um ein politisches Muster, welches andere Sozialisationswege aufweist als der antimuslimische Rassismus.
Ältere Bürger sind möglicherweise seltener bereit sich auf verändernde Umweltsituation einzustellen. Dieser Befund findet sich in einer Korrelationstabelle (Tab. 2). Sie zeigt allerdings auch, dass es noch stärkere Prädiktoren für Bedrohungsangst vor dem Islam und soziale Distanzen gegenüber Muslim:innen gibt. Zum einen bestärkt eine rechte politisch-ideologische Orientierung in erheblichem Maße die Distanz zu Muslim:innen und das Gefühl einer Bedrohung durch den Islam (auch Dolezal et al. 2010; anders Kippenberg 2008). Auch ein eigener religiöser Dogmatismus wie ein geringeres generelles Sozialvertrauen wirkt in diese Richtung. Nicht Religiosität an sich, sondern ein exklusives Verständnis von der eigenen Religion erweist sich als hinderlich für die Überbrückung sozialer Distanzen zwischen Religionen. Bemerkenswert ist, dass die eigene ökonomische Lage eine untergeordnete Rolle spielt. Erst, wenn man das Gefühl hat im Vergleich zu anderen Mitgliedern der Gesellschaft benachteiligt zu werden, was man in der Sozialpsychologie relative Deprivation nennt, dann erhöht sich die soziale Distanz und das Bedrohungsgefühl. Die Verzahnung einer starken sozialen Distanz zu Jüd:innen und Muslim:innen verweist auf ein bei einigen Befragten universelles Verständnis der Ablehnung anderer sozialer Gruppen – oder gruppenbezogener Vorurteile im Sinne von Ethnozentrismus (Strabac und Listhaug 2007; auch Liedhegener et al. 2021).
Als Bedrohungsgefühle dämpfend erweisen sich soziale Kontakte, sie sind in der Lage soziale Distanzen abzubauen. Dies entspricht Aussagen der sozialpsychologischen Kontaktthese (Pettigrew 1998). Zweifelsohne wirken Kontakte unter vorteilhafteren Bedingungen und Gelegenheitsstrukturen besser und es gibt auch ungünstige Effekte negativer Kontakte, oder ihre selektive Wahrnehmung, wenn man einmal Vorurteile aufweist. Gleichzeitig ist der statistische Effekt konsistent und signifikant – und dies in allen Untersuchungsgruppen. So bleibt umgekehrt die Frage, warum kommt es bei ausbleibenden Kontakten doch so zügig zu einer Bedrohungsgefühlen? Oder an einem Beispiel gefragt: Wie kommt es angesichts von gerade einmal einem Prozent an Muslim:innen in Ostdeutschland zu der dort so hohen Bedrohungsangst?
Eine Erklärung ist, dass an die Stelle realer Erfahrungen mit Muslim:innen parasoziale Kontakte treten (Horton und Wohl 1956; Pickel und Yendell 2016): Viele Bürger:innen denken, dass sie aufgrund der Wahrnehmung der kollektiven Fremdgruppe der Muslim:innen in den Medien, speziell im Fernsehen, sich ein gutes Bild über die Mitglieder dieser Gruppe machen können. Hierfür spricht, dass nur sehr wenige Befragte (ca. 5 %) bei den Bedrohungsgefühlen die Kategorien „weiß nicht“ oder „kann ich nicht einschätzen“ wählen, alle anderen aber eine klare Positionierung vornehmen. Da die medialen Darstellungen lange Zeit weitgehend durch negative Meldungen über den Islam bestimmt waren (Frindte 2013; Saeed 2007) und in rechtspopulistischen Debatten dort gerade zugespitzt werden (Wodak 2015) ist ein ungünstiges Bild von „dem Islam“ und „den Muslimen“ nicht wirklich überraschend. Terrorakte weltweit, die Erfolge des IS, wie andere Ereignisse kamen in die Wohnzimmer und prägten in starke Maße die Einschätzung von „den Muslimen“. Diese Wahrnehmung von Muslim:innen dürfte eine zentrale Rolle für das Gefühl einer Bedrohung durch „die Muslime“ und „den Islam“ besitzen (Quillian 1995; Pickel und Yendell 2018). In diese Richtung deutet der positive Bezug zwischen Kontakten zu Mitgliedern anderer Religionen und sozialer Distanz bzw. Bedrohungsgefühlen (Tab. 2; auch Freitag und Rapp 2013). Menschen mit mehr Kontakten zu Mitgliedern einer anderen Religion, was vornehmlich aufgrund der Gruppengröße Muslim:innen sein müssten, weisen geringere Bedrohungsgefühle auf, wie eine geringere soziale Distanz. Ebenfalls als günstig für eine Reduktion von Bedrohungsgefühlen ist ein hohes generelles Sozialvertrauen. Da dieses in Teilen mit einer erhöhten Kontakthäufigkeit einhergeht, wie es der Ansatz des Sozialkapitals (Putnam 2000) feststellt, ist dies vielleicht auch nicht überraschend. Insgesamt bedeutet dies, dass hier vielfach Zuschreibungsprozesse stattfinden, in denen ein – teils medial gewonnenes – Bild vom Islam auf heimische Muslim:innen übertragen wird. Das Problem daran ist, dass dieses Bild die Aspekte Gefährlichkeit und Bedrohlichkeit neben Fremdheit beinhaltet (Pollack et al. 2014; Pickel et al. 2019). Dies kann im schlimmsten Fall zu einer Ethnisierung der Muslim:innen führen, die Abgrenzung und Zuschreibung erleichtert (Garner und Selod 2014; Meer und Modood 2009).
7 Religiöse Abstoßungsprozesse und ein Kampf der Kulturen in Europa?
Kommen wir zurück zum Effekt der Religiosität – oder besser den nicht auffindbaren Effekt. Diesen kann man in zwei Richtungen interpretieren: Zum einen in dem Sinne, dass Religiosität kein Schutzfaktor gegenüber gruppenbezogenen Vorurteilen ist. Zum anderen allerdings auch positiv, in dem Sinne, dass allein religiös zu sein, die Ablehnung anderer Religionen und ihrer Mitglieder nicht begünstigt. Selbst wenn in der Deskription gelegentlich der Eindruck entsteht, dass die religiöse Zugehörigkeit soziale Distanzen und Bedrohungsgefühle befördern könnte, muss dies differenziert gesehen werden, wie Tab. 3 belegt. So unterscheiden sich die Haltungen der Mitglieder unterschiedlicher Religionsgemeinschaften gegenüber anderen Religionsgemeinschaften. Unter den Mitgliedern der Pfingstbewegung und der Freikirchen sind die Gefühle einer Bedrohung durch den Islam am stärksten ausgeprägt (in Relation zu Konfessionslosen sowie anderen Christ:innen), Sunnit:innen empfinden dagegen Atheist:innen als bedrohlich und viele Alewit:innen auch den Islam sowie das Judentum. Alle diese Ergebnisse bewegen sich allerdings in grundsätzlichen Rahmenmustern (Schneider 2020). So ist unter allen christlichen Glaubensgemeinschaften und Konfessionen das Gefühl einer Bedrohung durch den Islam am stärksten ausgeprägt, bei orthodoxen Christ:innen und Mitgliedern von Freikirchen nur knapp vor der Bedrohung durch die Atheist:innen.
Die Bedrohungsgefühle übersteigen fast durchgehend die 50 %-Marke, bei Mitgliedern der Freikirchen sind es drei von vier. Umgekehrt erreicht in keinem der westeuropäischen Untersuchungsländer das Gefühl einer Bedrohung vergleichbare Werte. Die niedrigsten Bedrohungsängste besitzen dort Muslim:innen gegenüber dem Christentum. An dieser Stelle finden sich (derzeit) wenig Hinweise auf eine wechselseitige Abstoßung auf Seiten der muslimischen Bevölkerung. Eher ist man sich mit vielen Christ:innen hinsichtlich der Bedrohung durch den Atheismus einig. Dabei ist auf den markanten Unterschied zwischen den in Westeuropa lebenden Muslim:innen und den Muslim:innen in der Türkei zu verweisen. Selbst wenn dort die Einschätzungen durch aktuelle Auseinandersetzungen und politische Entwicklungen zugespitzt sind, waren die Bedrohungsgefühle bereits 2013 erheblich über den Werten, welche die westeuropäischen Muslim:innen aufweisen. Hier haben positive Erfahrungen vor Ort für einen Abbau der Bedrohungsgefühle gesorgt.
Dies bedeutet nicht, dass sich soziale Distanzen komplett aufgelöst haben. Immerhin 30 % der westeuropäischen Muslim:innen würden ungern eine:n Christ:in in ihrer Familie haben, 44 % einen Jüd:in und gar 48 % eine:n Atheist:in. Die letzten beiden sozialen Distanzen teilen sie mit immerhin 26 % (Einheirat Jüd:innen) und 22 % (Einheirat Atheist:innen) der Christ:innen, einmal kleinere Differenzen innerhalb der Religionsgemeinschaften zur Seite gestellt. Wenn soziale Distanz, dann ist sie doch eher umgekehrt: So fänden es 48 % der Christ:innen unangenehm Muslim:innen in der Familie zu haben. Diese Muster bestehen, in fast deckungsgleicher Höhe mit allein länderspezifischen Niveauunterschieden, in allen Untersuchungsländern (ohne die Türkei). Allen ermittelten Differenzen zum Trotz, reichen diese Beurteilungen nur begrenzt aus, um von einer breiten Etablierung eines Kampfes der Kulturen (Huntington 1996) oder einer neuen religiösen Intoleranz (Nussbaum 2012) innerhalb Deutschlands, Österreichs, Großbritanniens oder Frankreichs auszugehen. Gleichwohl finden sich in allen Religionsgemeinschaften – und auch jenseits dieser – beachtliche Gruppenstärken, die sich bedroht fühlen und auf soziale Distanz wert legen. Religiöse Gruppenkategorisierungen spielen im Alltag der Bürger eine nicht unwesentliche Rolle. Sie markieren Unterschiede, die sich teilweise (konform zur Social Identity Theory; Hunsberger und Jackson 2005; Jackson und Hunsberger 1999) in sozialen Distanzen manifestieren. Dies wird zukünftig ein im Rahmen von Integrationsprozessen zu lösendes Problem sein, jenseits von Migrationsstatus und Zuwanderung.
8 Folgen: Gefahren für die Demokratie?
Welche Folgen besitzt dies für die Demokratie? Dieser Punkt kann aufgrund der Beschränkungen in der Länge des Textes nur kursorisch besprochen werden. Gleichwohl ist die Frage drängend, betrachtet man sie vor dem Hintergrund der Erfolge rechtspopulistischer Bewegungen und Parteien – vor allem, da diese in starkem Maße über die Betonung der kulturellen Bedrohung aufgrund muslimischer Zuwanderung ihre Erfolge erzielen (Pickel und Yendell 2022; Pickel et al. 2020d; Uenal 2016). In einer Korrelationsanalyse wird die Brisanz von sozialer Distanz zu Muslim:innen und einem Bedrohungsgefühl gegenüber dem Islam deutlich: Sie korrespondieren mit einer geringeren Zufriedenheit mit der Demokratie, sogar mit einer geringeren Legitimität der Demokratie in den Augen der Bürger:innen (Demokratie ist eine gute Regierungsform) (Pickel und Pickel 2022). Umgekehrt bestärken sie autoritäre Vorstellungen, ausgedrückt durch den Wunsch, dass das Land mit einer starken Hand regiert werden sollte (Tab. 4).Footnote 14
Diese Befunde gelten für alle Länder, wenn auch mit gewissen Unterschieden. Sie korrespondieren mit der demokratiekritischen Position, welche Wähler:innen und Anhänger:innen rechtspopulistischer Parteien aufweisen. Dies ist nicht verwunderlich, wird doch von diesen Parteien gerade die Zuwanderung von Muslim:innen als Mittel zur Mobilisierung ihrer Anhängerschaft genutzt. Dabei werden bestehende Bedrohungsängste, wie vor allem das einer kulturellen Überfremdung, aufgegriffen und durch gezielte mediale Maßnahmen bestärkt. Entsprechend ist es wenig überraschend, dass unter den Anhängern rechtspopulistischer Parteien (AfD, FPÖ, FN, SVP, UKIP) sowohl die soziale Distanz und Ablehnung von Muslim:innen deutlich am stärksten ausfällt, wie auch die Haltung zur (liberalen) Demokratie geringer ist als in der Gesamtbevölkerung. Dabei ist es nicht so, dass unter denjenigen, die offen für Rechtspopulismus sind, Demokratie insgesamt abgelehnt wird, vielmehr wünscht man sich einen Erhalt der eigenen individuellen Freiheit in Kombination mit einem starken Nationalismus sowie einer autoritären Zurückweisung von Migration und Pluralismus (Eatwell und Goodwin 2018; Mudde und Rovira Kaltwasser 2017; Pickel 2018a; Schneider et al. 2021; Steinmann 2022). Es ist vor allem die antipluralistische Ausrichtung des Rechtspopulismus, die hier zum Vorschein kommt – und die in den letzten Jahren erfolgreich auf die kulturelle Unterschiedlichkeit und soziale Distanzen zu Muslim:innen und muslimischen Einwanderer:innen als Bedrohungsmerkmal zurückgreift. Die recht einfache Zuweisung von Bedrohlichkeit, auch aufgrund der rhetorisch leichten Verzahnung von terroristischen Akten, Islamist:innen mit Muslim:innen erweist sich als hilfreiches Instrumentarium.
9 Fazit – Religiöse Pluralisierung und wahrgenommene Bedrohung durch den Islam als teil-toxische Mischung für liberale Demokratien
Wie sind die Positionen der Bürger:innen gegenüber religiöser Pluralisierung war die erste Frage des Aufsatzes. Die Antwort ist: Vor dem Hintergrund einer oberflächlichen Offenheit gegenüber allen Religionen, findet sich in Europa eine ambivalente Haltung gegenüber religiöser Pluralisierung. Diese resultiert aus unterschiedlichen Einschätzungen von und Haltungen zu den verschiedenen Religionsgemeinschaften. So weist die Betrachtung der gefühlten Bedrohung durch Religionen (und deren Mitglieder) eine beachtliche Bandbreite je nach der Religion auf, auf die man sich bezieht. In allen Untersuchungsländern des Bertelsmann Religionsmonitors 2017 (Bertelsmann 2017) ergibt sich eine klare „Bedrohungshierarchie“ zwischen den Religionen. Hat man in den im Bertelsmann Religionsmonitor 2017 (Bertelsmann 2017) befragten Ländern Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Österreich und der Schweiz vor Buddhisten, Christen und Hindus faktisch keine Angst, ändert sich dies – mit Ausnahme der Türkei – mit Blick auf den Islam und „die Muslime“ schlagartig. Der Islam weist aus Sicht vieler Bürger:innen ein beachtliches Bedrohungspotential auf. Neben dem Gefühl einer „realistischen Bedrohung“ durch islamistische Terroranschläge und radikalislamistische Gruppen, spielt hierfür eine „symbolische Bedrohung“, das sich im Zuge des Gefühls einer Überfremdung und Verdrängung (der „heimatlichen Kultur“) auf der kulturellen Ebene konstituiert, eine entscheidende Rolle – und führt zu Bedrohungsgefühlen bei bis über der Hälfte der Bürger:innen im Bertelsmann Religionsmonitor 2017 (Bertelsmann 2017). Mediale Darstellungen, welche für Muslim:innen zumeist eher ungünstig ausfallen, stützen diese Überfremdungsängste. Viele dieser Ängste bestehen dabei bereit länger und sind recht tief im Überzeugungssystem als gruppenbezogene Vorurteile verankert. Diese treffen zwar unterschiedliche, als fremd eingestufte, Sozialgruppen in der Bevölkerung und äußern sich auch als breiter Rassismus. Sie drücken sich aber auch im Vergleich zu anderen Sozialgruppen in der höchsten sozialen Distanz gegenüber der Gruppe der Muslim:innen aus, sieht man vielleicht von den Geflüchteten ab, die von vielen fast als deckungsgleich zu muslimischen Migrant:innen gesehen – und nicht selten mit ihnen gleichgesetzt werden.
In die gleiche Richtung einer gar nicht starken Fluidität deutet eine hohen Stabilität der Bedrohungsgefühle gegenüber dem Islam. So zeigt ein Vergleich zwischen den Daten des Religionsmonitors 2013 und 2017 diesbezüglich nur begrenzte Veränderungen in den Untersuchungsländern. Während sich die bereits eher positiven Einschätzungen anderer Religionsgemeinschaften (Buddhismus, Hinduismus, Judentum) fast überall dort weiter verbessert haben, findet sich in der Bedrohungsgefühle gegenüber dem Islam in der Regel keine Veränderung. Es scheint so, als seien die Gefühle bezüglich des Islam verfestigt und werden über eine selektive Informationsaufnahme bestätigt, speziell, wenn der oder die Beobachter:in zu einer politisch eher rechts stehenden Meinung neigt. Wie die sich bedroht fühlenden Bürger:innen weitere Hinweise auf eine solche Bedrohung sammeln und finden, so ist dieser Prozess bei denjenigen, die sich nicht bedroht fühlen, gleich – aber mit gegensätzlichem Inhalt. Dieser selektive Blickwinkel verfestigt soziale Distanzen zu Religionsgruppen, und kann nur durch direkte Kontakte in Frage gestellt werden. Dabei ist es wichtig zwischen den um die 50 % an Bürger:innen, die eine Bedrohung durch den Islam fühlen, und der höchstens die Hälfte dieser Gruppe ausmachenden Personen, welche einen Einwanderungstop für Muslim:innen fordert oder sie nicht als Nachbaren haben will, zu unterscheiden. Hat man vor dem Islam Angst, so sucht man eine größere soziale Distanz zu Mitgliedern dieser Religion aufzubauen und fordert wesentlich häufiger einen Zuwanderungsstopp für muslimische Migration (Pickel und Pickel 2018), gleichwohl setzt sich ein Bedrohungsgefühl nicht 1‑zu‑1 in Muslimfeindlichkeit oder antimuslimischen Rassismus um (Uenal 2016). Das Gefühl einer Bedrohung steigert also fraglos, und theoriekonform zur Integrated Threat Theory, die Ablehnung von Muslim:innen – sie bringt sie aber keineswegs allein hervor (Gonzalez et al. 2008; auch McLaren 2003). Genau genommen markieren diese Gruppenunterschiede die Trennung zwischen einer rein auf Ängsten beruhenden Islamophobie und einer radikalen Muslimfeindschaft bzw. antimuslimischen Rassismus (auch Kaya 2015).
Eine solche wie auch soziale Distanzen gegenüber Muslim:innen sind durchaus folgenreich, hängen doch soziale Distanzen gegenüber Muslim:innen in starkem Maße mit sozialen Distanzen gegenüber Mitgliedern anderer Religionsgemeinschaften zusammen. Im Bertelsmann Religionsmonitor 2017 (Bertelsmann 2017) kann dies gut an den Verzahnungen der Ablehnungen gegenüber Muslim:innen und Jüd:innen beobachtet werden. Hinter dem Islam ist das Judentum in den westeuropäischen Untersuchungsstaaten die am meisten bedrohlich wirkende Religion. Insgesamt ist man bei dem Gefühl einer Bedrohung durch den Islam auch eher zu einer generell skeptischen Haltung gegenüber religiöser Pluralisierung bereit. Teilweise kommt es zu Kollateraleinschätzungen von Religion überhaupt als konfliktfördernd. Aufgrund dieser Entwicklung und der Beziehungen zwischen einer ja weiterhin zunehmenden religiösen Pluralisierung und Bedrohungsgefühlen gegenüber dem Islam muss konstatiert werden, dass religiöse Pluralisierung in den Augen vieler europäischer Bürger mit Gefühlen der Angst und auch gruppenbezogenen Vorurteilen verbunden ist (Forschungsfrage 2). Wie die Ergebnisse (nicht nur) des Religionsmonitors 2017 zeigen, sind vermutlich allein soziale Kontakte zu Muslimen förderlich für den Abbau von Ängsten und sozialen Distanzen. Generell kann noch ein generationaler Einstellungswandel angenommen werden.
Im Ländervergleich scheint die Angst vor dem Islam in Deutschland und der Schweiz stärker ausgeprägt als in Frankreich und Großbritannien. Österreich liegt dazwischen. Es scheint so, dass sich die, als Ängste abbauend, identifizierten Kontakte in der Breite auch auf der Makroebene niederschlagen. In Frankreich und Großbritannien, wo die Zahl der Kontakte zu Menschen aus außereuropäischen Kulturen häufiger sind, sinken die Bedrohungsgefühle etwas ab. Dies schützt allerdings nicht vor Erfolgen des Rechtspopulismus und beeinträchtigt kaum den universellen Effekt von Bedrohungsgefühlen auf soziale Distanzen gegenüber Muslim:innen. Allein in der Türkei zeigt sich ein anderes Bild. Hier ist es nicht der Islam, dem ja fast alle Einwohner der Türkei angehören, sondern die anderen Religionen, welche als bedrohlich wahrgenommen werden. Weit mehr als die Hälfte der befragten Einwohner:innen der Türkei empfinden so. Dabei sticht die gefühlte Bedrohung durch das Judentum und durch den Atheismus etwas aus diesen Ergebnissen heraus. Da in den Vergleichsländern der Studie, die muslimische Bevölkerung in keinem Land auch nur annähernd ähnliche Werte aufweist, wird hier ein regionale oder nationaler Effekt deutlich. Es ist weniger die Religionszugehörigkeit allein, welche Bedrohungsgefühle und soziale Distanz bis Abwertung hervorruft, sondern vermutlich eine nationalistisch aufgeladene Verbindung zwischen Religionszugehörigkeit, Nationalismus und politischem Abgrenzungsbedürfnis.
Das weitverbreitete Gefühl der Bedrohung ist in starkem Maße (wenn auch nicht allein) ein politisches Problem, fördert sie doch soziale Distanz, rassistische Tendenzen in der Bevölkerung und untergräbt den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Zwar ist die Unterstützung der Demokratie nicht sehr stark betroffen, gleichwohl finden sich unter der Gruppe der Bedrohten mehr Menschen, welche in Distanz zur Demokratie – speziell der aktuellen Demokratie im Land – gehen. Vor allem gelingt es rechtspopulistischen Bewegungen und Parteien die Ängste und sozialen Distanzen aufzugreifen und für ihre Zwecke einzusetzen. Sie politisieren religiöse Zugehörigkeit. Dies ist erfolgversprechend, weil Religionszugehörigkeiten eine der wenigen Verbindungsstrukturen für Kollektive darstellt – und sich damit zur Markierung kultureller Differenz eignet. Gerade das Schüren der Angst vor einer kulturellen Überfremdung erwies sich spätestens seit 2015 als eines der erfolgreichsten Mobilisierungsmittel der Rechtspopulist:innen. Für die demokratische politische Kultur ergibt sich aus der von Rechtspopulist:innen verbreiteten antipluralistischen Grundhaltung eine erhebliche Gefahr für die liberale und pluralistisch angelegte Demokratie. Die soziale Distanz in der Bevölkerung gegenüber Muslim:innen und die weit verbreiteten Ängste sind nicht als reines Begleitphänomen allgemeiner Politikverdrossenheit oder struktureller Unzufriedenheiten anzusehen, sondern als zentrales Erfolgsmerkmal des Erfolges des Rechtspopulismus, welches über Religion aus einer strukturellen Frage des Umgangs mit Migranten eine kulturelle Identitätsfrage macht.
Notes
So stehen Mitglieder von Minderheitenreligionen weniger im Fokus, wenn sie nicht als Mitglieder dieser Minderheitenreligionen zu erkennen sind. Zudem unterscheidet sich die seitens der Bürger:innen gefühlte Fremdheit zwischen unterschiedlichen Religionen. Diese Beobachtung kann zur Folge besitzen, dass Angehörige der Minderheitenreligionen versuchen sich im Alltag „unsichtbar“ zu machen (Pickel et al. 2022, S. 31).
Der Beitrag enthält eine vergleichende Perspektive. Diese ist aufgrund der begrenzten Länderauswahl des Bertelsmann Religionsmonitors (2017) eingeschränkt. Gleichzeitig finden sich auch mit den wenigen Ländern Hinweise auf ähnliche und differierende Prozesse in Europa, was die komparative Perspektive rechtfertigt.
Aus konzeptionellen Gründen (unterschiedliche religiöse Kulturen aufgrund des Sozialismus bis 1989) wird Deutschland in den Analysen in die Gebiete West- und Ostdeutschland aufgeteilt untersucht und präsentiert. So problematisch eine Unterscheidung in zwei Gebiete normativ sein mag, so empirisch sinnvoll ist sie aufgrund der zwei immer noch massiv unterschiedlichen Religionskulturen.
So lag der Anteil an Muslim:innen in Ostdeutschland 2017 bei gerade einmal einem Prozent.
Hinsichtlich des Hinduismus und des Buddhismus geben ein Fünftel bis ein Viertel der Befragten an keine Meinung zu haben und diese Religionen nicht zu kennen.
Eine „Muslimfeindlichkeit ohne Muslime“ lässt sich auch in Osteuropa finden (Pickel und Öztürk 2018).
Korrelationsanalysen zeigen, dass die wahrgenommene Bedrohung durch den Islam das Gefühl einer Bedrohung durch die religiöse Pluralisierung erzeugt, während die Einschätzung der anderen Religionen als bereichernd einen leicht positiven Effekt auf die Wahrnehmung religiöser Pluralisierung als bereichernd besitzt.
Es ist nicht auszuschließen, dass diese politischen Veränderungen eine spezifische Selektion der türkischen Stichprobe verantwortet. Entsprechend ist das Ergebnis unter Berücksichtigung dieses möglichen technischen Effektes mit Vorsicht zu interpretieren.
Diese Entwicklung ist bemerkenswert, da im Bertelsmann Religionsmonitor 2017 (Bertelsmann 2017) weniger türkische Befragte angeben religiös zu sein als noch 2013.
Entsprechende Befunde werden heute auch öfter unter Stichworten wie „muslimischer Antisemitismus“ oder „importierter Antisemitismus“ in den deutschsprachigen Ländern diskutiert. Diese durchaus mit Fallstricken versehene Diskussion bedürfte aber eines eigenen Zugangs (siehe Ranan 2018; Öztürk und Pickel 2021).
In der politischen Kulturforschung (Almond und Verba 1963; Easton 1975; Pickel und Pickel 2006) bildet die Demokratiezufriedenheit eine Mischung aus Legitimität der Demokratie und deren Effektivitätsbewertung ab, während die Frage nach der Regierungsform Legitimität repräsentiert. Es wird davon ausgegangen, dass die Legitimität für den Erhalt der Demokratie die wichtigere Rolle spielt. Gleichwohl kann die Kombination aus einer Unzufriedenheit mit der aktuellen Demokratie und autoritären Vorstellungen eine Gefährdung für eine bestehende Demokratie mit sich bringen.
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Pickel, G. Religiöse Vielfalt als Bedrohung oder Bereicherung? Ergebnisse des Bertelsmann Religionsmonitors 2017 im Ländervergleich. Z Religion Ges Polit 6, 749–779 (2022). https://doi.org/10.1007/s41682-022-00119-y
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