Zusammenfassung
Die alternde Gesellschaft avanciert zum Schreckgespenst der internationalen Gesundheits- und Pflegepolitik.2 Fachkräftemangel und Kostenexplosion, Rationierung und Priorisierung und andere Schlagworte stellen insbesondere für das solidarisch finanzierte deutsche Gesundheitssystem eine zunehmende Herausforderung dar, das seit den 1970er Jahren einem umfassenden Reformprozess ausgesetzt ist. Dies korrespondiert mit einer Neujustierung des Verhältnisses zwischen Staat und Markt und einer Hybridisierung der Sozial- und Gesundheitspolitik. Marktliche Steuerungsmechanismen prägen zunehmend die Gesundheitsversorgung im aktivierenden Sozialstaat (Dingeldey 2008), deren Finanzierung von sinkenden Anteilen der Unternehmen bei steigenden Lasten der Versicherten und Kranken gekennzeichnet ist (Bäcker et al. 2008). Sie korrespondieren mit dem Eigenverantwortungsparadigma, das auch die Gesundheitspolitik, -versorgung und -wirtschaft verändert hat. Darüber hinaus hat sich die Gesundheitswirtschaft in den letzten Jahren zur Boom- und Zukunftsbranche entwickelt, in der rund 4,6 Millionen Menschen unterschiedlicher Berufe – von der Heilkunde über die Pflege bis zur Medizintechnik – beschäftigt sind. Sie unterteilt sich in einen „ersten“ und „zweiten Gesundheitsmarkt“ (Kartte und Neumann 2009; Henke 2009).
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Becker, J., Goletz, U. (2012). Governance- und Marktvoraussetzungen für Altersgerechte Assistenzsysteme – Herausforderungen an Theorie und Praxis. In: Gersch, M., Liesenfeld, J. (eds) AAL- und E-Health-Geschäftsmodelle. Gabler Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-8349-3521-2_9
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