Zusammenfassung
Wenn man sich fragt, ob neue Verhältnisse auch eine neue Theorie, ob also neue schulische Verhältnisse eine neue Didaktik “erzeugen”, dann denkt man sozialwissenschaftlich. Man vermutet, daß gegebene objektive Bedingungen zu neuen geistigen Konzeptionen und neuartigen Formen der subjektiven Verarbeitung führen. Wir sind der Auffassung, daß diese Perspektive auf die Veränderung der Lehrerausbildung nach der Wende ihr relatives Recht hat. Wir sind aber zugleich davon überzeugt, daß das Neue, das nach der Wende in den neuen Bundesländern entsteht, ein sehr komplexes Bedingungsgefüge von geänderten und von gleichbleibenden “objektiven”, d.h. gesellschaftlichen, und “subjektiven”, auf die Persönlichkeit der Beteiligten bezogenen Faktoren darstellt. Rahmenbedingungen für Schule und Universität, Einstellungen der Lehrer, Schüler, Eltern, Zukunftserwartungen der Studierenden, verdrängte und nicht verdrängte Distanz zu den eigenen Schulerfahrungen und vieles andere mehr bestimmen die neue didaktische Wirklichkeit. Wir wollen deshalb in unserem Beitrag zunächst die bildungspolitischen und organisatorischen Rahmenbedingungen für die LehrerInnenausbildung1 am Beispiel des Landes Sachsen-Anhalt skizzieren. Wir werden dann mit Bezug auf Autoren aus Ost und West über das Theorie-Praxis-Verhältnis in der Didaktik nachdenken und dies mit Bezug auf erziehungswissenschaftliche Praktika konkretisieren.
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Keuffer, J., Luther, R., Meyer, M.A. (1995). Erzeugen neue Verhältnisse auch eine neue Didaktik?. In: Löw, M., Meister, D., Sander, U. (eds) Pädagogik im Umbruch. Studien zur Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung, vol 7. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95777-1_6
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