Notes
Zum Aufmerksamkeitsbegriff im Politischen vgl. Jones und Baumgartner (2005, S. 232).
So ist zum Beispiel im Landtag von Nordrhein-Westfalen formal dem Landtagspräsidenten im Benehmen mit dem Ältestenrat die Erarbeitung der Tagesordnung zugesprochen. Informell erarbeiten die Fraktionen einen gemeinsamen Vorschlag. Im Bund ist die Zuständigkeit des Ältestenrates in § 20, GO BT geregelt. In Nordrhein-Westfalen regelt § 19, GO LT NRW die Zuständigkeit der Präsidentin nach Beratung mit dem Ältestenrat.
Der Begriff Agenda Setting wird in dem vorliegenden Literaturbericht nur dann aufgegriffen, wenn er von den rezipierten Autoren gewählt wurde.
„The Politics of Agenda Building“ ist der Titel eines Beitrags von Roger W. Cobb und Charles D. Elder (1971), der sich pionierhaft mit Themensetzungsprozessen befasst und dem Grundgedanken folgt, dass Themen idealerweise in sozialen Gruppen entstehen. Agenda Building kennt drei verschiedene Modelle. Das Outside Initiative Model, in dem die Agenda durch eine Gruppierung jenseits der Regierungsstrukturen gesetzt wird, das Mobilization Model, das eine durch die Regierung gesetzte Agenda, für die jedoch in der Bevölkerung stark geworben und mobilisiert wird, beschreibt, und das Inside Access Model, bei dem die Themensetzung stark exekutiv erfolgt und die gesellschaftliche Problematisierung weitgehend eine untergeordnete Rolle spielt. Der Grundannahme des Modells – der Bewerbung bei bestimmten sozialen Gruppen – folgen auch Oppositionen, um ein Identifikationslevel der Wählerschaft mit der Thematik zu erzeugen (Cobb et al. 1976, S. 127).
In der Studie verglichen McCombs und Shaw die Wahrnehmung der zentralen Wahlkampfthemen von 100 unentschlossenen Wählern mit der Medienberichterstattung von Print und Funk. Sie bestätigten den Einfluss der Medien auf das, worüber die unentschlossenen Wähler nachdachten (McCombs und Shaw 1972, S. 180).
Studien stammen unter anderem von Kralewski und Neunreither (1963), Veen (1973), Kaßnitz (1979), Sebaldt (1992) und Schwarzmeier (2001). Als umfangreiche Vergleichsstudien gelten die Werke von Euchner (1993) und Helms (2002). Den Blick auf Oppositionsfraktionen der Landesebene bieten Kaiser und Petersohn (2007). Einen Vergleich lateinamerikanischer Oppositionsmuster mit den USA bieten Morgenstern et al. (2008). Mit den Oppositionsmustern im Europäischen Parlament beschäftigt sich Thierse (2015). Nach den Strategien von Opposition fragen die Studien von Kaltefleiter (1973), Schindler (1983) und Kranenpohl (1999).
Bei Norton geht es primär um Opponieren als Regierungsprinzip.
„Punctuated equilibrium“ basiert auf den Kerngedanken der mathematischen Chaos-Forschung. In dieser ist chaotische Dynamik kennzeichnend für das zeitliche Verhalten von Systemen.
Das Behavioral Model of Individual Decision Making nimmt an, dass der Akteur vier Phasen durchläuft: In der „Recognition stage“ erfolgt eine erste Priorisierung des Problems und seine Bedeutungszuweisung in der Umwelt. In der „Characterization Stage“ wird der Problemgegenstand definiert. Nun gelangt der Akteur in die „Alternative stage“, in der die Findung von Problemlösungen ansteht. Die letzte Phase des Modells beschreibt die „Choise stage“, in der die Entscheidung auf eine konkrete Problemlösungsalternative fällt (Jones und Baumgartner 2005, S. 33 ff.).
Es stellt durch die Codierung von Regierungsthemen eine solide Basis dar, um die Dynamik des politischen Entscheidungsprozesses besser zu erfassen. Im Policy Agendas Project wurden 19 Haupt- und 225 Unter-Codes zur Analyse exekutiver Vorhaben entwickelt, mit denen Entscheidungen und Policy-Change beschrieben werden können. Hinzuweisen ist auch auf den jeweiligen Entstehungskontext. Das politisch-administrative System der USA weist Besonderheiten auf, beispielsweise durch die marginale Bedeutung der Parteien (Baumgartner et al. 2006, S. 965), während der Parteienwettbewerb in Deutschland tragend für politische Entscheidungen ist.
Die von Sternberger (1956) erarbeiteten Oppositionsfunktionen Kritik, Kontrolle und Alternative ergänzt Steffani (1978, S. 430 f.) um die Funktionen Ausbildung von Regierungspersonal, Bereitschaft für Regierungsübernahme, Mahnung zur Wahrung des Minderheitenschutzes, Integration von Minderheiten in den politischen Prozess und Mobilisierung der Öffentlichkeit.
Theoretisch erfasst Dahl (1966) Strukturen und Funktionen der Opposition und prägt die Oppositionsforschung damit maßgeblich, wie auch Sebaldt in seinem – wie er selbst schreibt – „launischen Ausblick“ auf die Oppositionsforschung anerkennt, gleichzeitig aber anregt, Dahls Strukturmuster politischer Opposition kritisch zu hinterfragen (Sebaldt 1992, S. 340). Oberreuter merkt an, dass kooperative und kompetitive Strategien zusammengedacht werden müssen (Oberreuter 1993, S. 67).
Eine von zahlreichen Studien aufgegriffene Weiterentwicklung ist das Konzept des „Neuen Institutionalismus“ unter der Berücksichtigung von institutionellem Lernen und Pfadabhängigkeiten (Patzelt 2004, S. 114).
Eine klassische Beschreibung von form stellt die Parlamentssoziologie bereit. Darunter summieren sich Analysen, die sich mit der Zusammensetzung der Parlamentarier befassen. Die Soziodemografie der Abgeordneten ist das leitende Analyseraster (u. a. Hoecker 1994; Patzelt 1997). Die klassischen Arbeitsgebiete parlamentssoziologischer Forschung sind die Kausal-, die Konstruktions- sowie die Evolutionsanalyse von Parlamenten. Davon abzugrenzen sind Studien im Sinne einer Parlamentarischen Soziologie, die das Handeln aller parlamentarischen Akteure betrachten (Patzelt 2009, S. 312).
Nach Tsebelis gibt es sieben Vorgehensweisen beim Erstellen einer Tagesordnung: „(1) The government sets the agenda alone; (2) In a president’s conference the government commands a majority larger than its share of seats in the chamber; (3) Decision by majority rule at President’s Conference where party groups are proportionally represented; (4) Consensus agreement of party groups sought in President’s Conference but the plenary majority can overturn the proposal; (5) The president’s decision after consulation of party groups cannot be challenged by the chamber; (6) Fragmentation of Agenda Setting centers if unanimous vote of party leaders cannot be reached; (7) The chamber itself determines the agenda“ (Tsebelis 2009, S. 14).
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Dieser Literaturbericht basiert auf der Dissertation der Autorin mit dem Titel „Agenda Politics im Parlament. Das Themen und Tagesordnungsmanagement im nordrhein-westfälischen Landtag“, die 2017 im Springer VS Verlag für Sozialwissenschaften erscheint. Einige Passagen des Literaturberichts sind identisch zum ersten Kapitel der Publikation.
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Hohl, K. Wie gelangen Themen auf die parlamentarische Agenda?. Z Politikwiss 27, 109–128 (2017). https://doi.org/10.1007/s41358-017-0087-y
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