figure z

Die Schlafmedizin befindet sich im Wandel, in der Wahrnehmung in der Wissenschaft und in der Öffentlichkeit wird die Bedeutung zunehmend erkannt. Leider findet gleichzeitig im System der Gesundheitsversorgung über die reduzierte Vergütung schlafmedizinischer Leistungen eine gegenläufige Bewegung statt. Daher haben wir „Schlaf in Zeiten des Wandels“ der 31. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) als Motto mit auf den Weg gegeben. Wir möchten damit zum Ausdruck bringen, dass wir uns als Schlafmediziner und Schlafmedizinerinnen (und an der Versorgung Beteiligte) den Herausforderungen der Zeit stellen müssen. Medizinisch, sozial, geopolitisch. Auf unserer Jahrestagung wird sich dies durch die gewählten Schwerpunkte Schlaf und Umwelt – Licht, Lärm und Klima(wandel), „Berliner Luft“, Schlaf in Krisenzeiten, Sport, Arbeit, Schlafumgebung abbilden. Selbstverständlich bleiben die „Klassiker“ unseres Faches erhalten, sodass wir wissenschaftlich wieder einen aktuellen Stand der gesamten Bandbreite von Schlafmedizin und Schlafforschung darstellen werden.

So sehr sich auch alles wandelt, eines bleibt gleich und ist Kern unserer Arbeit: die immense Bedeutung von gutem Schlaf für die menschliche Gesundheit und damit für eine lebenswerte Existenz. Unsere Herausforderung ist es, neue Möglichkeiten der Behandlung von Schlaferkrankungen zu erforschen und klinisch zu etablieren, aber auch öffentlich zu kommunizieren. Ein gesunder Schlaf ist die beste Prävention bezüglich der Entwicklung anderer Erkrankungen und daher spielt die Sorge für einen erholsamen Schlaf eine große Rolle.

In diesem Heft wollen wir einen Rundblick zu aktuellen Themen der Schlafmedizin geben, die in der Region Berlin in der letzten Zeit vorangetrieben wurden, und damit auch dem lokalen Gastgeber, der Schlafmedizin Berlin-Brandenburg, Rechnung tragen.

Im ersten Beitrag von Fansa und Co-Autoren gehen wir auf eine Diskussion zwischen Schlafmedizin und Chronobiologie ein [1]. Dass das Beibehalten des Wechsels von Normalzeit zu Sommerzeit und umgekehrt nicht mehr zeitgemäß ist, ist uns allen präsent. Die öffentliche Diskussion dazu ist vor dem Hintergrund der anderen Krisen in der Welt etwas zurückgetreten. Umso mehr denken wir, ist eine wissenschaftliche Aufarbeitung dieser Diskussion und der Sinnhaftigkeit der Zeitumstellung von Bedeutung.

Im zweiten Beitrag von Glos und Co-Autoren wird die Schlafumgebung und deren Einfluss auf die Schlafqualität im Sinne eines Matratzensystems mit quantitativen Methoden im Schlaflabor untersucht [2]. Diese Ergebnisse sind neu und als Originalarbeit eingebracht. Oft sind die gefundenen Effekte klein und bedürfen größerer Studien, gerade wenn sie in Randbereichen der Schlafforschung und Schlafmedizin stattfinden.

Im dritten Beitrag von Krefting und Co-Autoren wird die aktuelle Digitalisierung im Gesundheitswesen aufgegriffen [3]. Hervorgehobenes Thema ist in dieser Arbeit die intersektoriale Versorgung unserer Patienten mit einer Schlafstörung, um dabei eine informationstechnisch und rechtlich abgesicherte Transparenz und Qualitätssicherung zu erreichen. Ein großes Netzwerk für die Schlafmedizin wird zu diesem Thema aus der Medizininformatik-Initiative im kommenden Jahr gestartet. Im Somnolink Projekt ist die Zertifizierung und Qualitätssicherung der Schlaflabore in Deutschland eingebunden, sowohl was die bisherige stationäre als auch ambulante Schlafmedizin angeht.

Im vierten Beitrag von Sauter und Co-Autoren wird eine weitere Sorge der Öffentlichkeit zu technischer Entwicklung und Auswirkungen auf den Schlaf adressiert [4]. Eine Exposition mit niederfrequenten Magnetfeldern mag den Schlaf negativ beeinflussen und über diesen Link möglicherweise zu einem in epidemiologischen Studien beobachteten erhöhten Risiko für das Auftreten von Alzheimer-Demenz beitragen. In diesem Beitrag wird ein Überblick zum Stand der Forschung gegeben und explizit darauf verwiesen, dass ein Bedarf für größere und besser durchgeführte Studien besteht.

Im fünften Beitrag von Amra und Co-Autoren wird ein wichtiges und wenig untersuchtes klinisches Thema beleuchtet [5]. In dieser Originalarbeit wird das Obesitas-Hypoventilationssyndrom und seine Behandlung untersucht. Insbesondere wird hier an einer Gruppe von Patienten mit Opiumabhängigkeit die nächtliche Atmung untersucht, um eine optimierte Behandlung zu finden. Eine große Schwierigkeit dieser Studie besteht in einer geeigneten Wahl von Kontrollpersonen.

Die in diesem Heft zusammengestellten Arbeiten zeigen die Bandbreite der Schlafforschung und Schlafmedizin auf. Viele Gebiete, wie Neuroendokrinologie, Neurophysiologie, Schichtarbeit, seltene Schlafstörungen und mehr wurden gar nicht dargestellt. Dazu finden sich in folgenden Heften der Somnologie aktuelle Beiträge. Wir wünschen den Lesern und Leserinnen dieser Ausgabe sowie den Kongressteilnehmern und Kongressteilnehmerinnen einen spannenden Wissenszuwachs mit weiterführenden Diskussionen

Thomas Penzel

Heidi Danker-Hopfe

Ingo Fietze