Das Verhalten einiger Atemreflexe bei Lungentuberkulösen

Zusammenfassung

Im akuten Sauerstoffmangel erfolgt eine Vergrößerung des AMV. Diese gegen etwaige Sauerstoffmangelwirkung gerichtete Gegenregulation verhütet den Sauerstoffspannungsverlust im Gewebe. Das Zustandekommen der Gegenregulation erfolgt reflektorisch; die Reflexe verlaufen über die Chemorezeptoren bzw. Pressoreceptoren. Bei Störungen der Reflexbahnen durch Schädigung des vegetativen Nervensystems kommt es nicht zur Auflösung der Reflexe, infolge dessen bleibt die Gegenregulation aus. Auf Grund der Tatsache, daß das vegetative Nervensystem durch Toxinwirkung bei Tuberkulose geschädigt werden kann, beruht das Ausbleiben der Gegenregulation im Sauerstoffmangel bei Lungentuberkulösen auf Reflexstörungen. Dabei ergeben sich Befunde im Verhalten der äußeren Atmung, wie sie experimentell nach Durchschneidung der Vagi, Aorten- und Sinusnerven im Sauerstoffmangel erhoben werden. Eine Schädigung des Atemzentrums konnte durch Prüfung mit Lobelin ausgeschlossen werden. Bei den untersuchten Fällen bestand die Reflexstörung bei einem Teil der Untersuchten in einer Erhöhung der Reizschwelle, in einem anderen Teil aber wahrscheinlich in einem völligen Erloschensein der Reflexe; dies ließ sich mit Strychnin als reflexsteigerndem Mittel nachweisen. Auf das Verhalten des Kreislaufes, das bei der engen Verbundenheit desselben mit der Atmung berücksichtigt werden muß, wurde hier nicht näher eingegangen; lediglich der Kreislauf-Atem-Reflex wurde an einem Beispiel gezeigt.

Als Strychninpräparat wurde bei den Untersuchungen Invocan forte verwendet, das die Herstellerfirma Knoll-Ludwigshafen dankenswerterweise zur Verfügung stellte.