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Wissenschaftskritik und Methodologie im feministischen Diskurs

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Diese Welt wird völlig anders sein

Part of the book series: Soziologische Studien ((SST))

Zusammenfassung

Die Diskussion um feministische Methodologie ist rückblickend beschreibbar als die Geschichte der Kooptation von Wissen, das von Bewegungen außerhalb der akademischen Gemeinschaft produziert worden ist. In Diskussionen um Forschungsethik und politische Prinzipien, im Wunsch, gesellschaftliche Bedingungen zu verändern, hat die Frauenbewegung, wie auch andere Bewegungen (z.B. die Arbeiter- oder die Studentenbewegung oder die Schwarzenbewegung in den USA) das etablierte akademische Wissen in besonderer Weise angezweifelt und in Frage gestellt: Die Geschichte der Betroffenen, die sich in diesen Bewegungen zusammenfanden; ihre gesellschaftliche Positionierung; ihre eigenen Ansichten darüber, wie sich ihre Gesellschaft zusammensetzt und warum sie in der Situation sind, in der sie sich befinden; auch ihre Hoffnungen, Wünsche und Bedürfnisse sahen sie in dieser Wissenschaft entweder nicht repräsentiert oder aber nur verzerrt aufgenommen — bis hin zur extremen Verdrehung im Sexismus und Rassismus. Damit wurde zugleich eine Grundfeste der wissenschaftlichen Gemeinschaft in Frage gestellt. Diese erhebt nämlich den Anspruch, alle ernstzunehmenden Experten der Wissensproduktion in sich selbst zu vereinen. Expertenschaft außerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft ist per definitionem nicht vorgesehen. Das Monopol auf die Produktion anerkannten Wissens und die postulierte scharfe Trennung von wissenschaftlichem und Alltagswissen, gekoppelt mit der Durchsetzung von Verfahren, wie dieses Wissen zu gewinnen sei, wird vom main-stream der Wissenschaften mit immer neuen Grenzziehungen bzw. der Verstärkung bereits etablierter Grenzziehungen zu verteidigen versucht.

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Müller, U. (1995). Wissenschaftskritik und Methodologie im feministischen Diskurs. In: Aulenbacher, B., Siegel, T. (eds) Diese Welt wird völlig anders sein. Soziologische Studien. Centaurus Verlag & Media, Herbolzheim. https://doi.org/10.1007/978-3-86226-386-8_5

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