Liebe Leserin, lieber Leser!

Die Zeitschrift psychopraxis.neuropraxis hat Ihnen in den letzten Ausgaben regelmäßig neue Aspekte der diagnostischen Zuordnung psychiatrischer Krankheitsbilder im DSM-5 vorgestellt.

Neben der Abschaffung der Unterteilung in Achse I und Achse II, der Abschaffung der Subtypen der Schizophrenie sowie der Neudefinition der affektiven Episoden mit gemischten Merkmalen [1] ist die Neubewertung der Entwicklungsstörungen des Zentralnervensystems eine der zentralen Neuigkeiten des DSM-5. Vor diesem Hintergrund möchte ich Ihnen als Mitherausgeber dieser Zeitschrift in dieser Ausgabe besonders den Artikel „Das Drama des autistischen Kindes“ empfehlen.

In gewisser Weise stellen die Entwicklungsstörungen so etwas wie eine neue versteckte Achse im DSM dar. Erkrankungen, die in der ICD sowie im DSM-IV noch als „klassische“ kinder- und jugendpsychiatrische Pathologien galten (Asperger-Autismus, ADHS) werden jetzt als Störungen in einem Spektrum gesehen, das sich zwar im Kindesalter per definitionem erstmanifestiert aber durchaus von erheblicher Relevanz in der Erwachsenenpsychiatrie sein kann. War im DSM-IV die Persönlichkeitsstörung auf Achse II die zentrale Variable für eine Achse-I-Störung (also z. B. depressive Episode mit Borderline-Persönlichkeitsstörung vs. depressive Episode ohne Borderline-Persönlichkeitsstörung, Alkoholabhängigkeit mit dependenter Persönlichkeitsstörung vs. Alkoholabhängigkeit ohne dependente Persönlichkeitsstörung etc.), so erscheint es gemäß DSM-5 besonders wichtig, die Variable „Entwicklungsstörung“ zu bewerten (also z. B. bipolare Störung mit oder ohne ADHS, bipolare Störung mit oder ohne Autismus-Spektrum-Störung [2]).

Viel Vergnügen bei der Lektüre dieses Heftes wünscht Ihnen

Ihr

Andreas Erfurth