Zusammenfassung
In deutschen Schulsystem hat sich ein wissenschaftlich bislang wenig beachteter Öffnungsprozess vollzogen, der sich darin äußert, dass am Ende der Sekundarstufe I Schulabschlüsse unabhängig von der besuchten Schulart erworben werden können. Diese so genannten „Entkopplungsoptionen“ werden weitaus häufiger genutzt als der Schulartwechsel und könnten somit bedeutsamer als dieser zur Korrektur bisheriger suboptimaler Bildungsentscheidungen beitragen. In diesem Zusammenhang darf jedoch nicht vernachlässigt werden, dass die institutionellen Bedingungen (im Sinne von Zugangs-und Vergabekriterien) insbesondere für die Weiterqualifizierung von Hauptschülern bundeslandspezifisch stark variieren. Im vorliegenden Beitrag wird auf der Grundlage der Theorie rationalen Handelns der Einfluss von Merkmalen der sozialen Herkunft, des Geschlechts sowie des Migrationsstatus auf die elterlichen Schulabschlusswünsche am Ende der Hauptschule unter den Bedingungen bundeslandspezifischer „Gelegenheitsstrukturen“ analysiert. Genutzt wird der nationale Datensatz der PISA 2000-Erhebung. Die Ergebnisse zeigen, dass die Bildungsaspirationen bedeutsam in Abhängigkeit von der sozialen und ethnischen Herkunft variieren, wobei vor allem die sozialen Herkunftseffekte institutionell beeinflussbar sind: In Bundesländern mit eher offen gestalteten Zugangs-und Vergabekriterien sind Eltern unterer Sozialgruppenzugehörigkeit deutlich stärker an einer Weiterqualifizierung ihrer Kinder interessiert als in Bundesländern mit eher restriktiv gestalteten Bedingungen.
Abstract
In the German school system a scientifically widely ignored process of modernization took place. It can be described as disconnection of visited school type and aspired graduation at the end of the lower secondary school. These so called “options of disconnection” are obviously used more often than the change of school type and possibly contribute better for a compensation of suboptimal school decisions. In this context the varying institutional arrangements (e.g., restriction of access) of the German states are to be considered, particularly for the upgrading at the Hauptschule (less prestigious level of secondary school). Based on the theory of rational choice, the article investigates the impact of social origin, ethnicity and gender on the parent’s aspired graduation under the different opportunity structures of German federal states. For the analysis the national PISA 2000 — data are used. The results show that parent’s desired graduation is strongly associated with social background and ethnicity. Additionally, the effects of social origin vary by institutional arrangements: In federal states characterized by a wider institutional opening lower status parents aspire more often towards an upgraded certificate for their offspring than in states characterized by more restrictive conditions.
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Wir möchten uns für die konstruktiven Anregungen zu diesem Beitrag von Jürgen Baumert, Heiner Meulemann, Ulrich Trautwein, Rainer Watermann und Horst Weishaupt bedanken.
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Schuchart, C., Maaz, K. Bildungsverhalten in institutionellen Kontexten: Schulbesuch und elterliche Bildungsaspiration am Ende der Sekundarstufe I. Koelner Z.Soziol.u.Soz.Psychol 59, 640–666 (2007). https://doi.org/10.1007/s11577-007-0081-3
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