Fokale Epilepsien aus dem Temporallappen sind immer noch die häufigsten Epilepsien, die in tertiären Epilepsiezentren vorgestellt werden [2]. In der Übersichtsarbeit „Temporallappenepilepsien – Ätiologie und elektroklinische Subtypen“ werden zum einen die ätiologischen Unterschiede (Hippocampussklerose vs. MRT [Magnetresonanztomographie]-negative Temporallappenepilepsien) zusammengefasst. Hauptaugenmerk gilt jedoch der von Philippe Kahane und Fabrice Bartholomei 2010 [7] zum ersten Mal vorgestellten Einteilung der elektroklinischen Subtypen (mesialer, temporopolarer, mesiolateraler, lateraler, temporaler „+-Subtyp“). Diese Einteilung hat sich international gegenüber der ebenfalls prächirurgisch orientierten Einteilung von Prof. Gregor Wieser [14] durchgesetzt. Eine zunehmend in der Literatur neu beschriebene Entität der Temporallappenepilepsie (TLE) sind die temporalen Enzephalozelen. Johann Philipp Zöllner aus Frankfurt und Kollegen [15] fassen hierzu die neuesten Daten bezüglich Epidemiologie und elektroklinischen Befunden, des Weiteren das diagnostische Prozedere und die besonderen Gegebenheiten der Therapie der temporalen Enzephalozelen zusammen. Temporale Enzephalozelen sind letztendlich eine, wenn auch seltene, aber noch oft übersehene Entität in der prächirurgischen Diagnostik.

In der Übersichtsarbeit von Viola von Podewils aus Greifswald [8] werden in Zusammenarbeit mit der neuropsychologischen Sektion der Universitätsklinik für Epileptologie Bonn umfassend die neuropsychologischen Manifestationen der TLE einschließlich affektiver Komponenten und des Einflusses eines operativen Eingriffs vorgestellt. Wie auch in den anderen genannten Beiträgen werden die Besonderheiten der TLE in der prächirurgischen Diagnostik hier evident.

Nichtinvasive diagnostische Verfahren bekommen in der prächirurgischen Diagnostik eine besondere Bedeutung zugeschrieben. Victor Schmidbauer und Silvia Bonelli aus Wien [10] fassen die neuesten Entwicklungen der funktionellen MRT-Untersuchung sowohl für die Domäne Sprache wie auch Gedächtnis zusammen und geben einen aktuellen Überblick über den Forschungsstand unter klinischen Gesichtspunkten. Christian Dorfer aus Wien [4] stellt eine Übersicht über die möglichen standardisierten resektiven Eingriffe bei der Temporallappenepilepsie zusammen und vermittelt so auch für den „Nicht-Chirurgen“ einen guten Einblick in die Möglichkeiten der neurochirurgischen Intervention bei der TLE. Er gibt ebenfalls einen Überblick über die Grenzen und Möglichkeiten der nichtresektiven, ablativen Verfahren. Der Einsatz der stereotaktischen Laserthermoablation war in Deutschland lange erwartet worden [3, 5, 6, 9, 12], umso mehr freut es uns, dass Friedhelm C. Schmitt und Kollegen die in Deutschland erstmalige Behandlung eines Patienten mit stereotaktischer Laserthermoablation detailliert beschreiben [13]. In Magdeburg erfolgte diese Behandlung bei mesialer TLE mit Hippocampussklerose. In Anlehnung an Schmidbauer und Bonelli wird die Durchführung eines funktionellen MRT-Gedächtnisparadigmas an diesem besonderen Einzelfall dargestellt.

Fokale Epilepsien aus dem Temporallappen sind die häufigsten Epilepsien in tertiären Epilepsiezentren

Faktoren für eine 10-jährige Anfallsfreiheit nach einem resektiven Eingriff im Temporallappen werden in einer Originalarbeit von Friedhelm C. Schmitt aus Magdeburg und Heinz-Joachim Meencke aus Berlin vorgestellt. Das Besondere an dieser Kohorte, die noch aus Prof. Meenckes Direktorat im Epilepsiezentrum Berlin-Brandenburg stammt, ist, dass sie über 10 Jahre kontinuierlich einem Follow-up unterzogen wurde [11].

Die klinische Bedeutung der TLE wird auch in der Vielzahl an Tiermodellen deutlich, die inzwischen dem translationalen Forscher zur Verfügung stehen. Sebastian Bauer aus Frankfurt [1] stellt den aktuellen Kenntnisstand bezüglich der Tiermodelle der mesialen Temporallappenepilepsie vor, wobei eine Betonung auf den Nagetiermodellen liegt und konzeptionelle Überlegungen im Zusammenhang mit der aktuellen Forschungslage einen Schwerpunkt bilden.

Wir hoffen mit diesem Themenheft einen Überblick über das aus epilepsiechirurgischer Sicht so besondere Syndrom der Temporallappenepilepsie in all ihren Aspekten – der prächirurgischen Diagnostik, der elektroklinischen Manifestation, der Ätiologie, den operativen Methoden, dem Follow-up und der translationalen Forschung – gegeben zu haben.

Ihre

C. Baumgartner und A. Strzelczyk