Zusammenfassung
Einleitung
Unter DRG-basierter Pauschalvergütung ist es erforderlich, dass die Selbstkosten eines Behandlungsfalles niedriger sind als die Erlöse aus der Pauschale. Kostenintensive Komplikationen müssen hierfür minimiert und kostengünstige Behandlungsabläufe implementiert werden. Beide Ziele sind über eine Standardisierung der Leistungserbringung zu erreichen. Eine Kennzahl bezüglich des Diversifikationsgrades des Leistungsangebots ist somit für das Krankenhausmanagement von relevantem Interesse.
Methode und Datenbasis
Der Gini-Koeffizient (GK) ist ein abgeleiteter Wert aus der Pareto-Analyse, die die Abhängigkeit von In- und Output über eine kumulative Distributionsfunktion beschreibt. Nach Pareto wäre ein Leistungsspektrum optimal verteilt, wenn 80% der geleisteten Eingriffe durch 20% der angebotenen Eingriffsarten abgedeckt wären. Für diese idealtypische Annahme beträgt der GK 0,86. Ein GK nahe 0 spricht für eine hohe Diversifizierung, ein GK nahe 1 für eine hohe Standardisierung. Die Datenerhebung wurde im Zentral-OP des Kantonsspitals Luzern, Schweiz, durchgeführt. Im Erhebungszeitraum 01.01.2003–31.12.2004 (Periode 1) wurden 11573, im Erhebungszeitraum 01.01.2005–18.07.2005 (Periode 2) 3449 operative Eingriffe, unterteilt nach Fachabteilungen, anhand der Operationsberichte nach vorgenommenem Haupteingriff (kodiert nach „International Classification of Diseases, Ninth Revision, Clinical Modification“, ICD-9-CM, Band 3) erfasst und die fachabteilungsspezifischen GKs errechnet.
Ergebnisse
Den höchsten Standardisierungsgrad erreichte die Klinik für Gefäßchirurgie mit einem GK von 0,68. Hier waren für 80% der erbrachten Leistungen lediglich 14 Eingriffsarten erforderlich. Den zweithöchsten Standardisierungsgrad erreichte die Klinik für Allgemein- und Unfallchirurgie mit einem GK von 0,63. Hier waren für 80% der erbrachten Leistungen aber bereits 118 verschiedene Eingriffsarten erforderlich.
Diskussion und Schlussfolgerung
Die erstmals für den Krankenhausbereich errechneten GK-Kennzahlen ermöglichen dem Management eine Identifikation von Fachabteilungen mit hinsichtlich der DRG-Systematik suboptimal definiertem Leistungsspektrum. Zusätzlich wird aus dem Periodenvergleich die Entwicklung des abteilungsspezifischen Portfolios über die Zeit erkenntlich, sodass positive bzw. negative Veränderungen in den einzelnen Fachabteilungen (z. B. Kristallisation eines Behandlungsschwerpunkts) monitoriert werden können. Eine Definition von abteilungstypischen GK-Werten über eine multizentrische „Benchmark“ würde die Aussagekraft der für das eigene Unternehmen erhobenen Kennzahlen noch erhöhen.
Abstract
Background and goal
General hospitals are under pressure especially under payment by DRGs (diagnosis related groups), therefore, a general trend for specialized surgical centers is obvious. For this reason knowledge of the level of standardization is important and allows strategical management of surgical subspecialties.
Materials and methods
The Gini coefficient (GC, range: 0–1) is a measurement of the level of standardization when an economical ABC analysis is performed. Low GC values are typical for low levels of standardization. All surgical cases coded by ICD-9-CM in 1 of the 8 central operation rooms in a Swiss general teaching hospital over a period of 30 months were included. The database was analyzed by the ABC method. Due to the ABC analysis the GC for each speciality was specified.
Results and discussions
In data period 1 a total of 11,573 and in data period 2 3,449 operations done by 7 specialities were evaluated. The GC for the Pareto distribution was 0.86. Neurosurgery had a value of only 0.34, which means that nearly every operation was unique. The highest level of standardization was reached by vascular surgery with a GC of 0.68. Compared with other industries the degree of standardization in our general hospital is low as measured by the GC.
Conclusions
The GC is a valuable and objective measurement of the different procedures and standardization of surgery of given surgical subspecialties. It can be calculated from the operation room management (ORM) database and allows an objective analysis of the variety of surgical procedures per subspecialty. In this study the GC was implicated in an ORM setting for the first time.
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Interessenkonflikt
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Kaufmann, T., Schüpfer, G. & Bauer, M. Der Gini-Koeffizient. Anaesthesist 55, 791–796 (2006). https://doi.org/10.1007/s00101-006-1029-0
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00101-006-1029-0