Zusammenfassung
Der Begriff der „Bildungsverweigerung“ wird neuerdings häufiger nicht nur in Diskussionen, in Medien und Politik, sondern auch in Fachdiskursen verwendet, um ein bestimmtes Handeln von Kindern und Jugendlichen zu beschreiben, oder eher um es zu bewerten. So widmete etwa die Fachzeitschrift für politische Bildung „kursiv“ diesem Thema ein ganzes Heft3. Die Zuschreibung „Bildungsverweigerung“ in Bezug auf Handeln von Kindern und Jugendlichen erscheint zunächst als eine groteske Verdrehung der Tatsache, dass in Deutschland vielen Kindern und Jugendlichen Bildung verweigert wird. Sie stellt eine Individualisierung dar, mit der Opfer struktureller Bildungsverweigerung zu ihren Tätern gemacht werden. Die bekannten Ergebnisse der PISA und IGLU Studien zeigen deutlich, dass Kinder aus armen, bildungsschwachen Familien und mit Migrationshintergrund in der Schulausbildung benachteiligt werden. Diesen Kindern und Jugendlichen werden strukturell gleiche Chancen auf qualifizierte Bildung verweigert.
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Sturzenhecker, B. (2010). Demokratiebildung als Antwort auf „Bildungsverweigerung“. In: Dörr, M., Herz, B. (eds) „Unkulturen“ in Bildung und Erziehung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-92178-5_3
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