Zusammenfassung
Meike Sophia Baader betont in ihrem Beitrag, dass mit der Forderung der Neuen Frauenbewegung, das Private sei politisch, das Geschlechterverhältnis selbst, der Umgang zwischen Männern und Frauen, das Machtverhältnis in den sozialen Beziehungen in den Blick gerät und damit zugleich zur öffentlichen Auseinandersetzung führt. Frauen um 1968 haben, so zeigt sie vor allem an Texten von Helke Sander und Heide Berndt, kritische Anfragen an die Männer gestellt bezüglich der virulenten Asymmetrien im Geschlechterverhältnis, aber auch in Bezug auf den autoritären männlichen Habitus und auf die Ausgrenzung bestimmter Themen (etwa Fragen der Kinderbetreuung) aus dem öffentlichen, politischen Diskurs; schließlich in Bezug auf die von Männern gezogenen Trennungslinien von ‚privat‘ und ‚öffentlich‘, von intellektuell-politischer Existenz und Familienleben. Ich möchte meine Ausführungen auf Meike Sophia Baaders Beobachtung hin zentrieren, dergemäß die Forderung von Frauen nach kritischer Reflexion des Machtverhältnisses zwischen den Geschlechtern auf Seiten der Männer im zeitlichen Kontext von 1968 resonanzlos geblieben ist.
Der nachfolgende Text ist in einem fortlaufenden Dialog mit Meike Sophia Baader entstanden. Er versteht sich als eine Antwort aus literaturwissenschaftlicher Sicht auf ihren Beitrag „Wir streben Lebensverhältnisse an, die das Konkurrenzverhältnis von Männern und Frauen aufheben.“ Zur Kritik von Frauen an Männlichkeitskonstruktionen im Kontext von 1968, in diesem Band.
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Tholen, T. (2012). Homosozialität – Agonaler Code – Aggressive Selbstexklusion Konstruktionen von Männlichkeit in der Literatur um 1968. In: Baader, M.S., Bilstein, J., Tholen, T. (eds) Erziehung, Bildung und Geschlecht. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19112-6_6
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