Pandemien, Medizin und Ethik. Ein Ausblick

Zusammenfassung

HIV, Tuberkulose, SARS, Pandemische Influenza, MERS-CoV, Zika, Ebola, und nun COVID-19: all diese Epidemien und Pandemien haben in den letzten Jahrzehnten größere Krisen heraufbeschworen, mit oft weitreichenden individuellen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen auf nationaler und internationaler Ebene. Die Epidemien und Pandemien der letzten Jahre haben unterstrichen, welch entscheidende Rolle das Fach der Gesundheitsethik/Public Health Ethik bei Politikberatung und Entwicklung wie auch Umsetzung von gesellschaftlich akzeptablen Handlungsoptionen spielen kann.Während manche ethische Fragen bei Pandemien schon in einzelnen Aufsätzen abgehandelt wurden, hat der vorliegende Band versucht, einen umfassenderen Überblick zu den wichtigsten Themengebieten zu geben. Es wird deutlich, dass eine gewisse Weiterentwicklung des Faches der Gesundheitsethik vonnöten ist, verbunden mit verstärkten Investitionen von Seiten der Politik und der akademischen Institutionen, um für zukünftige Krisen noch besser gewappnet zu sein. Auf der Mikroebene ist beispielsweise die flächendeckende Etablierung von Klinischen Ethik-Komitees an allen Kliniken ein wichtiges Desiderat, auf der Mesobene die Einrichtung von Komitees zur Ethik im Gesundheitswesen und auf nationaler Ebene sind in vielen Ländern noch größere Investitionen zur Stärkung von bestehenden bzw. der Neugründung von Nationalen Ethikräten zu leisten. Da viele dringende ethische Fragen – man denke nur an Impfstoffverteilung und Reisebeschränkungen – nicht im nationalen Alleingang gelöst werden können, muss die internationale Zusammenarbeit der Nationalen Ethikräte weiter gestärkt werden, sowohl regional, als auch global. Zudem muss die Ethik noch wesentlich mehr in Maßnahmen zur Vorbereitung („Pandemic Preparedness“) integriert werden, und das Vorhandensein einer „Ethik-Infrastruktur“, d. h. KEKs, Forschungsethikkommissionen und Nationale Ethikräte, als essenzieller Indikator für eine gute Pandemie-Planung in entsprechende Monitoring- und Evaluations-Instrumente („M&E“) aufgenommen werden.