Zusammenfassung
Das empirische Wissen über die Förderschülerinnen und Förderschüler in Deutschland ist stark begrenzt. Erst in den letzten Jahren sind – verglich en mit der Fülle empirischer Studien an Regelschulen – einige wenige Arbeiten vorgelegt worden (lesenswert Wocken 2007), die ein wenig Licht hineintragen in diejenige Bildungsinstitution, die die am stärksten stigmatisierte im gesamten Bildungsbereich darstellt. Bei der zögerlichen bildungssoziologischen Erforschung von Förderschulen spielen sowohl tief sitzende Vorurteilsstrukturen in der Bevölkerung (Baulig 2005: 242f.), aber auch in der Bildungsforschung selbst, eine ebenso zentrale Rolle wie ein bildungsbezogener Hintergrunddiskurs, der ein abgeschlossenes Studium bzw. das Erreichen eines akademischen Status zur Minimalvoraussetzung erfolgreicher gesellschaftlicher Teilhabe stilisiert. Förderschulen erscheinen in modernen „Wissensgesellschaften“ fast schon als vormodernes Relikt – nicht zuletzt aus dieser Perspektive speist sich der aktuelle bildungspolitische Ruf nach umfassender Inklusion – und daher im Rahmen leistungs- und kompetenzbezogener Diskurse nicht sonderlich interessant.
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Bittlingmayer, U.H., Hastaoglu, T., Osipov, I., Sahrai, D., Tuncer, H. (2011). Schülerinnen und Schüler am unteren Rand der Bildungshierarchie. In: Dollinger, B., Schmidt-Semisch, H. (eds) Gerechte Ausgrenzung?. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-94083-0_16
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