Zusammenfassung
Seit einigen Jahren stehen die Betriebe und die Mitglieder in den Betrieben erklärtermaßen im Zentrum der IG Metall-Politik. „Betriebsorientierung“ und „Mitgliederorientierung“ sind Leitbegriffe in allen Dokumenten, in denen die Strategie der IG Metall beschrieben wird (vgl. z. B. Schwitzer 2009). Die „Besser statt billiger“-Kampagne kann als ein wichtiger Bestandteil dieser Betriebsorientierung betrachtet werden. Sie zielt aus Sicht ihrer Promotoren auf eine Kombination von Verteidigung sozialer Standards und Verteidigung von Arbeitsplätzen mit Hilfe arbeitnehmerbasierter und arbeitnehmerinitiierter betrieblicher Innovationsprozesse. Zugleich soll die Gewerkschaft gestärkt werden – sei es als Voraussetzung eines Erfolgs, sei es im Ergebnis der Innovationsbemühungen. Mittels einer Verknüpfung von betrieblicher Innovation, Partizipation, Aktivierung von Produzentenwissen und Mobilisierung von Gewerkschaftsmitgliedern wird versucht, eine konzeptionelle Brücke zu bauen zwischen Modernisierung im Betrieb und Erneuerung gewerkschaftlichen Handelns. Dieser Versuch kann als ein eigenständiger und zugleich spezifisch deutscher Ansatz in den vielfältigen Bemühungen um eine „Revitalisierung“ der Gewerkschaften betrachtet werden. Diese Spezifik auszuleuchten und zum besseren Verständnis der Erfolgsbedingungen dieses Ansatzes im Hinblick auf die Stärkung der Gewerkschaft beizutragen ist Thema des vorliegenden Aufsatzes.
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Lehndorff, S. (2011). „Besser statt billiger“ als Türöffner zur Stärkung der Gewerkschaft? Anregungen aus einer gewerkschaftlichen Innovationskampagne für die „Trade Union Revitalisation Studies“. In: Haipeter, T., Dörre, K. (eds) Gewerkschaftliche Modernisierung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-93332-0_4
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