Zwischen Unabhängigkeit und Verflechtung: Parteiorganisationen und Fraktionen in den Niederlanden

Zusammenfassung

Die Analyse des Verhältnisses zwischen Fraktion und außerparlamentarischer Parteiorganisation ist in der niederländischen Literatur nur selten zum Gegenstand politikwissenschaftlicher Betrachtungen genommen worden (Heidar/Koole 1998; Lipschits 1965, 1981; Koole 1992: 233ff.). In einer ausgedehnten Analyse der niederländischen Parteien befand Koole (1992) die für die Diskussion des Verhältnisses zwischen parlamentarischer und außerparlamentarischer Partei noch immer dominante Klassifizierung Duvergers (1964) in historische Kaderparteien einerseits und moderne Massenparteien andererseits als unzureichend. Koole (1992: 406ff.) typisiert die niederländischen Parteiorganisationen als moderne Kaderparteien. Sie sind modern, weil sie im Unterschied zur Duverger’schen Kaderpartei Formen innerparteilicher Demokratie aufweisen, und sie sind Kaderparteien, weil insbesondere wegen ihrer niedrigen Mitgliederzahl eine Typisierung als Massenpartei nicht zutrifft. Laut Koole (ebd.: 407) sind die modernen Kaderparteien unter anderem gekennzeichnet durch ein Übergewicht der Parteispitze (wobei die Fraktion in sachpolitischen Fragen dominiert), aber mit einer deutlichen Verantwortungspflicht dem Parteikader gegenüber.