Zusammenfassung
Bisher werden Biographien v. a. in der Literaturwissenschaft erforscht und es gibt keine Studie über Biographien als Textsorte in der sprachwissenschaftlichen Forschung. In diesem Beitrag wird durch die Untersuchung von Biographien von Wilhelm von Humboldt exemplarisch gezeigt, wie wissenschaftliche Biographien mit einem narrativen Skelett besondere Vertextungsmuster mit entsprechenden sprachstilistischen Markierungen verwenden, sodass sie sich stilistisch auf einer graduierbaren Skala in Richtung eines wissenschaftlichen Textes mit Objektivität, Sachlichkeit und Distanziertheit als Merkmalen bewegen.
Abstract
Up to now, the study of biographies has mainly been carried out in the field of literature science, but there is no research of biographies as a type of text in the field of linguistics. In this article, the study of Wilhelm von Humboldt’s biographies exemplifies how scientific biographies use special composition patterns with corresponding stylistic markings in the framework of narrative, so that they are stylistically on a graduated scale towards a scientific text with objectivity, factuality and detachment as characteristics.
Notes
Bezüglich der theoretischen Auseinandersetzung mit der Globalstruktur von Erzählungen in der Linguistik ist v. a. der Ansatz von Labov/Waletzky (1967) bzw. Labov (1972) zu nennen. Die Globalstruktur besteht nach Labov/Waletzky (1967) aus »Orientierung«, »Komplikation«, »Auflösung«, »Evaluation« und »Coda« und nach Labov (1972) aus »Abstract«, »Orientierung«, »Komplikation«, »Auflösung« und «Coda«.
Es gibt natürlich noch andere Bücher wie Wilhelm v. Humboldt. Idee und Wirklichkeit von Eberhard Kessel 1967 oder Wilhelm v. Humboldt von Tilman Borsche 1990. Aber diese beinhalten nur am Anfang des jeweiligen Buches eine ganz kurze Vorstellung des Lebensgangs von Humboldt und konzentrieren sich stattdessen auf die Interpretation von und die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Werken und den politischen Leistungen Humboldts. Insofern werden sie nicht als Biographien, sondern eher als wissenschaftliche Arbeiten verstanden.
Nach Martínez/Scheffel (102016) wird in der Erzähltheorie unter Zeit »Ordnung« (In welcher Reihenfolge?), »Dauer« (Wie lange?) und »Frequenz« (Wie oft?) verstanden, während sich Stimme auf »Zeitpunkt des Erzählens« (Wann wird erzählt?), »Ort des Erzählens« (Auf welcher Ebene wird erzählt?), »Stellung des Erzählers zum Geschehen« (In welchem Maße ist der Erzähler am Geschehen beteiligt?) und »Subjekt und Adressat des Erzählens« (Wer erzählt wem?) bezieht. Modus dagegen bedeutet zum einen »Distanz« (Wie mittelbar wird das Erzählte präsentiert?), dabei werden Erzählung von Ereignissen und Erzählung von Worten und Gedanken in Betracht gezogen. Zum anderen wird mit Modus auch »Fokalisierung« (Aus welcher Sicht wird erzählt?) gemeint.
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Zhao, J. Wilhelm von Humboldt: Wissenschaftliche Biographien zwischen narratologischer und textlinguistischer Betrachtung. Z Literaturwiss Linguistik 50, 147–163 (2020). https://doi.org/10.1007/s41244-020-00158-z
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