_ Tatsächlich wird die Diskussion über Nutzen und Risiko der Radontherapie kontrovers geführt. Klar ist, dass es einer strikten Indikation und einer sorgfältigen Abwägung der erhofften Wirkung gegen den möglichen Schaden bedarf, wobei mit Letzterem vor allem das Risiko gemeint ist, an Lungenkrebs zu erkranken. Radonanwendungen sind verschreibungspflichtig; zu Wellnesszwecken werden Radonkuren nicht empfohlen [1].

Es gibt Radon-Bäder, Radon-Trinkkuren und Radon-Heilstollen. Vor allem in den Stollen nehmen die Patienten relativ hohe Radondosen über Inhalation auf. Indikationen für die Radontherapie sind Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises, aber auch Asthma bronchiale und Hauterkrankungen wie Psoriasis und Neurodermitis.

Das der Radonbehandlung zugrunde liegende Konzept ist die Hormesis [2]. Der Anstoß durch geringe Strahlendosen soll sich in biopositiven Effekten niederschlagen, wie der Beschleunigung von Wachstumsprozessen, der Anregung von Reparaturvorgängen und der Abhärtung von Zellen gegen höhere Strahlendosen.

Demgemäß gäbe es einen Dosisbereich, in dem die Strahlung zuträglich ist, während sie sich im Kurvenbereich links und rechts davon schädlich auswirkt. Ob dieses Konzept der U- bzw. J-förmigen statt einer linearen Wirkungskurve im Fall des Radons trägt, ist umstritten. Die Idee, dass die Dosis das Gift macht, findet sich zwar schon bei Paracelsus. Von Radioaktivität und Alphastrahlung wusste der allerdings noch nichts.

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Radon-haltiges Thermalbad in der Türkei.

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