Der anhaltende Bedarf an Fachkräften in der Sozialen Arbeit hat die Sensibilität dafür, dass es vor allem einen Bedarf an gut qualifizierten Fachkräften gibt, zunehmend in den Hintergrund rücken lassen (Klomann und Breuer-Nyhsen 2019). Mangels überhaupt zur Verfügung stehender Arbeitskräfte sind vielmehr eine Aufweichung des Fachkräftegebots beziehungsweise ein Bemühen darum zu erkennen (Oelerich und Hengstenberg 2022) und auch die Verlagerung sozialarbeiterisch-sozialpädagogischer Aufgaben ins Ehrenamt ist zu beobachten (Engelbracht et al. 2023). Aktionismus und Pragmatismus bringen vielerorts die Entwicklung von niedrigschwelligen Qualifizierungsprogrammen voran.

Relativ unbedeutend scheint demgegenüber die Auseinandersetzung mit Fragen der Professionalität sowie einer reflektierten und fachlich vertretbaren Relationierung und Relativierung – mitunter aber auch Absenkung der Qualität und damit ggfs. verbundener Abkehr von etablierten Qualitätskriterien sozialer Dienstleistungen zu sein. Der Beitrag möchte dazu ermutigen, in diesen aktuell herausfordernden Zeiten ganz bewusst Anforderungen an Professionalität Sozialer Arbeit zu würdigen und zu vertreten.

(De‑)Professionalisierung Sozialer Arbeit als Mehrebenen-Konglomerat

Fragen zur (De‑) Professionalisierung in der Sozialen Arbeit berühren stets mindestens drei, nicht immer klar voneinander trennbare, Ebenen:

  • Da ist zunächst erstens die historische Ebene, die daran erinnert, dass Soziale Arbeit aus wohltätigen und ehrenamtlichen Tätigkeiten erwachsen und insbesondere auf der Welle sozialer Bewegungen gewachsen ist. Fundament der professionellen Sozialen Arbeit sind also maßgeblich nicht-professionelle Strukturen (Amthor 2016; Müller 2013; Rauschenbach und Züchner 2018).

  • Zweitens ist Soziale Arbeit Teil des Sozialstaats: Sie agiert innerhalb bestimmter wohlfahrtsstaatlicher Arrangements (Kessl und Otto 2009) und bewegt sich damit im Spannungsfeld zwischen der reinen Ausführung (sozial)staatlich und gesellschaftlich vorgegebener Normalisierungsvorstellungen sowie hieran anknüpfender Kontrollfunktionen, den Anliegen und Interessen ihrer Adressat_innen bzw. Nutzer_innen sowie der eigenen Professionalität entspringenden, ggfs. widerständigen Vorstellungen von Sozialer Arbeit.

  • Und schließlich drängt sich drittens eine professionstheoretische Perspektive auf: Aus strukturtheoretischer Sicht bearbeiten Professionen gesamtgesellschaftlich relevante Problemlagen zur Sicherstellung von Reproduktivität und lebenspraktischer Autonomie. Dies tun sie im „Handlungsmodus“ der stellvertretenden Deutung (Oevermann 1996; Dewe et al. 2011). Demnach bestimmen nicht ökonomische Fragen den Professionalisierungsbedarf, sondern ebendiese Problemlagen, die statt auf bereits verfügbare und verbreitete Alltagsdeutungen auf professionelle, wissenschaftlich fundierte stellvertretende Deutungsangebote angewiesen sind.

Angesichts politisch verknappter Ressourcen in einem kapitalistischen Gesellschaftssystem und der historisch bedingt naheliegenden Möglichkeit, statt auf professionelle auf ehrenamtlich realisierte Soziale Arbeit zurückzugreifen, besteht für die professionelle Soziale Arbeit ein konstanter Rechtfertigungsdruck (Dewe 2009; Harmsen 2009), der sich durch den Bedarf und Mangel an qualifizierten Fachkräften einerseits und gleichzeitig zunehmenden und sich verschärfenden Krisen- und Belastungssituationen sowie hiermit einhergehenden Nachfragen an sozialarbeiterisch-sozialpädagogischen Angebote andererseits zuspitzt.

Im medialen, politischen, aber auch disziplinären Diskurs ist diesbezüglich eine polarisierende Auseinandersetzung zu beobachten: Entweder es wird angesichts des hohen quantitativen Mangels De-Professionalisierung als unumgehbar eingeordnet oder jede entsprechende Diskussion der diesbezüglich wahrzunehmenden Tendenzen als unzulässiger Angriff auf die Qualität Sozialer Arbeit verstanden. Keine dieser beiden einseitigen Positionen trägt den dargestellten spannungsreichen und komplexen Ausgangslagen hinreichend Rechnung. Vielmehr erfordert die Situation eine historisch, gesellschafts- und professionstheoretisch informierte Analyse im Hinblick auf die (hier etwas vereinfacht formulierte) Frage, welche Tätigkeit von wem aufgrund welcher Anforderungen sinnvoll erbracht werden kann. Diese Frage kann der vorliegende Beitrag – das liegt auf der Hand – nicht umfassend beantworten. Er wirft aber entlang der skizzierten Ebenen Schlaglichter auf Begründungsmuster, die als Orientierung dienen können und im Zusammenhang mit überhastet beschlossenen Maßnahmenkatalogen in der (politischen) Praxis aus unserer Sicht ins Hintertreffen geraten sind.

Professionalisierung Sozialer Arbeit historisch betrachtet

Als ein wichtiger Ursprung Sozialer Arbeit gilt die Armenfürsorge des Mittelalters (Rauschenbach und Züchner 2018, S. 133f.; Müller 2013, S. 11ff). Lange vor der Entstehung sozialer Institutionen, einer Sozialgesetzgebung, der Entwicklung von Theorien der Sozialen Arbeit und einer auf eine berufliche Ausübung ausgerichtete Ausbildung waren es also von kirchlicher oder privater Seite erbrachte ehrenamtliche Wohltätigkeiten, die Menschen in Armut und Not vor dem vollständigen Herausfallen aus einem gesellschaftlichen Gefüge bewahren – gleichzeitig aber auch die Gesellschaft vor einem Übermaß an Armut und Not schützen – sollten.

Die bürgerliche Frauenbewegung legte im 19. Jahrhundert den Grundstein für die Soziale Arbeit als „Frauenberuf“. Das Bestreben, Frauen ein außerhäusliches Wirkungsfeld zu eröffnen, mündete in der Mütterlichkeit als Prinzip, das als Gegenentwurf zur als männlich bezeichneten Industrialisierung fürsorgerische Leistungen prägen sollte und eine „weibliche Eigenschaft“ in den Dienst von Sozialreformen stellte (Hammerschmidt und Tennstedt 2012, S. 79). Die darauf folgenden Entwicklungen von Alice Salomons ersten „socialen Frauenschulen“ über die Einrichtung eines komplexen Sozialversicherungssystems und unterschiedliche Reformen der Ausbildungswege inklusive Akademisierung Sozialer Arbeit, scheinen das Verständnis von Sozialer Arbeit als Äußerungsform eines überwiegend weiblichen Wesenszugs nicht revidiert zu haben: „Noch immer geht diese Gesellschaft unterschwellig davon aus, daß eine Kultur des Sozialen letzten Endes nicht ‚künstlich‘ oder sekundär hergestellt und nicht von oben und von außen organisiert, nicht ‚inszeniert‘ werden kann, daß soziale Hilfe und Erziehung demnach zutiefst persönliche und naturwüchsige, nur auf eigener Erfahrung, subjektiver Betroffenheit und lebensweltlicher Solidarität beruhende Formen des sozialen Bedarfsausgleichs der Menschen untereinander und des freiwilligen sozialen und authentischen Engagements sind“ (Rauschenbach 1994, S. 110). Diese Diagnose hat auch heute, dreißig Jahre später nicht an Aktualität verloren, wie bspw. die nach wie vor gängige Annahme, dass die Alltagsnähe Sozialer Arbeit auch nur alltägliche Kompetenzen erfordere, aber auch die unterdurchschnittliche Bezahlung und Schwierigkeiten der Anerkennung sozialer Dienstleistungen zeigen. Stattdessen lässt sich ein weiterer Faktor beobachten, der die Unterscheidung von professionell und laienhaft erbrachter Sozialer Arbeit erschwert: Die Machtverhältnisse gegenwärtiger kapitalistischer Gesellschaften ermöglichen es einigen wenigen Akteuren, Beitragsmittel „zur sozialen Sicherung (Stichwort „Privatisierung“) und Steuermittel (Stichwort „Niedrigsteuern“) Stück für Stück auf ihre Mühlen […] [umzuleiten]“ (Jirku 2011, S. 72). Damit sind moderne Industriegesellschaften immer weniger in der Lage, die sozialen Probleme, die diese Gesellschaftsform mit sich bringt, zu begrenzen. In Folge dieser gesellschaftlichen Wandlungsprozesse und Umbrüche verändern sich Bedarfe und Nachfragen, deren gesellschaftliche Anerkennung mitunter ein hartnäckiges Ringen erfordert. Wachsende Bedarfe und in der Folge entstehende sozialstaatliche Lücken werden dabei (wieder) zunehmend durch Freiwillige als „das Sozialkapital des Jahrtausends“ gefüllt (Aner 2007, S. 15). Laura Graf konstatiert diesbezüglich bspw. für die Soziale Arbeit im Kontext von Flucht und Migration eine Entprofessionalisierung durch ehrenamtliches Engagement (Graf 2017).

Soziale Arbeit innerhalb wohlfahrtsstaatlicher Arrangements

Die beschriebenen Verquickungen von ehrenamtlicher Wohltätigkeit und professioneller Sozialer Arbeit lenken den Blick auf Soziale Arbeit innerhalb bestimmter wohlfahrtsstaatlicher Arrangements (Kessl und Otto 2009, S. 9). Es zeigt sich das im disziplinären Diskurs vielfach diskutierte und professionelles Handeln konstituierende Spannungsfeld von Sozialer Arbeit als die gegenwärtige kapitalistische Gesellschaftsordnung stabilisierende (aktivierende) und zugleich gegen sie protestierende Institution im Sinne einer non-kapitalistischen Sozialen Arbeit gegen den Markt (Otto und Ziegler 2020, S. 154f.). Um in diesem Spannungsverhältnis nicht einseitigen und vereinfachenden Auflösungen zu verfallen, brauchen Fachkräfte mehr als nur methodisches handlungsorientiertes Wissen. Dies allein befähigt erstmal nur zum Abarbeiten sozialstaatlich formulierter Aufträge. Soll stattdessen Soziale Arbeit machtkritisch und reflexiv im Sinne ihres selbst auferlegten Dienstes für eine (noch näher zu definierende) soziale Gerechtigkeit handeln, benötigt sie abstrakteres Wissen, das gesellschaftstheoretische und -kritische Überlegungen ebenso umfasst wie diskursives Wissen bspw. zu Adressat_innenbildern oder das Zusammenspiel von gesellschaftlichen, institutionellen und individuellen Problemlagen. Aus dieser Perspektive zeichnet sich professionelle Soziale Arbeit durch ein Bewusstsein für diese der Profession immanenten Widersprüche und einen gestaltenden, kritisch-reflexiven Umgang mit ihnen aus (Otto 2010, S. 336).

Professionstheoretische Einordnungen

Modernere professionstheoretische Überlegungen charakterisieren Handlungssituationen der Sozialen Arbeit weitestgehend konsensual als komplex, unvorhersehbar, sich im uno-actu-Prinzip vollziehend und nicht-standardisierbar. Sie stellen Antworten auf gesellschaftliche Geltungskrisen dar, die einer professionellen, wissenschaftlich fundierten Bearbeitung bedürfen. Damit geht an Fachkräfte die Anforderung einher, unterschiedliche Wissensbestände relationierend und gesellschaftstheoretisch informiert sowie situativ angemessen und kontextualisierend zu nutzen (Dewe und Otto 2012; Oevermann 1996, S. 88ff.). Aufgrund der Gleichzeitigkeit von Erbringung und Konsumtion der Dienstleistungen, müssen diese Wissensbestände schnell und unmittelbar abgerufen werden, also habitualisiert ohne situationsbezogene vom Handlungsdruck entlastete Reflexionsprozesse zum Einsatz kommen und ähneln damit in ihrer Form dem Alltagswissen (Goger und Pantuček 2009, S. 144). Zudem beziehen sich die Anliegen der Adressat_innen in aller Regel auf Herausforderungen der Lebensführung (Thole und Ziegler 2018), weisen also ebenfalls eine Nähe zu alltäglichen Fragen auf. Aus professionstheoretischer Perspektive lässt sich damit annehmen, dass die klare Unterscheidung zu Alltagssituationen und Alltagswissen aufgrund der Charakteristika der Handlungssituationen in der Sozialen Arbeit anspruchsvoll ist und ausgeprägte reflexive Kompetenzen erfordert.

Empirisch zeigt sich, dass diese Unterscheidung und die Entwicklung einer kritisch-reflexiven Professionalität der Mehrheit der Studierenden in Bachelorstudiengängen Sozialer Arbeit nicht zu gelingen scheint: Ein Großteil der Absolvent_innen von Bachelorstudiengängen der Sozialen Arbeit bevorzugt wenig abstraktes, direkt handlungsanleitendes Wissen und bringt abstrakteres Theoriewissen im professionellen Handeln nicht zum Tragen. Vielmehr werden professionelle Prinzipien lediglich proklamierend beansprucht, im Handeln gewinnen individualisierende, selektiv herangezogene Wissensfragmente und persönliche Überzeugungen meist die Überhand (Breuer-Nyhsen 2023, S. 186ff.). In der Praxis zeigen jüngere Beschäftigte eine stärkere Kontroll- und Absicherungsorientierung sowie die Tendenz zu einem expertokratisch orientierten Selbstkonzept (Klomann 2014, S. 354) und Bernd Dewe und Gerd Stüwe (2016) konstatieren, dass „das Anbieten von Hilfe in Form von Handlungsrezepten, Zwangstherapien“ (ebd., S. 29) keine Seltenheit mehr sei.

Schlussfolgerungen:Wer kann und sollte sinnvollerweise was tun?

Professionelle Soziale Arbeit versteht sich gegenwärtig als anspruchsvolle, vielfältige und gesellschaftsgestaltende Profession (Deutscher Berufsverband für Soziale Arbeit e. V. – DBSH 2014). Zugleich machen die skizzierten historischen, gesellschaftsanalytischen wie auch professionstheoretischen Betrachtungen den stetigen De-Professionalisierungsdruck deutlich, der auf sie wirkt: Ursprünge ehrenamtlicher, „mütterlicher“ Wohltätigkeit, eine aktivierende Sozialpolitik und die Notwendigkeit Wissenschaftswissen in Form von Alltagswissen habitualisiert heranzuziehen, können als unterschiedliche Aspekte interpretiert werden, die eine hohe Zugkraft in Richtung der dahinterliegenden Prinzipien und damit nicht-professioneller Handlungsformen darstellen. Der Fachkräftemangel kann diese Tendenz verstärken: Wenn ohnehin nicht ausreichend und optimalerweise gut qualifizierte Professionelle verfügbar sind, scheinen die Argumente der Befürworter_innen von De-Professionalisierung im Sinne von De-Qualifizierung zur Bekämpfung des quantitativen Mangels zu erstarken. Will Soziale Arbeit vor diesem Hintergrund den großen gesellschaftlichen Herausforderungen der Gegenwart als Mitgestalterin begegnen, statt zur Elendsverwalterin zu verkommen, muss sie Profil zeigen und dabei auf dem schmalen Grat zwischen der Anerkennung eines massiven quantitativen Mangels auf der einen Seite und einem zwingend zu erhaltenden Qualitätsanspruch auf der anderen Seite balancieren. Statt verzweifelter Beharrungen oder unreflektierter Umsetzung von aus der Not geborenen Maßnahmenpaketen gilt es also sich immer wieder differenzierend auseinanderzusetzen und einzuschalten:

Wo Ehrenamt als Lückenbüßer vereinnahmt werden soll oder auch Aufgaben übernehmen möchte, die einer entsprechenden Qualifikation bedürfen, muss Soziale Arbeit die Unterschiede zwischen ehrenamtlicher und professioneller Leistungserbringung profilbildend herausarbeiten und dies nicht-simplifizierend zugleich aber verständlich kommunizieren. Grundlage kann nur „eine theoriegeleitete analytische Auseinandersetzung mit den gesellschaftspolitischen Konzepten, welche das Verhältnis von Sozialer Arbeit und dem ‚Ehrenamt‘ bestimmen“ (Aner 2007, S. 15) sein.

Wo überstürzte Quereinsteiger_innenprogramme eine Abwärtsspirale der Qualität sozialer Dienstleistungen anzukurbeln drohen, muss Soziale Arbeit auf sich durch multiprofessionelle Teams verändernde Qualifikationsprofile der verbliebenen Fachkräfte aufmerksam machen: Die kaum aufzuhaltende De-Qualifizierung in vielen Arbeitsbereichen erfordert zunehmend durch Fachkräfte gesicherte Begleitung, Anleitung, Steuerung, Qualitätskontrolle und -entwicklung, Koordination, Vermittlung und konzeptionelles Arbeiten. Zudem braucht es disziplinär (nicht politisch) getriebene Analysen und Positionierungen darüber, welche Tätigkeiten warum weiterhin zwingend von akademisch ausgebildeten Sozialarbeiter_innenFootnote 1 ausgeführt werden müssen, und welche von geringer oder anders qualifizierten Menschen übernommen werden könnenFootnote 2. Dies muss sowohl im Rahmen der Ausbildung als auch bei Fragen der Personalressourcen bedacht werden. Gerade in diesen sich verändernden Konstellationen müssen die dann in Teams weniger stark vertretenen akademisch qualifizierten Fachkräfte der Sozialen Arbeit also besonders gut im Sinne einer Reflexiven Professionalität ausgebildet sein. Zudem braucht es das Bewusstsein und auch den Einsatz dafür, dass die in aller Regel rudimentär weitergebildeten Quereinsteiger_innen zwingend berufsbegleitend grundständig ausgebildet werden müssen – selbstverständlich unter Würdigung und Anerkennung entsprechender Vorkenntnisse. Dazu müssen in entsprechenden Programmen Anschlussmöglichkeiten an klassische grundständige Ausbildungswege, die den Lebensumständen der Interessierten gerecht werden, schon jetzt konzeptionell mitgedacht werden. Das ist auch in der aktuell häufig als Krise deklarierten, herausfordernden Zeit möglich und verhilft den kurzfristigen Maßnahmen zur Nachhaltigkeit bzw. kann den kurzfristig möglicherweise in Kauf zu nehmenden Qualitätsverlust langfristig wieder beheben.

Zusammenfassend lassen sich deutlich Aufträge an die wissenschaftliche und professionelle Community der Sozialen Arbeit ableiten: Die Diskussion um das Profil Sozialer Arbeit, angesichts der dargestellten Situation insbesondere im Vergleich zu ehrenamtlichen Tätigkeiten und anderen bzw. geringer qualifizierten Berufsgruppen, erfordert eine disziplinär getragene Kraftanstrengung, eröffnet jedoch zugleich Möglichkeiten der Professionalisierung. In der professionellen Praxis wird zeitgleich eine massive konzeptionelle Arbeit erforderlich, die Anforderungen an Fachkräfte in zunehmend heterogenen und multiprofessionellen Teams formuliert und Überlegungen zu Gelingensfaktoren dieses Wandels anstellt. Ebenfalls konzeptionelles Nacharbeiten ist im Rahmen der bereits zu beobachtenden Quereinsteier_innenprogramme zu leisten, um die auf kurzfristige quantitative Entlastung ausgerichteten Maßnahmen mit Blick auf Qualitätssicherung weiterzuentwickeln. Im Mittelpunkt müssen dabei Maßnahmen stehen, die eine verpflichtende grundständige Weiterqualifizierung neuer Hilfs- und Ergänzungskräfte umsetzbar in die entsprechenden Programme integriert. Denn eins wird deutlich: Die oft pragmatische Verlagerung ins Ehrenamt ist keine adäquate zur Überwindung der mit dem Fachkräftebedarf verbundenen Herausforderungen – die pauschale Ernennung weiterer Berufsgruppen als Fachkräfte für bestimmte Bereiche auch nicht. Vielmehr drängt sich immer mehr die Notwendigkeit wiederkehrender Analysen zum je spezifischen Aufgabenprofil sowie der hierfür erforderlichen fachlichen Qualifizierung und auch persönlichen Eignung auf – auch wenn dies bedeuten kann, dass es in Anbetracht der wachsenden Komplexität und Anforderungen an Professionalität in der Sozialen Arbeit Tätigkeitsbereiche gibt, für die ein Bachelorstudium nicht (mehr) ausreichend qualifizieren kann, sondern vielmehr ein Masterstudium erforderlich ist. Wandlungsprozesse machen eben auch vor der Sozialen Arbeit nicht Halt.

Und schließlich ergibt sich daraus die schon ermüdend oft gehörte Forderung, entsprechende Anstrengungen und Ausbildungswege sowie neben der Sicherung der Aufrechterhaltung auch die Qualität bedenkende Maßnahmen auskömmlich zu finanzieren. Soziale Arbeit muss also auch weiterhin im politischen Kampf um Umverteilung aktiv sein und hier deutlich stärker werden.