Auf die Frage nach dem Status der Sozialen Arbeit als Profession gibt es angesichts einer seit den 1970er Jahren andauernden Professionalisierungsdebatte keine allgemein akzeptierte Antwort. Dabei wird im deutschsprachigen Diskurs um die Soziale Arbeit zumeist den wesentlichen Fragen nachgegangen, inwiefern die Soziale Arbeit Merkmale einer vollwertigen Profession aufweist und wie sich diese charakterisieren lassen.

Tenor im genannten Diskurs ist die vordergründig theoretische Beleuchtung der Sozialen Arbeit als eine „Monoprofession“, im direkten Vergleich zu klassischen Professionen (Mok 1969), wie Medizin, Jura oder Theologie oder auch zu jüngeren Professionen, bspw. Pychologie, Lehramt (ebd.). Bisherige Zwischenergebnisse einer scheinbar nicht enden wollenden Debatte sind begriffliche Bestimmungsversuche der Sozialen Arbeit, bspw. als „bescheidene Profession“ (Schütze 1992), „Semi-Profession“ (Etzioni 1964), „Profession ohne Eigenschaften“ (Kleve 2000) oder „Menschenrechtsprofession“ (Staub-Bernasconi 2007).

Historisch betrachtet ist die Soziale Arbeit eine vergleichsweise junge Profession, deren Anfänge im späten 19. Jahrhundert zunächst aus ehrenamtlichen und karitativen Tätigkeiten entstanden sind. Daher orientierte sich die junge Soziale Arbeit in ihren Anfängen noch gezwungenermaßen an Wissensbeständen benachbarter Professionen und Disziplinen. Entsprechend basiert die „Erfindung“ der Sozialen Arbeit weniger auf dem Selbstverständnis einer monoprofessionellen Profession oder „Monoprofession“ als vielmehr auf der Konzeptionierung der Sozialen Arbeit als eine in erster Linie multiprofessionelle Profession, die gezielt Wissensbestände anderer Disziplinen und Professionen in den Kern der eigenen Professionalität überführt, bündelt und mit eigenen Ansätzen und Konzepten anreichert.

Nach diesem Vorgehen können soziale Problemlagen in der Gesellschaft gezielter bearbeitet werden, als dies ohne multiprofessionellen Fokus möglich wäre (vgl. Wagner 2019). Auch haben sich in den letzten Jahrzehnten auf Grund neuer Entwicklungen – wie z. B. der verstärkten Umsetzung von Inklusion und der zunehmenden Ausdifferenzierung der Bildungsinfrastruktur am Beispiel des Ausbaus der Ganztagsschule – unterschiedliche Handlungsfelder der Sozialen Arbeit zu beruflichen Tätigkeitsfeldern verändert, in denen häufig eine große Zahl unterschiedlicher Berufsgruppen vorzufinden ist.

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In diesem Schwerpunkt liegt der Fokus daher auf der Frage nach der Zusammenarbeit von Sozialarbeiter_innen mit Angehörigen anderer Berufsgruppen/Professionen in verschiedenen (multiprofessionellen) Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit. Dabei sollen insbesondere Zuständigkeiten sowie Fragen der konkreten Ausgestaltung von Zusammenarbeit und der Vernetzung der beruflichen Akteur_innen in den Blick genommen werden. Dafür wurden exemplarisch folgende Handlungsfelder der Sozialen Arbeit ausgewählt:

  • In einem ersten Beitrag legen Carolin Oppermann und Julia Schröder den Fokus auf die Adressat_innen als Ausgangspunkt im multiprofessionellen Setting der stationären Altenpflege.

  • Sowohl Swantje Penke (2) als auch Lea Heyer und Carina Schilling (3) nehmen die Bedeutung von multiprofessionellen Netzwerkstrukturen in der Flüchtlingssozialarbeit sowie in Jugend- und Familienzentren in den Blick.

  • Im vierten und letzten Beitrag beleuchten Hannah Eller und Ole Völkel, inwiefern Ausstiegsprozesse aus der rechtsextremen Szene multiprofessionell begleitet und organisiert werden müssen.