Die Evaluation von politischen Interventionen – etwa von Förderprogrammen, Reformen oder Gesetzen – ist ein praktisch wie wissenschaftlich hochrelevantes Thema. Während für die Praxis im Sinne einer evidenzbasierten Politikgestaltung verstärkt gefordert wird, politische Entscheidungen an Evaluationsergebnisse zu knüpfen, beschäftigt sich die Wissenschaft mit den Methoden, Voraussetzungen und Folgen von Politikevaluationen. Zudem sind viele Wissenschaftler:innen selbst mit Evaluationsstudien befasst. Sie führen diese im Rahmen ihrer selbst gewählten Forschungstätigkeit durch, sind aber vielfach auch im Auftrag von Ministerien oder anderen Institutionen als Durchführende oder wissenschaftliche Begleiter:innen von Politikevaluationen tätig. Es gibt also vielfältige Gründe, das Lehrbuch des Schweizer Autor:innenteams bestehend aus Fritz Sager, Susanne Hadorn und Céline Mavrot (KPM Kompetenzzentrum für Public Management der Universität Bern) und Andreas Balthasar (Universität Luzern) zur Hand zu nehmen, zumal das Erscheinen des letzten vergleichbaren deutschsprachigen Einführungswerkes zur Politikevaluation (Bussmann et al. 1997: Einführung in die Politikevaluation) bereits ein Vierteljahrhundert zurückliegt.

Das Buch ist in zwölf Kapitel untergliedert, die alle nach dergleichen Systematik aufgebaut sind: Zuerst werden theoretische und begriffliche Grundlagen erläutert, gefolgt von der Darstellung einer Standardvorgehensweise (von den Autor:innen im Rahmen eines „Wie vorgehen?“-Kastens in konziser Form erläutert), die anschließend in den meisten Kapiteln anhand eines Praxisbeispiels illustriert wird. Am Ende jedes Kapitels findet sich eine Literaturliste, die viele Hinweise zum Weiterlesen enthält. Das Buch hat den Anspruch, als einführendes Lehrbuch alle wesentlichen Aspekte der Politikevaluation abzudecken. Dementsprechend vielfältig sind auch die Inhalte der verschiedenen Kapitel. Leser:innen erhalten einen Überblick über wesentliche Grundlagen und die Entwicklung des Forschungsfeldes, Fragen des Evaluationsdesigns und der Methodik, verschiedene Arten der Nutzung von Evaluationsergebnissen und Ansätze der Qualitätssicherung von Evaluationen. Ein eigenes Kapitel ist der Evaluation institutioneller Politiken gewidmet, zu denen verschiedene Arten von Verwaltungsreformen gehören. Das Abschlusskapitel befasst sich mit der Bedeutung von Evaluationen in der heutigen Politik. Wenngleich an einigen Stellen auch Bezüge zu anderen Ländern hergestellt werden, liegt der Fokus der Anwendungsbeispiele und Praxisbezüge auf Europa und dabei insbesondere auf dem deutschsprachigen (und teilweise auch auf dem französischsprachigen) Raum.

Die meisten Kapitel sind im Schnitt rund 20 Seiten lang und enthalten kompakte und verständlich geschriebene Darstellungen der jeweiligen Thematik. Die Kehrseite dessen ist, dass Vertiefungen an vielen Stellen nicht möglich sind, weshalb einige Kapitel des Buches – wie etwa das Kapitel neun zu Techniken der Datenerhebung und -analyse – eher für Studienanfänger:innen als für fortgeschrittene Studierende geeignet sein dürften. Käufer:innen des Buches können die Springer Nature Flashcard-App mit Fragen zur Wissensüberprüfung nutzen. Diese Funktion ist vor allem für Studierende, die sich auf Klausuren oder mündliche Prüfungen vorbereiten, interessant. Die Bedienung der App ist intuitiv und die Fragen sind auf den Inhalt des Buches abgestimmt. Sehr praktisch ist auch, dass man sich richtige Antworten per Mausklick anzeigen lassen und dadurch den eigenen Lernerfolg überprüfen kann. Die automatisierte Unterscheidung zwischen richtigen und falschen Antworten scheint in der Erfolgsstatistik der App jedoch nicht fehlerfrei zu funktionieren.

Es ist verständlich, dass ein Einführungswerk nicht alle Aspekte eines Themas gleichermaßen abhandeln kann. Sollte es jedoch in einigen Jahren eine Folgeauflage dieses gelungenen Einführungsbuches geben, dann würde sich die Rezensentin über eine systematischere Aufarbeitung der rechtlichen und organisatorischen Verankerung von Evaluationen in Deutschland, Österreich und der Schweiz (ggf. kontrastiert mit ausgewählten anderen Ländern) freuen. Diese Aspekte werden zwar im dritten und zwölften Kapitel gestreift, es bleiben aber doch zahlreiche Fragen offen, etwa: Wie häufig sind Gesetze mit Evaluationsklauseln versehen? Werden Evaluationen standardmäßig publiziert? Wie sind Evaluationen in der Verwaltung organisatorisch verankert? Welche Rolle spielen Gremien wie der Nationale Normenkontrollrat für die Förderung und Qualitätssicherung von Politikevaluationen? Für eine eventuelle Folgeauflage wäre auch ein Stichwortverzeichnis wünschenswert, um innerhalb des Buches gezielt nach Themen suchen zu können.

Insgesamt zeigt das Buch deutlich auf, dass Politikevaluationen in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr an Bedeutung gewonnen haben. Kenntnisse über konzeptionelle und methodische Grundlagen sind deshalb für Studierende und (zukünftige) Anwender:innen in Politik und Verwaltung essenziell. Ihrem selbstgesetzten Anspruch, „ein Lehrbuch mit didaktischem Anspruch und aktuellen Anwendungsbeispielen mit Fokus auf die Evaluation öffentlicher Politiken“ (S. VI) vorzulegen, werden die Autor:innen ohne Zweifel gerecht. Das Buch ist mit hoher Kompetenz geschrieben und schöpft aus einem reichen Erfahrungsschatz: Die Autor:innen sind Forschende mit Erfahrung sowohl in der Grundlagenforschung zu Politikevaluationen als auch in anwendungsorientierten Evaluationsstudien. Gerade weil Wunsch und Wirklichkeit der Politikevaluation häufig auseinandergehen (dies wird im Buch sehr anschaulich herausgearbeitet), ist die Vermittlung von Wissen über Politikevaluationen im Rahmen politik- und verwaltungswissenschaftlicher Studiengänge von großer Bedeutung. Das Buch kann zur Verwendung in Einführungsveranstaltungen zur Policy-Forschung und Politikanalyse empfohlen werden. Auch als Basislektüre für spezielle Seminare zum Thema Politikevaluation ist das Buch geeignet. Nicht zuletzt können Praktiker:innen, die Evaluationen beauftragen, erstellen oder nutzen, von der Lektüre dieses Buches profitieren.