Stichprobe und Studiendesign
Zur Untersuchung der Hypothesen wurde eine placebo-kontrollierte Studie mit 108 Teilnehmenden (79,6 % weiblich; MAlter = 35,55, SDAlter = 11,01) an drei Messzeitpunkten durchgeführt. Zunächst beantworteten die Teilnehmenden den ersten Online-Fragebogen und wurden einer von zwei Übungen (TGT-Intervention: N = 63 oder Placebo-Übung: N = 45) zufällig zugeteilt. Darauf folgte ein siebentägiger Durchführungszeitraum für die jeweilige Übung und im Anschluss eine Post-Befragung. Nach einer Woche folgte der Follow-Up Fragebogen.
Im Rahmen der TGT-Intervention wurden die Teilnehmenden angeleitet, an sieben Tagen jeden Abend für ca. 5–10 Minuten über drei positive Ereignisse des Tages zu berichten und zu begründen, wieso sich die Dinge ereigneten (vgl. Seligman et al. 2005). Um eine Vergleichbarkeit mit anderen Studien zu schaffen, orientierten sich die Instruktion und die Beispiele der Übung an Bono et al. (2013). In der Kontrollbedingung wurden die Teilnehmenden nach Seligman et al. (2005) instruiert, an sieben Tagen jeden Abend für ca. 5–10 Minuten über möglichst frühe Erinnerungen aus der Kindheit zu reflektieren (siehe Mongrain und Anselmo-Matthews 2012).
Messinstrumente
Positiver Affekt (rt1 = 0,82, rt2 = 0,90, rt3 = 0,84) sowie negativer Affekt (rt1 = 0,81, rt2 = 0,85, rt3 = 0,84) wurden mit 12 Items der PANAS Skala von Watson et al. (1988) gemessen.
Glücksempfinden (rt1 = 0,91, rt2 = 0,94, rt3 = 0,95) wurde durch das Authentic Happiness Inventory (AHI) von Seligman et al. (2005) erfasst. Auf Grundlage des Reviews von Proyer et al. (2017) wurde eine gekürzte Version des AHI mit 19 Sets à fünf Aussagen eingesetzt, aus denen die Teilnehmenden je eine Aussage auswählen konnten.
Arbeitszufriedenheit (rt1 = 0,86, rt2 = 0,89, rt3 = 0,89) wurde anhand von zwei Items aus der deutschen Übersetzung (van Dick et al. 2001) der Job Diagnostic Survey (Hackman und Oldham 1980) gemessen.
Organisationales Commitment (rt1 = 0,92, rt2 = 0,93, rt3 = 0,95) wurde mit neun Items des Organizational Commitment Questionnaire (Porter und Smith 1970) in deutscher Fassung (Maier und Woscheé 2014) gemessen.
Das Psychologische Kapital (rt1 = 0,86, rt2 = 0,89, rt3 = 0,91) wurde anhand von 12 Items der universalen Compound PsyCap Scale (CPC-12; Lorenz et al. 2016) mit einer sechs-stufigen Skala (1 = stimme überhaupt nicht zu; 6 = stimme völlig zu) erfasst.
Wenn nicht anders berichtet, wurden die Items auf einer Skala von 1 = stimme überhaupt nicht zu (bzw. trifft gar nicht zu) bis 5 = stimme völlig zu (bzw. trifft völlig zu) gemessen.
Ergebnisse
In allen Hypothesen wurde angenommen, dass sich die Veränderung der abhängigen Variablen über die Zeit hinweg signifikant zwischen der Interventions- und der Kontrollgruppe unterscheidet. Zur Überprüfung der Hypothesen wurden Mixed ANOVAs mit zwei Gruppen (Intervention vs. Placebo) als Zwischensubjektfaktor und mit drei Messzeitpunkten als Innersubjektfaktoren (2 Bedingungen * 3 Zeitpunkte) durchgeführt.
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1.
Affektives Erleben
Abb. 1 zeigt die Veränderungen für die beiden Gruppen in ihrem affektiven Erleben. Für positiven Affekt zeigte sich kein signifikanter Interaktionseffekt (F(2, 212) = 1,16, p = 0,32, partielles η2 = 0,01), jedoch ein signifikanter Haupteffekt für die Zeit (F(2, 212) = 19,1, p < 0,001, partielles η2 = 0,15). Um zu prüfen, zu welchen Zeitpunkten sich der positive Affekt veränderte, wurde der Zeiteffekt in den zwei Gruppen jeweils anhand von paarweisen Vergleichen untersucht. Die Ergebnisse zeigten für die Interventionsgruppe signifikante Unterschiede zwischen den Messzeitpunkten t1 und t2 (Differenz = 0,34, p < 0,01) sowie t1 und t3 (Differenz = 0,53, p < 0,001). In der Kontrollgruppe stieg der positive Affekt lediglich zwischen den Messzeitpunkten t1 und t3 signifikant an (Differenz = 0,34; p < 0,05).
Auch für das Glücksempfinden wurde kein Interaktionseffekt gefunden (F(1,78, 188,81) = 0,14, p = 0,87, partielles η2 < 0,01, korrigiert nach Greenhouse-Geisser), jedoch ein signifikanter Haupteffekt für die Zeit (F(1,78, 188,81) = 19,63, p < 0,001, partielles η2 = 0,16, korrigiert nach Greenhouse-Geisser). Paarweise Vergleiche des Zeiteffekts in den jeweiligen zwei Gruppen zeigten für die Interventionsgruppe signifikante Unterschiede zwischen allen drei Messzeitpunkten (t1 und t2: Differenz = 0,13, p < 0,01; t1 und t3: Differenz = 0,23, p < 0,001; t2 und t3: Differenz = 0,10, p < 0,01). In der Kontrollgruppe stieg das Glücksempfinden zwischen den Messzeitpunkten t1 und t3 signifikant an (Differenz = 0,19; p < 0,05).
Für negativen Affekt zeigte sich ein signifikanter Interaktionseffekt zwischen der Gruppenzugehörigkeit und der Zeit (F(2, 212) = 3,19, p < 0,05, partielles η2 = 0,03). Auch hier wurden paarweise Vergleiche eingesetzt, um zu prüfen, zu welchem Zeitpunkt sich der negative Affekt signifikant veränderte. Die Ergebnisse zeigten signifikante Unterschiede zwischen allen drei Messzeitpunkten für die Interventionsgruppe (t1 und t2: Differenz = −0,41, p < 0,01; t1 und t3: Differenz = −0,69, p < 0,001; t2 und t3: Differenz = −0,28, p < 0,05). In der Kontrollgruppe zeigten sich zu keinem Zeitpunkt signifikante Veränderungen.
Insgesamt kann nur Hypothese 1c mit einem signifikanten Interaktionseffekt bestätigt werden. Für Hypothese 1a und 1b zeigen sich ebenfalls Veränderungen in die postulierte Richtung, jedoch stellenweise sowohl für die Interventions- als auch für die Kontrollgruppe.
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2.
Arbeitsbezogene Ergebnisgrößen
Es zeigten sich keine signifikanten Interaktionseffekte für Arbeitszufriedenheit (F(2, 212) = 0,61, p = 0,55, partielles η2 < 0,01) und organisationales Commitment (F(1,6, 169,79) = 0,25, p = 0,73, partielles η2 < 0,01; korrigiert nach Greenhouse Geisser; Abb. 2). Es wurden ebenfalls keine signifikanten Haupteffekte für die Zeit oder Gruppenzugehörigkeit gefunden. Daher wird Hypothese 2 verworfen.
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3.
Psychologisches Kapital
Auch für das Psychologische Kapital konnte kein signifikanter Interaktionseffekt zwischen der Gruppenzugehörigkeit und dem Zeitfaktor gezeigt werden (F(1,89, 199,98) = 2,13, p = 0,12, partielles η2 = 0,02; korrigiert nach Greenhouse-Geisser; siehe Abb. 3). Es wurde jedoch ein signifikanter Haupteffekt der Zeit gefunden (F(1,89, 199,98) = 7,09, p < 0,01, partielles η2 = 0,06; korrigiert nach Greenhouse-Geisser). Bei separater Betrachtung weist die Entwicklung des Psychologischen Kapitals in den Gruppen hypothesenkonforme Unterschiede auf: Paarweise Vergleiche in der Interventionsgruppe zeigten signifikante Mittelwertsunterschiede zwischen den Zeitpunkten t1 und t3 (Differenz = 0,201, p < 0,001) sowie zwischen t2 und t3 (Differenz = 0,106; p < 0,05). Für die Kontrollgruppe zeigten sich dagegen keine signifikanten Unterschiede über die Zeit (Abb. 3). Obwohl der Interaktionseffekt für das Psychologische Kapital nicht signifikant wurde und Hypothese 3 nicht angenommen werden kann, veränderte sich das Psychologische Kapital lediglich in der Interventionsbedingung signifikant positiv.
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4.
Einfluss des Psychologischen Kapitals auf arbeitsbezogene Ergebnisgrößen
In Hypothese 4 wurde angenommen, dass die Wirkung der TGT-Intervention auf die arbeitsbezogenen Ergebnisgrößen durch das Psychologische Kapital erklärt wird. Dies sollte mit einer Mediationsanalyse mit dem PROCESS Makro in SPSS geprüft werden. Jedoch zeigten die Ergebnisse der Mixed ANOVA, dass die arbeitsbezogenen Ergebnisgrößen von der TGT-Intervention nicht signifikant beeinflusst wurden. Ebenso zeigte die Mediationsanalyse keinen signifikanten totalen Effekt der Gruppenzugehörigkeit (für Arbeitszufriedenheit: β = −0,01, p = 0,96; für organisationales Commitment: β = 0,09, p = 0,65) wie auch keinen signifikanten indirekten Effekt über das Psychologische Kapital (für Arbeitszufriedenheit: indirekter Effekt = −0,09, 95 %-Konfidenzintervall (KI) [0,29; 0,09]; für organisationales Commitment: indirekter Effekt = −0,08, 95 %-KI [−0,28; 0,08]). Dementsprechend muss Hypothese 4 verworfen werden.