Notes
Die Transformation der nationalstaatlichen Gesellschaftsstruktur durch die europäische Integration und deren Auswirkung auf die Plausibilität der klassischen Gesellschaftskonzeptionen wird in der aktuellen Soziologie beispielsweise im Bereich der Grenzsoziologie diskutiert. Globalisierung und Europäisierung werden hier als Prozesse der Entgrenzung analysiert, die auf das Durchlässigwerden und den Abbau nationaler Staats-, Markt- und Institutionengrenzen abzielen. An diese Deutung anschließend, wird dann erörtert, wie der klassische Gesellschaftsbegriff an die aktuellen Entwicklungen angepasst werden kann. (Siehe dazu: Bach 2008; Banse und Stobbe 2004; Eigmüller 2010; Flora 2000; Mau 2006; Offe 1998, 2001; Stichweh 2001; Zielonka 2002 und Ziltener 1999).
Diese Debatte wurde unter dem Stichwort des „methodologischen Nationalismus“ geführt. Unter den Verdacht des „methodologischen Nationalismus“ gerieten dabei all jene Soziologen, die versucht haben, die europäische Entwicklung mit einem nationalstaatlich ausgerichteten Gesellschaftsmodell zu analysieren. Dass dies nicht möglich ist, gilt mittlerweile aber als anerkannt, siehe dazu: Bach 2008; Beck und Grande 2004; Eigmüller und Mau 2010; Münch 2008.
Siehe dazu auch Vobruba 2010a. Nach Vobruba kann die Lösung dieses Konfliktes nur in der Einsicht bestehen, dass die Frage nach einem angemessenen Begriff der europäischen Gesellschaft empirisch nicht zu klären ist. Die Europasoziologie sollte deshalb ihre Bemühungen um einen ontologischen Gesellschaftsbegriff aufgeben und stattdessen auf der Ebene der zweiten Beobachtung ermitteln, wie die Leute selbst „Europa“ beschreiben und definieren.
Als Grundlage für eine genaue disziplinäre Systematik eignet sich beispielsweise das Konzept von Georg Eising (2003).
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Keutel, A. Die Soziologie der europäischen Integration. Berlin J Soziol 21, 147–165 (2011). https://doi.org/10.1007/s11609-011-0146-z
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