Am Anfang war alles eins: Europa, der Westen und die Moderne. Nirgendwo kommt das deutlicher zum Ausdruck als in Max Webers (1972b: 1) berühmter Problemstellung, warum, wie und in welcher Form ausgerechnet Europa eine solche Entwicklung nehmen konnte. „Universalgeschichtliche Probleme wird der Sohn der modernen europäischen Kulturwelt unvermeidlicher- und berechtigterweise unter der Fragestellung behandeln: welche Verkettung von Umständen hat dazu geführt, dass gerade auf dem Boden des Okzidents, und nur hier, Kulturerscheinungen auftraten, welche doch – wie wenigstens wir uns gern vorstellen – in einer Entwicklungsrichtung von universeller Bedeutung und Gültigkeit lagen?“ Die Antwort, die Weber gibt, kommt einer Skizze der gesellschaftsgeschichtlichen Konfiguration der Moderne nahe, die sich den drei Revolutionen verdankt: der ökonomischen Revolution und der Entstehung des Kapitalismus, der politischen Revolution und der Heraufkunft der Demokratie und der kulturellen Revolution und der Durchsetzung des Individualismus. Nur im Westen, so Max Weber, hat es rationalen Kapitalismus, rationale Wissenschaft, rationale Kunst, rationales Recht, einen rationalen Staat, rationale Bürokratie und rational geschultes Fachbeamtentum sowie freie Lohnarbeit gegeben.
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