Um junge Menschen beim Thema psychische Gesundheit zu stärken, können Präventionsmaßnahmen eingesetzt werden, die die Mental Health Literacy (MHL) junger Menschen stärken und damit jene Kenntnisse, Fähigkeiten und Einstellungen fördern, die im Umgang mit psychischen Belastungen und Erkrankungen wichtig sind. Im Beitrag wird anhand der Rezeption der deutschen Version eines MHL-basierten Unterrichtsprogramms aus Kanada erörtert, ob das Programm für deutsche Schüler:innen geeignet ist und welche Inhalte und Lernformen Schüler:innen beim Thema psychische Gesundheit ansprechen.

Hintergrund

Psychische Erkrankungen stellen eine große Belastung im Kindes- und Jugendalter dar [9, 10]. Sie sind mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen in diesen Lebensphasen verbunden und können zudem zu Einschränkungen der psychischen Gesundheit im gesamten Lebensverlauf beitragen. Dennoch werden Unterstützungs- und Behandlungsangebote wenig oder stark verzögert angenommen [10, 24]. Zur Stärkung der psychischen Gesundheit werden darum vermehrt Präventionsmaßnahmen diskutiert, die die Mental Health Literacy (MHL) junger Menschen verbessern und den Zugang zu Hilfsangeboten erleichtern. Die MHL gemäß Kutcher et al. (2016) umfasst 4 Komponenten: 1) Wissen über Förderung und Erhaltung psychischer Gesundheit, 2) Wissen zu psychischen Erkrankungen und Behandlungsmöglichkeiten, 3) Verringerung von Stigmatisierung psychischer Erkrankungen und 4) Stärkung der Wirksamkeit bei der Hilfesuche [14].

Die Bedeutung von MHL für den Umgang mit psychischen Belastungen, frühes Erkennen von Erkrankungen, Suche und Inanspruchnahme von Unterstützung und damit die Förderung der psychischen Gesundheit wird vielfach betont [1, 8, 13]. Entsprechend wächst international die Forschung zu MHL [23] und es werden auf MHL basierende Interventionen für Jugendliche – oft für den Einsatz in Schulen aufgrund der dortigen Erreichbarkeit junger Menschen – entwickelt, eingesetzt und evaluiert [5, 16, 19].

Hierzulande sind Forschung und Interventionspraxis zu MHL im Jugendalter vergleichsweise gering ausgeprägt. Vereinzelt existieren thematisch verwandte Aufklärungsprogramme zur psychischen Gesundheit mit Fokus auf Stigmareduktion (z. B. „Verrückt? Na und!“ [2]) oder Ansätze zur Förderung der psychischen Gesundheit im Schulsetting (z. B. „MindMatters“ [4]). Um das Angebot an primärpräventiven Programmen zur MHL-basierten Kompetenzerweiterung zu vergrößern, widmet sich seit 2019 das Forschungsprojekt IMPRES an der Universität Bielefeld bzw. seit April 2022 an der Technischen Universität München dem Thema MHL für Jugendliche und setzt auf das MHL-basierte Schulprogramm „The Mental Health and High School Curriculum Guide“ aus Kanada [11], das durch das Projektteam übersetzt, adaptiert und in einer lokalen Kooperation pilotiert wurde. Die deutsche Version „Psychische Gesundheit und Schule“ [25] umfasst 6 Module, die in mindestens 7 Unterrichtsstunden vom Lehrpersonal in den Jahrgängen 8 bis 10 angewendet werden können (Informationen zu Adaption und Programm s. Anhang 1: Zusatzmaterial online).

Das Ursprungsprogramm ist in Kanada weit verbreitet und wurde bereits international adaptiert. Auch liegen Evaluationsstudien zur Wirksamkeit des Programms vor. Vor allem ließen sich über Länder und unterschiedliche Schulsettings hinweg positive Effekte bzgl. Wissenszuwachs und Verringerung stigmatisierender Einstellungen nachweisen (z. B. [12, 15, 17, 18, 21]). Studien zum Programm erfassen jedoch nicht die subjektive Bewertung durch die Zielgruppe, obwohl dies Akzeptanz aber auch Weiterentwicklungsimpulse abbilden kann, um Interventionen ansprechender und ggf. effektiver zu gestalten.

Nachfolgend wird erörtert, ob sich das Programm für Schüler:innen in Deutschland eignet und auf Bedarfe zum Thema psychische Gesundheit antwortet. Dafür werden Evaluationsdaten der erstmaligen Anwendung der deutschen Version herangezogen, die die Rezeption der Schüler:innen aufzeigen. Ausgehend von ihrer Bewertung wird zudem abgeleitet, was junge Menschen beim Thema psychische Gesundheit erreicht und welche Inhalte und Lernformen bedarfs- und interessensgerecht sind.

Methode

Feldzugang

Zur Programmanwendung wurden Lehrkräfte und Sozialarbeiter:innen Bielefelder Schulen zu vorbereitenden, eintägigen Fortbildungen eingeladen. Diese fanden zwischen Oktober 2019 und April 2021 4‑mal mit insgesamt 32 Teilnehmenden statt. Hier erhielten sie Programmmaterialien und Informationen zur Evaluation.

Datenerhebung und -auswertung

Die Programmanwendung wurde mit einer schriftlichen fragebogengestützten Evaluation im Prä-Post-Design begleitet. Details zu Instrumenten und Auswertung werden an anderer Stelle publiziert [6]. Die Post-Befragung beinhaltete programmbezogene Fragen zur formativen Evaluation. Mittels selbst entwickelter Items mit geschlossenem Antwortformat wurde die Bewertung und damit die Akzeptanz der Schüler:innen zu verschiedenen Programmaspekten erhoben: Wenn du an die Unterrichtsstunden denkst, wie fandest du a) das Programm insgesamt; b) die Gruppenarbeiten; c) die Arbeitsblätter; d) die Lernvideos; e) die Begegnungsstunde?“; „Wie würdest du es finden, wenn alle Schülerinnen und Schüler in deinem Alter dieses Unterrichtsprogramm machen würden?“. Bei letztgenannter Frage wurde zusätzlich eine Begründung erbeten (offenes Antwortformat). Neben diesen Fragen wurden demografische Angaben wie Alter, Geschlecht, Zuhause gesprochene Sprache und Erfahrung mit psychischen Erkrankungen erhoben.

Items mit geschlossenem Antwortformat wurden in IBM SPSS® (Version 28, Armonk, NY, USA) univariat beschrieben (absolute Häufigkeiten, Mittelwerte, Standardabweichung), Gruppenvergleiche bzgl. Geschlecht, gesprochener Sprache und Erfahrungen mit psychischen Erkrankungen erfolgten mittels t‑Test für unabhängige Stichproben und bzgl. des Alters mittels Pearson-Korrelation. Die offenen Antworten wurden mithilfe von MAXQDA (Version 2020, VERBI Software, Berlin, Deutschland) inhaltlich strukturiert. Zwei Projektmitarbeitende bildeten induktiv Aussagekategorien und kodierten unabhängig die Antworten. Dabei waren Mehrfachzuordnungen zulässig. Kodierungsdifferenzen wurden diskutiert und nach Konsens zugeordnet.

Ergebnisse

Stichprobe

Zwischen Februar 2020 und Juni 2021 nahmen an Programm und Befragung sieben 10. Klassen von zwei Realschulen und einem Gymnasium sowie zwei Berufsschulklassen teil. Letztere zählten nicht zur Kernzielgruppe, wurden jedoch aufgrund von geäußertem Interesse eingeschlossen.

Die Durchführungsbedingungen variierten: Das Programm wurde vor bzw. nach Beginn der Coronapandemie gestartet und einmal unvollständig, einmal mit Unterbrechung, wöchentlich oder als Projekttag, mit oder ohne Begegnungsstunde (Schulbesuch durch Psychiatrieerfahrene) realisiert. Durchgeführt wurde das Programm von Lehrkräften und einer Schulsozialarbeiterin, wovon die Hälfte vorab die Fortbildung besuchte.

Zur Auswertung liegen Programmbewertungen von 185 Schüler:innen vor, wobei 166 zusätzlich demografische Angaben ausfüllten. Das Durchschnittsalter betrug 15,7 Jahre mit einer Altersspanne von 14 bis 24 Jahren, wobei 97,5 % 14–18 Jahre alt waren. Gemäß den Angaben waren 60,5 % weiblich, 62,1 % sprachen zuhause ausschließlich Deutsch und 63,2 % hatten Erfahrungen mit psychischen Erkrankungen (selbst/Umfeld). Die Stichprobenmerkmale sind in Tab. 1 abgebildet.

Tab. 1 Stichprobenmerkmale

Programmbewertung

Die Schüler:innen bewerteten das Programm insgesamt und einzelne Elemente mit Angaben von „gar nicht gut“ (1) bis „gut“ (4) (s. Tab. 2).

Tab. 2 Programmbewertung

Das Programm wurde insgesamt sehr positiv bewertet. Der Mittelwert liegt mit 3,33 zwischen „eher gut“ und „gut“. Bewertungsunterschiede liegen bezogen auf das Alter vor: mit steigendem Alter sinkt die Programmbewertung signifikant (r = −0,207; p < 0,01). Die Einschätzung des Programms für Gleichaltrige weist einen hohen Mittelwert von 3,52 auf, 94,5 % der Schüler:innen fänden es „eher gut“ oder „gut“, wenn alle Schüler:innen ihres Alters das Programm machten. Auch hier nimmt die Bewertung mit steigendem Alter signifikant ab (r = −0,284; p < 0,001).

Die Bewertung unterschiedlicher Programmaspekte fiel ähnlich positiv aus: die Begegnungsstunde (MW = 3,66) und die Gruppenarbeiten (MW = 3,47) wurden mehrheitlich positiv bewertet, gefolgt von den Lernvideos (MW = 3,21). Die Arbeitsblätter schnitten vergleichsweise schlechter ab (MW = 2,82). Bezüglich der Gruppenarbeiten zeigt sich, dass jüngere Schüler:innen (r = −0,284; p < 0,001) diese signifikant besser bewerteten. Die Lernvideos hingegen wurden signifikant besser von Schüler:innen bewertet, die angaben, mindestens eine weitere Sprache Zuhause zu sprechen (MW = 3,48 vs. nur deutsch MW = 3,06; p < 0,01) und keine Erfahrung mit psychischen Erkrankungen (selbst/Umfeld) zu haben (MW = 3,44 vs. Erfahrung vorhanden MW = 3,09; p < 0,01). Bei den Arbeitsblättern fielen die Bewertungen der Schüler:innen, die zuhause mindestens eine weitere Sprache sprechen (MW = 3,03 vs. nur deutsch MW = 2,74; p < 0,05), positiver aus.

Einschätzung des Programms für Gleichaltrige

Die Antworten von 151 Schüler:innen zur Begründung der Programmeinschätzung wurden in 8 Kategorien (K1–K8) inhaltlich strukturiert (s. Tab. 3). K1–K7 umfassen Beschreibungen der Schüler:innen des Werts bzw. Nutzens des Programms für Gleichaltrige. In Kategorie K8 fallen allgemeine Kommentare, die in Tab. 3 zusammengefasst sind.

Tab. 3 Kategorisierte Begründungen zur Programmeinschätzung (inklusive Beispielzitate)

Kategorie K1 umfasst Antworten, in denen die Schüler:innen ihre Einschätzung generell mit der Relevanz des Themas begründeten. Sie wünschten mehr Beachtung für das Thema und gaben an, dass es jede:n betrifft bzw. betreffen kann und ein aktuell relevantes Thema ist. Die Kategorien K2–K5 thematisieren, dass das Programm auf Aufklärungs- und Informationsbedarfe reagiert. Am häufigsten formulierten Schüler:innen allgemein die Wichtigkeit, aufgeklärt zu werden und informiert zu sein (K2). Oft wurde konkretisiert, dass Wissen für den Umgang mit psychischen Erkrankungen oder Personen, die psychisch erkrankt sind, vonnöten ist (K4). Auch wurden Kenntnisse als Voraussetzung benannt, psychische Erkrankungen zu erkennen (K3) und Hilfe zu suchen, bezogen auf andere oder sich selbst (K5). Dies deutet insgesamt auf den Wunsch nach Handlungsorientierung hin.

Die Begründungen in K6 und K7 lassen sich auf der Einstellungsebene verorten. Sie zeigen, dass Schüler:innen mit dem Programm die Sensibilisierung für die Problematik von Stigmatisierung und Tabuisierung psychischer Erkrankungen verknüpften. Einige gaben an, dass Verständnis für das Erleben und die Lebenssituation von Menschen mit psychischer Erkrankung erzeugt wird und Vorverurteilungen revidiert sowie ggf. diskriminierendes Verhalten verändert werden können (K6). Zudem wurde benannt, dass Themen psychischer Gesundheit mehr zur Normalität gehören sollten und offener darüber gesprochen werden sollte. Dies wurde auch im Falle eigener Betroffenheit als bedeutsam eingeschätzt (K7).

Diskussion

Die vorliegenden Daten zeigen, dass das Programm bei erstmaliger Anwendung an deutschen Schulen trotz variierender Durchführungsmodi durchgängig positiv angenommen wurde und zu von Schüler:innen eigens formulierten Interessen und Bedarfen passt.

Programmbewertung

Die Auswertung wies keine geschlechtsspezifischen Unterschiede nach. Dies deutet darauf hin, dass das Programm Mädchen und Jungen gleichermaßen erreicht. Hinsichtlich des Alters zeigte sich hingegen, dass Jüngere das Programm insgesamt sowie dieses für Gleichaltrige besser einschätzten. In der ursprünglichen Konzipierung des Programms waren Schüler:innen der Klassen 8–10 die Kernzielgruppe. Dies kann die größere Passung zu den jüngeren Teilnehmenden der Stichprobe erklären. Die Werte der Älteren sind dennoch positiv, was zeigt, dass auch hier eine ausreichende Passung angenommen werden kann.

Die Begegnungsstunde wurde am besten bewertet. Die Bedeutung des „Kontakt“-Elements wird insbesondere im Kontext von Anti-Stigma-Maßnahmen betont [22]. Auch wenn Forschungsbefunde aktuell nicht eindeutig nachweisen, ob dieses Element z. B. die Wirksamkeit von MHL-basierten Interventionen bzgl. Wissenszuwachs und Verringerung von Stigma verstärkt [5], legt die hohe Bewertung in dieser Studie nahe, dass dieses Element für Schüler:innen besonders ansprechend ist. Eine andere Studie weist hierzu aus, dass die Begegnung einem Großteil der befragten Schüler:innen Mut machte, psychische Krisen zu überstehen und dass sie die Person als Vorbild sehen würden [2].

Interessant ist, dass Lernvideos von Schüler:innen ohne Erfahrungen mit psychischen Erkrankungen positiver bewertet wurden. Eine mögliche Interpretation dessen ist, dass durch gewisses Vorwissen die in den Videos präsentierten Inhalte weniger ansprechend oder interessant empfunden werden. Allerdings spielten vorhandene Erfahrungen bei der Begegnungsstunde keine Rolle, was vermuten lässt, dass auch bei Vorwissen persönliche Erfahrungsberichte Mehrwert bieten können.

Die Begegnungsstunde und die Gruppenarbeiten erzielten die höchste Bewertung, was auf Präferenzen bzgl. interaktiverer Lernformen hindeutet.

Zudem bewerteten Schüler:innen, die zuhause nicht ausschließlich Deutsch sprechen, Lernvideos und Arbeitsblätter positiver. Anknüpfende Studien sind nötig, um den genauen Einfluss der sprachlichen Ausgangslage auf die Rezeption der Programmaspekte zu erfassen.

Überdies gilt es, zielgruppenspezifische Anpassungsnotwendigkeiten zu erforschen, um Bedarfe der heterogenen Schüler:innenschaft (bzgl. Alter, sprachlicher und kultureller Merkmale etc.) einzubinden und differenzierteres Material oder z. B. Implementierungsleitfäden anzubieten. Ausgehend von den hier präsentierten Befunden könnten insbesondere qualitative Interviews mit Schüler:innen und Lehrpersonen geführt werden oder in partizipativen Modellprojekten spezifischere Materialien entwickelt werden.

Einschätzung des Programms für Gleichaltrige

Die Begründungen der Schüler:innen unterstreichen, dass das Programm auf bestehendes Interesse sowie Bedarfe zu diesem als relevant eingeschätzten Thema trifft. Der Schwerpunkt liegt deutlich auf Aufklärung, Befähigung zum Umgang mit psychischen Erkrankungen sowie Entstigmatisierung und Enttabuisierung, während die Stärkung der (eigenen) psychischen Gesundheit nicht explizit benannt wird. Die Antworten spiegeln damit zum großen Teil die MHL-Komponenten [14] wider, was darauf hinweist, dass die mit MHL assoziierten Kenntnisse, Fähigkeiten und Einstellungen nicht nur im MHL-Forschungsdiskurs betont, sondern auch von den Schüler:innen selbst als hilfreiche Ressourcen eingeschätzt werden. Inwieweit diese Einschätzungen durch das Programm erzeugt wurden oder bereits im Vorfeld vorhanden waren, bleibt zum jetzigen Zeitpunkt unklar.

Der prominent geäußerte Bedarf an Aufklärung und Wissen lässt sich mit empirischen Befunden zu Hindernissen bei der Hilfesuche und -inanspruchnahme verknüpfen. Fehlendes Wissen über psychische Erkrankungen und Hilfsangebote zählen mit zu den am häufigsten genannten Faktoren, da sie das Erkennen und Einschätzen psychischer Gesundheitsprobleme und das Aufsuchen von Hilfe erschweren [10, 20]. Auch zeigt sich deutlich der Bedarf nach offener Auseinandersetzung und Entstigmatisierung. Hier spiegelt sich das Bewusstsein darüber wider, dass Tabuisierung und Stigmatisierung für Betroffene zusätzliches Leid bedeuten und vielfach als „zweite Krankheit“ erlebt werden [3]. Zudem stellen insbesondere Stigmatisierungserfahrungen und -erwartungen nachweislich zentrale Barrieren bei der Hilfesuche dar [7] und beeinträchtigen den Genesungsprozess. Dies und das oben genannte fehlende Wissen hängen mit der langen Zeitdauer zwischen Auftreten und Behandlung psychischer Erkrankungen zusammen [24], die möglicherweise durch Aufklärungs- und Entstigmatisierungsbestrebungen verkürzt werden könnte.

Limitationen

Die verwendeten Items bilden erste Anhaltspunkte zur Rezeption und damit Akzeptanz des Programms ab, bieten allerdings keine Details dahingehend, was den Schüler.innen an den Programmaspekten und -inhalten zusagt. Zudem beziehen sich die präsentierten Ergebnisse auf eine heterogene Gelegenheitsstichprobe. Weitere Forschung könnte die Einschätzung der Schüler:innen differenzierter erfassen und eine repräsentative Stichprobe anstreben zwecks Generalisierbarkeit und Aussagekraft differenzierter Auswertungen. Dazu wäre die systematische Einbindung des Programms im Schulkontext als universell ansetzende primärpräventive Maßnahme hilfreich.

Ausblick

Trotz explorativen Charakters der Studie legen die Ergebnisse nahe, dass das Programm „Psychische Gesundheit und Schule“ an vorhandene Bedarfe anschließt und sich für Schüler:innen 10. sowie Berufsschulklassen zu eignen scheint. Auch lassen sich erste Hinweise ableiten, was Schüler:innen bei Interventionen zum Thema psychische Gesundheit wichtig erachten. Dazu zählen die inhaltliche Orientierung am MHL-Konzept, ein hoher aufklärenden Informationsgehalt, die kritische Auseinandersetzung mit stigmatisierenden Einstellungen und Meinungen, ein offenes und entstigmatisierendes bzw. stigmafreies Sprechen über psychische Erkrankungen sowie die Thematisierung von konkreten Umgangsweisen und Hilfswegen. Zudem stießen interaktive Elemente wie Gruppenarbeiten und insbesondere Begegnungsstunden auf positive Resonanz. Dies könnte in zukünftigen Interventionen berücksichtigt werden.

Fazit für die Praxis

  • Die deutsche Version des kanadischen Unterrichtsprogramm namens „Psychische Gesundheit und Schule“ ist ein Präventionsangebot zur Stärkung von Mental Health Literacy (MHL), das von Schüler:innen positiv und relevant bewertet wird und daher für den weiteren Einsatz in deutschen Schulen empfohlen werden kann.

  • Die mit MHL bezeichneten Kenntnisse, Fähigkeiten und Einstellungen werden nicht nur unter MHL-Forschenden, sondern ebenso von Schüler:innen selbst als relevant für die Stärkung der psychischen Gesundheit eingeschätzt.

  • Präventionsprogramme für jugendliche Schüler:innen zum Thema psychische Gesundheit können sich inhaltlich an dem MHL-Konzept orientieren und interaktive Elemente beinhalten, um den Bedarfen und Interessen der Schüler:innen zu entsprechen.

  • Die weitere, systematische Umsetzung des Programms inklusive Begleitforschung sind notwendig, um die genaue Wirkweise und Anpassungsnotwendigkeiten zu bestimmen.