Zusammenfassung
Im Rahmen einer Masterarbeit sollte untersucht werden, wie weit und von welcher Seite des Baumes bzw. Baumreihe Reflexionsfolien aus Kunststoff (in der Fahrgasse) und recyceltem Aluminium (direkt unter den Bäumen) zur Verbesserung der Fruchtfarbe im Herbst beitragen.
Aus früheren Arbeiten war bekannt, dass die Lichtstrahlung durch Gewebefolien weit in die Baumkrone reflektiert wird, aber nicht, ob diese Lichtstärke ausreicht, die Äpfel in verschiedenen Regionen der Baumkrone besser zu färben und ob Aluminiumfolie die gleiche Wirkung zeigt.
Daher wurden 90 neun Jahre alte Apfelbäume der Sorte ‘Braeburn, Hillwell‘ auf M 9 unter grauem Hagelnetz auf dem Campus Klein-Altendorf der Universität Bonn im September 2018 – einem Jahr mit guter Fruchtausfärbung – untersucht. Die Apfelbäume waren als schlanke Spindel erzogen und die Reihen zur Optimierung der Lichtnutzung in N‑S-Ausrichtung gepflanzt. Die Gewebefolie Lumilys mit 2,6 m Breite wurde in den Fahrgassen und eine Folie aus 80 % recyceltem Aluminium 2 × 60 cm breit direkt unter den Bäumen ca. 6 Wochen vor dem geschätzten Erntetermin ausgelegt. Als chemische Variante wurden Bäume mit dem Biostimulanz StimplexTM mit 2 × 4 l/ha nach Herstellerempfehlung behandelt; Bäume der gleichen Reihen ohne Behandlung dienten als Kontrolle. Ab 6 Wochen vor der Ernte wurden 3600 Farbwinkelmessungen an den gleichen 180 Apfelfrüchten am Baum durchgeführt mit folgenden Ergebnissen
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1)
Die schlechtere Rotfärbung der Apfelfrüchte auf der Ostseite (Kontrolle ca. 69°hue) als auf der Westseite (ca. 51°hue) kann eine Farbverbesserung auf der Ostseite des Baumes durch Folien, Chemikalien oder andere Mittel erfordern.
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2)
Auf dieser schlecht belichteten Ostseite zeigten die Apfelfrüchte im unteren Kronenbereich unter 1 m Kronenhöhe die schlechteste Rotfärbung – mit 66,4°hue bei Stimplex, 69,1°hue in der Kontrolle und 70,4°hue bei Folienwechsel.
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3)
Auf dieser schlecht belichteten Ostseite unter 1 m Kronenhöhe zeigten die Reflexionsfolien die stärkste Wirkung – mit guter Rotfärbung der Apfelfrüchte direkt über der Aluminiumfolie (53,3°hue) und sowohl über der Gewebefolie Lumilys in jeder (59,6°hue) als auch jeder 2. Reihe (57°hue).
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4)
Auf der gut belichteten Westseite im Kronenbereich über 1 m zeigten die Reflexionsfolien dagegen eine geringe Wirkung; nur in diesem Bereich verbesserten weder die Aluminium- noch die Textilfolie Lumilys die Rotfärbung.
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5)
Das Auslegen der Gewebefolie Lumilys in jeder 2. Reihe bzw. Fahrgasse erzielte eine gleich gute Verbesserung der Rotfärbung wie das Auslegen in jeder Reihe und die (recycelte) Aluminiumfolie direkt unter den Bäumen.
Generell wirkten die Reflexionsfolien – unabhängig von Material und Auslegen – auf die Fruchtausfärbung in diesem Jahr 2018 am besten an den stärker beschatteten Stellen in der Baumkrone.
Abstract
The objective of the present study was to investigate how far and from which side reflective mulches effectively reflect light into the tree crown to improve the colour of apple fruit under hail net in the autumn when light is limiting at 50° N latitude. Therefore, polypropylene mulch (LumilysTM) was spread 2.6 m wide in the alleyways and (recycled) aluminum foil in the herbicide strip under the trees (0.6 m either side of the tree) six weeks prior to anticipated harvest.
Previous work had shown the light penetration and distribution within the tree canopy using polypropylene mulch (Lumilys TM) in the alleyways, but without showing the effect on fruit colouration and without using other mulches or strategies.
Hence, ninety 9‑year-old cv. ‘Braeburn, Hillwell‘ apple trees on M 9 rootstock at CKA Klein-Altendorf, University of Bonn were employed for the experiment in 2018, a year with generally good fruit colouration. Trees were trained to slender spindles and were planted in N‑S rows to optimize light utilization. A bio stimulant (StimplexTM) was included as a chemical colour enhancer, while untreated trees of the same rows served as control.
180 apple fruits were marked and repetitively assessed four-times prior to harvest resulting in 3600 colour measurements on attached fruit with the following results
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1)
Fruit on the East side of the tree developed less red colouration (69°hue) than those on the West side, identifying the need for colour improvement measures such as reflective mulches, chemicals or other on the East side
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2)
Low hanging fruit under 1 m height in the tree canopy developed insufficient colour (70.4°hue), which was improved by Stimplex to 66.4°hue with a one week earlier harvest
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3)
In this otherwise shaded area, reflective mulches showed the greatest effect: Apple fruit reached good red colouration with polypropylene (LumilysTM) in the alleyways of every row (59.6°hue), every other row (57°hue) or with aluminum foil directly under the tree (53.3°hue), where lower hue values represent better red colour
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4)
By contrast, the positive effect on colouration of the reflective mulches appeared less pronounced for fruit in the light-exposed Westside of the tree canopy, irrespective of their material and application (polypropylene in the alleyways or aluminum directly under the trees).
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5)
Spreading the reflective mulch LumilysTM every second row viz alleyway improved fruit colouration, to the same extent, as spreading the same material in the traditional way in every row viz alleyway or spreading (recycled) aluminum foil directly under the trees.
Regardless of the material and spreading approach, the reflective mulches showed the best effect on fruit colouring in the more shaded parts of the tree canopy.
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Einleitung
In den nördlichen Breiten ab ca. 50° N ist Licht der begrenzende Faktor für die Photosynthese der Pflanzen und die Färbung der Früchte (Blanke und Kunz 2009). Die Kombination aus Anbau unter Hagelnetz, sinkendem Sonnenstandswinkel, abnehmender Lichtintensität, kürzerer Tageslänge (Photoperiode) und warmen Nächten im Herbst erschwert die Rotfärbung bei zweifarbigen Äpfeln (Funke und Blanke 2021). Besonders betroffen sind die Standardsorten wie ‘Elstar, Elshof‘, ‘Royal Gala‘ und ‘Gala, Mondial‘ (Blanke 2015) und ‘Pinova‘ (Bosančić et al. 2018). Die Rotfärbung der Schale wird durch die Anthocyansynthese bewirkt (Treutter 2010), die durch die Gene MdMYB1, MdMYB10 und bHLH3 (basic Helix Loop Helix) reguliert bzw. gefördert wird (Wu et al. 2012) sowie mittels des Proteins UVR8 positiv auf UV-Strahlen reagiert (Christie et al. 2012). Ein hoher Anteil an roter Farbe wird von den Verbrauchern bevorzugt, weil dieser mit einem besseren Geschmack und höherer Qualität (Bosančić et al. 2018) sowie reifen (Hamadziripi et al. 2014) und süßen Früchten (Steyn et al. 2009) assoziiert wird. In der Praxis werden Anlieferungen bzw. Paletten am Großmarkt oft abgelehnt oder preislich herabgestuft, wenn sie neben gut gefärbten Früchten z. B. von ‘Braeburn, Maririred‘ schlecht gefärbte Früchte von ‘Braeburn, Hillwell‘ enthalten. Bisher war bekannt, dass gewebte Reflexionsfolien aus Polypropylen wie Extenday oder Lumilys die Fruchtfärbung verbessern und die Fruchtfestigkeit erhalten (z. B. Schuhknecht et al. 2018) und dass die reflektierten Lichtstrahlen relativ hoch in die Baumkrone eindringen (Weber et al. 2019). Unbekannt bzw. unerforscht war, ob ihre Wirkung ausreicht, die Fruchtfarbe in verschiedenen Teilen der Baumkrone zu verbessern und auf welcher Baumseite bzw. -reihe (Ost oder West) die Reflexionsfolien effektiver sind. Bisher kamen dazu u. a. nassfeste Papiere (Meinhold et al. 2011) und weiße Gewebefolien (Schuhknecht et al. 2018; Weber et al. 2019) zum Einsatz, da bislang keine recycelte Aluminiumfolie zur Verfügung stand. Frühe Arbeiten (Meinhold et al. 2011) hatten bereits gezeigt, dass fabrikneue Aluminiumfolien – im Gegensatz zu Gewebefolien aus Kunststoff-Licht gerichtet, d. h. vornehmlich direkt nach oben reflektieren, so dass sie am effektivsten direkt unter den Bäumen wirkt.
Daher sollte im Rahmen dieser Arbeit die Wirkung einer weißen gewebten Polypropylen-Reflexionsfolie (Lumilys) und – zum ersten Mal in Klein-Altendorf – einer aus 80 % recycelten glatten Aluminium bestehenden Folie auf die Apfelfrüchte – differenziert nach West- und Ostseite in verschiedenen Baumhöhen bei der späten Sorte ‘Braeburn, Hillwell‘ aufgezeigt werden.
Material und Methoden
Versuchsstandort, Apfelbäume, Reflexionsfolien und Biostimulanz
Das Versuchsgelände des CKA Klein-Altendorf (6° 59′ E, 50° 37′ N, 180 m ü NN) der Universität Bonn ist durch nordwestliche Atlantikwinde und ein gleichbleibendes gemäßigtes Klima geprägt. Die Jahresmitteltemperatur beträgt 9,8 °C mit ca. 600 mm Niederschlag (Blanke und Kunz 2009). Der Versuch wurde mit der Apfelsorte ‘Braeburn, Hillwell‘ auf M 9 unter grauem Hagelnetz durchgeführt. Die Reihen waren in Nord-Süd Richtung gepflanzt. Die Spindelbäume waren 9 Jahre alt mit einer Pflanzweite von 3,5 m × 1 m Baumabstand.
Im Versuch wurden die gewebte Kunststofffolie Lumilys (Beaulieu, Belgien, Abb. 1a) (Lumilys 2018), eine Aluminiumfolie der Marke Profissimo (Abb. 1b) und das Biostimulanz Stimplex (Acadian Plant Health, Kanada) zur Verbesserung der Fruchtqualität und vor allem der Fruchtfarbe verwendet. Die Aluminiumfolie und Lumilys wurden am 30. August 2018 ca. 6 Wochen vor der Ernte ausgelegt (Tab. 1). Lumilys wurde auf 2,6 m Breite in der Fahrgasse ausgerollt, die Aluminiumfolie wurde jeweils 60 cm links und rechts direkt unter den Bäumen ausgelegt (Abb. 2).
Die Reflexionsfolie Lumilys wurde in drei Varianten ausgelegt a) In jeder Reihe bzw. Fahrgasse b) alternierend in jeder 2. Reihe bzw. Fahrgasse und c) in den Parzellen 1 und 2 wurde sie mehrfach verschoben (Abb. 3).
Wiederholte Farbmessungen der Früchte am Baum
Bei den Farbmessungen der Früchte am Baum wurden 5 Äpfel in je vier Quadranten ausgewählt: a) auf der Westseite sowie b) auf der Ostseite jeweils in einer Baumhöhe von c) 1–1,5 m und d) 0,5–1 m. Diese insgesamt 180 Äpfel wurden 4 × entlang des Apfeläquators d. h. alle/je 90° sowie an der stärksten rot gefärbten Stelle der Fruchtunterseite markiert. An jeder dieser Markierungen wurde die Fruchtfarbe in der CIE-Lab Farbskala an 4 Terminen während der Reifephase bzw. Anthozyansynthese ab 35 Tage vor der Ernte mit einem tragbaren i1Pro-Spektrometer (Xrite, Michigan, USA) jeweils zwischen 9 und 12 h gemessen (Tab. 1) und die Lab-Werte nach McGuire (1992) in °hue-Farbwinkel umgerechnet.
Statistik
Das Experiment umfasste 90 Apfelbäume. Jede Behandlung bestand aus zehn Bäumen plus einem Trennbaum. In einem Zeitraum von 6 Wochen vor der Ernte wurden 3600 Farbwinkelmessungen an 180 Apfelfrüchten durchgeführt. Die 9 Varianten bestanden aus je 20 Früchten, wobei eine Frucht als Wiederholung galt, und 4 × über die Reifezeit gemessen wurden. Die Farbwinkel wurden auf Normalverteilung und Varianzhomogenität geprüft und anschließend einer einfaktoriellen Varianzanalyse (ANOVA) unter Verwendung der statistischen Funktion von Excel bei einem Fehler von 5 % unterzogen.
Ergebnisse
Rotfärbung der Früchte auf der West- versus Ostseite der Baumreihe
Beim letzten, 4. Messtermin erreichten die Früchte bei den nicht-destruktiven Farbmessungen im Feld Farbwinkel von 50–60°hue (rot) (Abb. 4) – mit Ausnahme der Ostseite unter 1 m Höhe. Die stärkste Anthocyansynthese – gemessen als Verringerung der hue-Farbwinkel – zeigten die Früchte zwischen dem 21. und 28. September – unabhängig von ihrer Position in der Baumkrone.
Auf der Westseite der Apfelbäume waren die hue-Farbwinkel der Früchte geringer, d. h. sie waren stärker rot gefärbt als auf der Ostseite – besonders bei Früchten aus der Kontrolle mit unbedecktem Gras und auch bei Früchten mit dem Biostimulanz StimplexTM.
Einfluss der Position der Früchte im Baum – Baumhöhe – auf die Rotfärbung
Im mittleren Bereich der Baumkrone über 1 m erreichten die Äpfel auf beiden Seiten der Apfelbäume bzw.- reihe, Ost und West, hue-Farbwinkel von 50–60°hue. Auf der Westseite reichten die hue-Farbwinkel der Äpfel sowohl unter 1 m als auch über 1 m Höhe von 50°hue (Wechsel P. 1) bis zu 62°hue (Wechsel P. 2).
Früchte der Kontrollbäume ohne Behandlung, mit dem Biostimulanz Stimplex oder dem Folienwechsel P. 2 zeigten die größten hue-Farbwinkel und somit die geringste Rotfärbung der Äpfel – mit Ausnahme der Westseite in einer Höhe über 1 m. Der Folienwechsel in P. 2 zeigte auch hier mit 61,4°hue den höchsten Wert und somit die schlechteste Rotfärbung der Äpfel. Im Gegensatz dazu zeigten Früchte – auf der Westseite über 1 m – mit dem Biostimulanz Stimplex mit 50°hue und der Kontrolle mit Gras mit 51°hue die geringsten Werte und somit die beste Rotfärbung. Im Kronenbereich über 1 m auf der gut belichteten Westseite zeigten die Reflexionsfolien – trotz hoher Lichtreflexion – nur noch eine geringfügige Wirkung auf die Fruchtfärbung: Nur in diesem Bereich verbesserten weder die (recycelte) Aluminiumfolie noch die Textilfolie Lumilys in jeder als auch in jeder 2. Reihe die Rotfärbung.
Dagegen fielen die hue-Farbwinkel in Bodennähe unter 1 m Höhe auf der Ostseite bei den Früchten mit Stimplex (66,4°hue), aus der Kontrolle mit Gras (69,1°hue) und nach Folienwechsel in P. 2 (70,4°hue) ganz besonders hoch aus. Diese schlechtere Rotfärbung im unteren Kronenbereich ermöglichte den Reflexionsfolien ihre Wirkung am stärksten zu entfalten – mit guter Rotfärbung der Apfelfrüchte direkt über der Aluminiumfolie (53,3°hue) und über der Textilfolie Lumilys in jeder (59,6°hue) als auch jeder 2. Reihe/Fahrgasse (57°hue).
Das Auslegen von Lumilys jede 2. Reihe zeigte in allen 4 betrachteten Bereichen (Quadranten des Baumes) fast identische hue-Farbwinkel wie beim herkömmlichen Auslegen in jeder Reihe. Bei den beiden Varianten, bei denen Lumilys mehrfach (3 ×) in derselben Reihe verschoben wurde, waren die Apfelfrüchte bei dem Zyklus des Wechsels P. 1 besser gefärbt, was sich mit geringeren hue-Farbwinkel im Vergleich zu den hohen hue-Farbwinkeln von Wechsel P. 2 zeigte. Die Apfelfrüchte bei Wechsel P. 1 wiesen in einer Höhe über 1 m auf der Westseite mit 50°hue den kleinsten Wert auf und somit die beste Rotfärbung (Abb. 4).
Die Apfelfrüchte, unter denen die recycelte Aluminiumfolie ausgelegt wurde, wiesen in allen vier Bereichen des Baumes die gleichen hue-Farbwinkel auf. Apfelfrüchte unter 1 m Baumhöhe hatten sowohl mit 53,3°hue im Osten als auch mit 52,7°hue im Westen geringe hue-Farbwinkel und somit eine gute Rotfärbung und unterschieden sich nicht von den Werten über 1 m Höhe mit 53,5°hue im Osten und 52,6°hue im Westen. Die Äpfel über recycelter Aluminiumfolie wiesen im Bereich über 1 m Höhe vergleichbare Ergebnisse bzw. Rotfärbung auf wie Lumilys und übertrafen im Bereich unter 1 m Höhe die Rotfärbung mit Lumilys (Abb. 4).
Wetterdaten
Die Summen an UVB- und photosynthetisch aktiver Strahlung sowie der Mittelwert pro Tag für die 4 Messzeiträume (Tab. 2) entsprechen den Zeiträumen, in denen die Folien bei dem Folienwechsel Parzelle 1 + 2 lagen (Abb. 3). An den Mittelwerten pro Tag erkennt man sowohl bei der UVB so wie auch bei der PAR-Strahlung die Abnahme des Lichtes im Herbst. Der mittlere UVB Wert in der ersten Periode sank von 613 mWh/m2 auf 378 mWh/m2 in der letzten Messperiode. Bei den Mittelwerten von PAR verhält es sich ähnlich, hier sank der Wert von der ersten Periode von 54 mmol/m2s auf 37 mmol/m2s. Die erste Messperiode zeichnete sich auch durch die höchste Summe an UVB- und photosynthetisch aktiver Strahlung aus. Der geringste Wert wurde jeweils in der 3. Periode festgestellt. Der zweit höchste Wert befindet sich in der 2. Periode und der dritt größte nicht in der dritten, sondern in der vierten Messperiode, welche mit 16 Tagen wesentlich länger war als die anderen drei (Tab. 2).
In den Zeiträumen, in denen die Lumilys Folie (dreimal) verschoben wurde (Wechsel P.1 und Wechsel P.2 – Abb. 2) war sowohl die PAR- als auch die UVB-Strahlung wesentlich stärker als die Folie an der Ostseite von P.1 und der Westseite von P.2 lag (Abb. 5). Die Apfelbäume in P.1 erhielten zu der Zeit mit Lumilys auf der Ostseite mit 602 mmol PAR/m2s und 7228 mWh/m2 fast doppelt so viel Licht (PAR; UVB) als zu der Zeit, als die Folie auf der Westseite lag (336 mmol PAR/m2s und 3638 mWh/m2).
Diskussion
Beurteilung der klimatischen Bedingungen für die Rotfärbung der Apfelschale
Für die Rotfärbung der Apfelschale ist die Aktivität der drei Gene MdMYB1, MdMYB10 und bHLH3 von Bedeutung. Die Induktion der Anthocyanbiosynthese erfolgt zu Beginn der Fruchtreife (MYB10) über diese drei Gene, MYB1 reagiert auf Licht (PAR) und MYB10 auf kühle Temperaturen bzw. großen Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht (Takos et al. 2006; Treutter 2010). Eine ausreichende Lichtmenge steigert die Genexpression von MYB1 und bHLH3. Diese interagieren mit MYB1 und MYB10 Genen und nehmen so Einfluss auf die Biosynthese von Anthocyan (Abb. 6). Ihre Transkription wird durch kältere Temperaturen gefördert. Genau wie die Transkripte von MYB1 korrelieren sie positiv mit der Anthocyansynthese in der Fruchtschale. Die Interaktion von bHLH3 und MYB1 Proteinen wirkt sich also positiv auf die Anthocyanbiosynthese aus (Xie et al. 2012).
Die in Tab. 2 dargestellten Werte für PAR zeigen, dass Licht (PAR) im Herbst 2018 für eine sehr gute Rotfärbung der Apfelschale in ausreichender Menge verfügbar war. Für den Standort Klein-Altendorf bei dem, wie bei allen nördlichen Anbaugebieten, Licht der begrenzende Faktor bei der Rotfärbung der Apfelschale darstellt (Blanke 2015), kann man im Anbaujahr 2018 in Klein-Altendorf von ausreichender Lichtstärke von 2266 mmol/m2s in den 6 Wochen vor der Ernte ausgehen (Tab. 2).
Die moderaten Temperaturen im September 2018 (Abb. 5) lassen vermuten, dass das Gen MYB15 nicht aktiv wurde und die Rotfärbung durch hohe Temperaturen – wie in südlichen Anbaugebieten im Spätsommer – hemmen konnte. Die Wechselwirkung zwischen Licht und Temperatur zeigt sich darin, dass die Transkripte des hitzeempfindlichen MYB1 die Transkripte des lichtabhängigen MYB1 hemmen. Dasselbe wie für PAR gilt auch für die UVB-Strahlung, die über das Protein UVR8 die Rotfärbung fördert. Durch die in Tab. 2 dargestellten Summen und Mittelwerte für UVB-Strahlung lässt sich eine durch das Protein UVR8 bewirkte Stressreaktion in der Apfelschale auf die UVB-Strahlung schlussfolgern (Rizzini et al. 2011; Christie et al. 2012; Wu et al. 2012). Die ausreichende Menge an PAR lässt ebenfalls eine geringe Aktivität des Gens COP1 folgern. Die Transkripte von COP1 hemmen die Transkripte von MYB1 (Mellway et al. 2009). Im Anbaujahr 2018 in Klein-Altendorf stand eine ausreichende Menge an PAR und UVB-Strahlung im Bestand für eine überdurchschnittliche Rotfärbung der Apfelschalen der Sorte ‘Braeburn, Hillwell‘ und anderer Sorten zur Verfügung.
Einfluss der Position am Baum von den Äpfeln auf ihre Rotfärbung
Die hue-Farbwinkel der Äpfel auf der Ostseite lagen generell höher, d. h. die Früchte waren schlechter gefärbt als auf der Westseite der Baumreihen. Bei einer Süd-Nord Ausrichtung der Baumreihen wie in Klein-Altendorf nach den Empfehlungen von Jackson und Palmer (1972) steht die Sonne nachmittags im Westen. Die photosynthetisch aktive Strahlung sowie die UVB-Strahlung weisen zu den Mittagsstunden und nachmittags höhere Werte auf als am Vormittag, an dem die Sonne im Osten steht. Die bessere Rotfärbung der Äpfel auf der Westseite lässt sich mit dem höheren Niveau an photosynthetisch aktiver Strahlung sowie UVB-Strahlung am Nachmittag erklären. Durch das höhere Strahlungsniveau gibt es vermutlich auf der Westseite eine höhere Expression des Gens Md MYB1. Das Gen MYB15 dürfte bei diesem Punkt keine bedeutende Rolle spielen. Es ist zwar davon auszugehen, dass auf der Westseite aufgrund der höheren Strahlung auch höhere Temperaturen zu bemessen sind (Solomakhin und Blanke 2008), jedoch würden diese die Rotfärbung behindern und nicht fördern (Treutter 2010).
Apfelfrüchte auf der schlecht belichteten Ostseite unter 1 m zeigten bei der einfaktoriellen Varianzanalyse signifikante Unterschiede in der Rotfärbung zwischen Reflexionsfolien und Kontrolle. Bisher war nicht bekannt, auf welcher Baumseite und in welcher Baumhöhe Reflexionsfolien am stärksten/besten wirken (z. B. Schuhknecht et al. 2018).
Beurteilung der Wirkung der Reflexionsfolie Lumilys, der Aluminiumfolie sowie von Stimplex
Das Biostimulanz Stimplex zeigte keine signifikante Wirkung auf die Rotfärbung der Apfelfrüchte im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle. Die gerichtete Reflexion der PAR und UVB-Strahlung (Meinhold et al. 2010a) durch die Aluminiumfolie färbte die Apfelfrüchte besonders gut und gleichmäßig in allen vier Quadranten. Besonders deutlich zeigt sich die Wirkung auf der Ostseite unter 1 m Höhe und ebenfalls auf der Westseite unter 1 m Höhe. Die Apfelfrüchte hatten hier im Vergleich zur Kontrolle mit Gras oder auch im Vergleich zu den Varianten mit Lumilys eine bessere Rotfärbung. Lumilys bewirkt eine diffuse Reflexion des Lichtes (Meinhold et al. 2010a), welche das Licht in einem breiten Winkel reflektiert. Das beidseitige Auslegen von Lumilys und das Auslegen in jeder 2. Reihe verbesserte die Rotfärbung der Apfelfrüchte unter 1 m Höhe im Osten. Die bessere Wirkung der Aluminiumfolie unter 1 m Höhe kommt durch die größere Menge an reflektiertem Licht in die untere Baumregion zustande (Meinhold et al. 2010b). Die gerichtete Reflexion reflektiert in diesem Bereich das Licht stärker als die diffuse Reflexion von Lumilys.
Beim 3maligen Verschieben der Reflexionsfolie Lumilys in der Reihe sollten anhand zweier Parzellen die Wirkung der Lumilys Folie zu verschiedenen Zeitpunkten festgestellt werden. Die Farbmessungen haben gezeigt, dass die Äpfel aus Parzelle 1 durch die Sequenz der Wechsel besser gefärbt waren als die aus Parzelle 2 (Abb. 4). Das Vorhandensein der Folie Lumilys an der Ostseite der Baumreihe leistete im frühen Zeitraum vom 14. bis zum 21. September einen maßgeblichen Beitrag mit positiven Auswirkungen für die Rotfärbung der Äpfel in Parzelle 1. Für das sehr gute Ergebnis der Äpfel in Parzelle 1 auf der Westseite unter 1 m Höhe (50°hue) scheint das Vorhandensein der Lumilys Folie in dem Zeitraum vom 25.09. bis zum 04.10.2018 auf der Westseite verantwortlich zu sein. Das bedeutet, dass sowohl die PAR- als auch die UVB-Strahlung höher war, als die Lumilys Folie auf der Ostseite von Wechsel P.1 und der Westseite von Wechsel P.2 lag. Höhere PAR und UVB-Strahlung bedeutet, dass Lumilys stärker reflektieren konnte und somit die Rotfärbung der Apfelfrüchte verbessern konnte. Das Ergebnis ist eine bessere Rotfärbung der Äpfel in Parzelle 1 im Vergleich zu den Äpfeln in Parzelle 2.
Die ausschließlich auf der schwächer belichteten Ostseite unter 1 m Höhe nachweisbare positive Wirkung der Reflexionsfolien sowie die Summen an PAR und UVB-Strahlung (Tab. 2) in den 6 Wochen vor der Ernte lassen den Schluss zu, dass im Erntejahr 2018 am Versuchsort Klein-Altendorf eine geeignete Kombination aus kühler Temperatur bzw. großer Temperaturdifferenz und ausreichend hohe Mengen an PAR und UVB-Strahlung zur Verfügung standen, mit Ausnahme des genannten Quadranten. Ein weiterer Beleg für diese Aussage ist die gleichmäßige Rotfärbung der Äpfel in allen 7 Varianten in einer Höhe über 1 m und auf der Westseite. Es ist davon auszugehen, dass bei schlechteren klimatischen Bedingungen die Wirkung der Reflexionsfolien stärker ausfallen würde.
Literatur
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Danksagung
Die Autoren bedanken sich bei den Herstellern für Proben ihrer Produkte, bei Achim Kunz für Abb. 2 und professionelle Hilfestellung bei den Farbmessungen sowie bei HJ Wiesel für professionelle Pflege der Obstanlagen in Klein-Altendorf.
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P. Hess und M. Blanke geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
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Hess, P., Blanke, M. Auf welcher Seite des Baumes können Reflexionsfolien die Fruchtfarbe stärker verbessern?. Erwerbs-Obstbau 63, 303–311 (2021). https://doi.org/10.1007/s10341-021-00569-3
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