Zusammenfassung
Hintergrund
Notfallsanitäter:innen, Fachkrankenpfleger:innen für Notfallpflege und Notärzt:innen müssen sich ständig auf neue Herausforderungen im täglichen Versorgungsgeschehen einstellen. Dabei kann die Ersteinschätzung von älteren Patient:innen aufgrund von Kommunikationsbarrieren, limitierten diagnostischen Möglichkeiten und verfügbaren Informationen bei Polypharmazie und Multimorbidität von Herausforderungen geprägt sein.
Ziel der Arbeit
Mit dieser Arbeit sollen praxisnahe Anregungen zur Beurteilung von geriatrischen Patient:innen im Rettungsdienst gegeben werden.
Ergebnisse
Geriatrische Symptome sind vielfältig. Das Delir ist eine häufige und teils schwerwiegende Bedrohung, die Fallstricke in der Einschätzung generiert. Die Akronyme „KEIM“ (kardiale Ereignisse, Elektrolytentgleisung, Infektion, Medikamente) und „GEMS“ (geriatrischer Patient, Eindrücke der Umgebung, medizinische Beurteilung, soziale Beurteilung) sind als Hilfsbuchstaben in der Ersteinschätzung geriatrischer Patient:innen zu verstehen. Mit dem ISAR-Screening und weiteren Screeninginstrumenten, wie dem 4A-, 6CIT- oder O3DY-Test, stehen spezifische Hilfsmittel zur Risikoeinschätzung zur Verfügung.
Diskussion
„KEIM“, „GEMS“ und ISAR-Screening, als Erweiterung von X‑ABCDE, sind auch außerklinisch bei der Einschätzung geriatrischer Patient:innen hilfreich und sollten bedarfsgerecht durch den 4A-Test zum Delirscreening ergänzt werden. Diese Aspekte sind in der Aus- und Weiterbildung der versorgenden Berufsgruppen zu adressieren. Assessment- und Screeninginstrumente digital während des Einsatzes nutzen zu können, ist wünschenswert.
Abstract
Background
Emergency paramedics, emergency nurses and emergency physicians must constantly adapt to new challenges in the daily provision of care. The initial assessment of elderly patients can be challenging due to communication barriers, limited diagnostic options and available information regarding polypharmacy and multimorbidity.
Aim
The aim of this study is to provide practical suggestions for the assessment of geriatric patients by emergency medical service personnel.
Results
Geriatric symptoms are diverse. Delirium is a common and sometimes serious threat that can make assessments more difficult. The acronyms “KEIM” (Cardiac events, Electrolyte imbalance, Infection, Medication) and GEMS (Geriatric Patient, Impressions of the Environment, Medical Assessment, Social Assessment) are to be understood as auxiliary letters in the initial assessment of geriatric patients. With ISAR (Identification of Seniors at Risk) screening and other screening instruments, such as the 4A (Alertness, Abbreviated Mental Test, Attention, Acute Change or Fluctuating Course) test, 6CIT (Six Item Cognitive Impairment Test), or Ottawa 3DY (date, day, dlrow [spelling “world” backwards], year) test, specific tools are available for risk assessment.
Conclusion
KEIM, GEMS and ISAR screening, as an extension of X‑ABCDE (Exsanguination, Airway, Breathing, Circulation, Disability, Exposure), are helpful in the assessment of geriatric patients outside the hospital and should be supplemented by the 4A test for delirium screening as required. These aspects should be addressed in the training and further education of healthcare professionals. It is desirable to be able to use digital assessment and screening instruments.
Avoid common mistakes on your manuscript.
Notfallsanitäter:innen (NotSan), Fachkrankenpfleger:innen für Notfallpflege und Notärzt:innen müssen sich ständig auf neue Herausforderungen im täglichen Einsatz- und Versorgungsgeschehen einstellen. Vor dem Hintergrund einer kontinuierlichen soziodemografischen Veränderung steht dabei oft eine häufig multimorbide, geriatrische Patientenklientel im Zentrum der Tätigkeit [1]. Dabei ist besonders häufig die außerklinische Ersteinschätzung von älteren Patient:innen aufgrund von Kommunikationsbarrieren durch Vorerkrankungen oder wegen limitierter diagnostischer Möglichkeiten und verfügbarer Informationen von Herausforderungen geprägt. Beispielsweise kann die Differenzierung in „eher kritisch“ oder „eher nicht kritisch“ anspruchsvoll sein, wenn Vorerkrankungen mit ausgeprägtem Schweregrad akute Symptome überlagern. Diese Arbeit hat zum Ziel, praxisnahe Anregungen zur Beurteilung dieser besonderen Patientengruppe zu geben.
Grundzüge der geriatrischen Notfallversorgung
Um die Besonderheiten der Lebensverhältnisse und des sozialen Umfelds von älteren Patienten einbeziehen zu können, sollten etablierte Untersuchungsabläufe mit den bekannten Assessmentinstrumenten (z. B. X‑ABCDE, SAMPLERS) erweitert werden. Ein Beispiel für diese spezifische Erweiterung liefert das Akronym „KEIM“ (Infobox 1), das im Rahmen eines reduzierten Allgemeinzustands bei der fokussierten Diagnostik und Versorgung hilft [2], sich jedoch nicht nur auf geriatrische Patient:innen beschränken muss.
Infobox 1 Akronym KEIM
-
Kardiales Ereignis (z. B. akutes Koronarsyndrom, dekompensierte Herzinsuffizienz)
-
Elektrolytentgleisung (z. B. Hyperkaliämie, bspw. bei Anwendung kaliumsparender Diuretika mit ACE-Hemmern und Sartanen, Pseudohyponatriämie und Hyponatriämie, besonders bei Herzinsuffizienz [3])
-
Infektion (z. B. durch Dekubitus, Ulcus cruris, Harnwegsinfektion, Pneumonie, Sepsisscreening mit NEWS2 [4])
-
Medikamente (Neben- und Wechselwirkungen besonders bei neuer oder geänderter Medikation, insbesondere bei psychotropen Medikamenten [5])
Das Akronym „GEMS“ aus dem gleichlautenden Kurssystem der NAEMT erweitert dieses Spektrum um spezifischere geriatrische Aspekte ([6, 7]; Infobox 2).
Infobox 2 GEMS-Grundsätze (zusammengefasst und mit Beispielen unterlegt nach Snyder et al. [7])
G: Geriatrischer Patient
Spezielle Veränderungen durch die geriatrische Situation berücksichtigen, beispielsweise:
Anatomie: Verlust von Elastin und Kollagen sowie Abnahme der Subkutis führen zu einer höheren Vulnerabilität für mechanische Einflüsse, das Entfernen von geklebten Wundschnellverbänden kann Verletzungen verursachen [7].
Physiologie: Die Anzahl der Zellen im Sinusknoten kann im Lebensalter von 75 Jahren bereits um 90 % reduziert sein. Im Zusammenspiel mit Fibrosen und Fettablagerungen werden Arrhythmien begünstigt [7].
Kognition: Die Anzahl der Nervenzellen und Synapsen wird bis zu 50 % vermindert, das Volumen der Gehirnmasse nimmt bis zu 20 % ab, was subdurale Blutungen durch Gefäßabscherungen begünstigt [7].
E: Eindrücke der Umgebung beurteilen
Wohnsituation: Besteht Barrierefreiheit?
Hilfsmittel erkennbar: Hinweise auf die Mobilität außerhalb des Notfallereignisses?
Umgebungsfaktoren: Hinweise auf benötigte Hilfsmittel, z. B. Sauerstoffkonzentrator oder CPAP-Gerät?
M: Medizinische Beurteilung
Chronische oder akute Wechselwirkungen?
Hinweise auf Exsikkose (stehende Hautfalte, Flüssigkeitsbilanz)?
Elektrolytentgleisungen (siehe Infobox 1)?
S: Soziale Beurteilung
Hinweise auf ein destruktives soziales Umfeld?
Gibt es ein soziales Netz, das bereits aktiv ist oder aktiviert werden kann?
Assessmentverfahren wie X‑ABCDE und die Ergänzung durch GEMS reflektieren den Prozess der Einschätzung zur Erstellung einer Diagnose im Allgemeinen und sind darüber hinaus als Form der Interaktion zwischen Behandler:innen und Patient:innen zu verstehen [8]. Screeningverfahren hingegen stellen eine Art Filter dar, um potenzielle Risiken oder Probleme zu identifizieren [9], wie beispielsweise NEWS2 zusätzlich zur Beurteilung der Vitalparameter zur Sepsiserkennung [4] oder der 4A-Test (s. unten) zur Delirerkennung. Im nächsten Kapitel gehen wir expliziter auf Screeningverfahren im geriatrischen Kontext ein.
Innerklinische Screeninginstrumente
Die Identifizierung von geriatrischen Patient:innen in der Notaufnahme per Augenmaß wird mittels spezieller und je nach Region verschiedener Screeninginstrumente durchgeführt. So ist bspw. die Einführung des Identification-of-Seniors-at-Risk(ISAR)-Screenings in den Notaufnahmen für Patient:innen ab 70 Jahren empfohlen [10,11,12]. Infobox 3 zeigt das von den Autor:innen an den Rettungsdienst adaptierte ISAR-Screening. Bisher existiert zur außerklinischen Anwendung des ISAR-Screenings keine Datenlage.
Infobox 3 ISAR-Screening für den Rettungsdienst. (Mod. nach [12])
-
1.
Hilfebedarf: Waren Sie vor der Erkrankung oder Verletzung, wegen der Sie uns gerufen haben, auf regelmäßige Hilfe angewiesen?
-
2.
Akute Veränderung des Hilfebedarfs: Benötigten Sie in den letzten 24 h mehr Hilfe als zuvor?
-
3.
Hospitalisation: Waren Sie innerhalb der letzten 6 Monate für einen oder mehrere Tage im Krankenhaus?
-
4.
Sensorische Einschränkung: Haben Sie unter normalen Umständen erhebliche Probleme mit dem Sehen, die nicht mit einer Brille korrigiert werden können?
-
5.
Einschränkung des Gedächtnisses: Haben Sie ernsthafte Probleme mit dem Gedächtnis?
-
6.
Multimorbidität: Nehmen Sie pro Tag sechs oder mehr verschiedene Medikamente ein?
Auswertung: Jede Ja-Antwort wird mit einem Punkt gewertet. Das Screening gilt als positiv, wenn 2 oder mehr Punkte erreicht werden.
Symptome geriatrischer Patient:innen
Geriatrische Syndrome, also charakteristische Symptomkomplexe, sind multikausal. Entsprechend gibt es viele Einteilungsmöglichkeiten. Unterstrichen wird dies durch Krankenhausabrechnungsdaten der gesetzlichen Versicherer (GKV) aus 2022: Rund ein Drittel der geriatrischen Patient:innen zeigte ein behandlungswürdiges kognitives Defizit [13]. Auffällig ist eine Schnittmenge, die sowohl körperliche als auch die kognitive Degeneration einschließt. Abb. 1 zeigt Leitsymptome oder andere übergeordnete Einflussfaktoren des geriatrischen Syndroms.
Charakterisierung und Datenlage des Delirs
Während die bisherigen Kapitel hauptsächlich allgemeine Aspekte der geriatrischen Versorgung und Diagnostik adressiert haben, wird in diesem Kapitel das Delir näher beleuchtet. Diese spezifische thematische Vertiefung ist aus drei Gründen geboten: 1. Ein Delir kann hinsichtlich seiner zeitlichen Progredienz leicht unterschätzt werden. 2. Ein „Übersehen“ gefährdet die zeitadäquate leitliniengerechte Versorgung und kann zu einer Fehlentscheidung bei Transportindikation und Klinikwahl führen. 3. Ein Delir birgt mannigfaltige Risiken, die den weiteren Verlauf der Versorgung und die nachfolgende Lebensqualität enorm beeinflussen können. Im Folgenden belegen wir diese Annahmen und führen dazu weiter aus.
Ein Delir ist „eine sich rasch entwickelnde Bewusstseins- und Vigilanzstörung mit Beeinträchtigung des Schlaf-Wach-Rhythmus, kognitiven Einbußen, amnestischen Einschränkungen und Desorientierung nach Raum und Zeit“ [17]. Es verläuft bei Demenz häufig lebensbedrohlich und bleibt wegen seiner unspezifischen Symptomatik, beispielsweise mit unklarer Bewusstseinstrübung, Orientiertheitsdefiziten oder übermäßiger Agitiertheit, lange unentdeckt [18, 19]. Das Delir hat ein erhöhtes Risiko für ein ungünstiges intensivmedizinisches Outcome [19]. Weiterhin zeigt ein Delir bei älteren Patienten ab 65 Jahren mit Krankenhausaufenthalt ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer neuen Demenz [20]. Durchschnittlich kann die Prävalenz mit 23 % beziffert werden, nach Schlaganfall mit 25 % [19, 21]. Die Auslöser können vielfältig sein, z. B. Exsikkose, fieberhafte Infekte, Elektrolytstörungen oder Alkoholentzug, im Rahmen eines Delirium tremens als Spezialfall [22]. Das Delir ist abhängig vom klinischen Bild in drei Phänotypen zu unterteilen [23]: hypoaktives Delir (30 %), hyperaktives Delir (5 %) und Delir vom Mischtyp (65 %), wobei das hypoaktive Delir in der Diagnostik besonders herausfordernd sein und mit „Müdigkeit“ verwechselt werden kann. Für eine eingehendere Darstellung empfehlen wir O’Keeffe [24].
Tab. 1 gibt eine nicht abschließende Orientierung über häufig verwendete Delirscreenings.
Differenzierung der Tests
4A-Test
Der 4A-Test (4AT) umfasst vier Dimensionen: Wachheit (normal, schläfrig), Orientierung zur Person und Situation, Aufmerksamkeit sowie akute Veränderungen der kognitiven Leistung. Die Durchführungsdauer ist auf ca. fünf Minuten geschätzt. Es sind 12 Punkte zu erreichen, wobei ab einer Punktzahl von vier oder mehr ein Delir wahrscheinlich ist. Die Sensitivität liegt im Durchschnitt bei ca. 90 % [27, 29]. Es bestehen Hinweise auf eine gute Interrater-Übereinstimmung bei Pflegefachkräften [38].
O3DY-Test (Ottawa 3DY Test)
Dieser Test umfasst insgesamt vier Testfragen, welche auf Orientierung zur Zeit und zur Situation abzielen. Es sind insgesamt 30 Punkte erreichbar. Fragen wie „Nennen Sie die aktuelle Jahreszeit“ oder „Buchstabieren Sie das Wort WELT rückwärts“ sollen Rückschluss auf die kognitive Situation geben. Der Test ist mit einer Dauer von ca. fünf bis zehn Minuten angegeben und zeigt eine Sensitivität von 71,4 % und eine Spezifität von 58,3 % [31, 32].
6CIT-Test (Six Item Cognitive Impairment Test)
Der Test beinhaltet sieben Fragen mit insgesamt 28 möglichen Punkten. Die Fragen umfassen Orientierung (Welches Jahr? Welcher Monat?), Kurzzeitgedächtnis sowie Aufgaben (Zählen Sie rückwärts von 20 bis 0). Ab zehn Punkten ist eine erhebliche kognitive Einschränkung wahrscheinlich. Die Sensitivität liegt im Durchschnitt bei 92 % [25, 39].
CAM-Test (Confusion Assessment Method)
Diese Screeningmethode beantwortet mithilfe eines standardisierten Anamnesegesprächs Fragen nach dem Ja-und-nein-Prinzip. Dazu gehören beispielsweise die Bereiche Aufmerksamkeit (z. B. Monate rückwärts aufzählen), Denkvermögen (Rechenaufgaben), Bewusstseinszustand sowie psychometrische Auffälligkeiten (z. B. Rededrang). Wird bei bestimmten Fragen „Ja“ angekreuzt, ist ein Delir wahrscheinlich [33].
4AMT-Test (Abbreviated Mental Test)
Der 4AMT ist die Kurzversion des AMT und beinhalt vier Fragen, jeweils nach Patientenalter, aktueller Uhrzeit (zumindest ungefähre Angabe), Nennung einer Adresse, die am Ende des Tests wiederholt werden muss, und aktuellem Jahr [40]. Kann eine Frage nicht beantwortet bzw. reproduziert werden, ist von einem auffälligen Befund auszugehen.
Der Short Blessed Test (SBT), das Brief Alzheimer’s Screening sowie die Mini Mental State Examination (MMSE) zielen auf Demenz bzw. Demenz bei Alzheimer-Krankheit ab und nicht auf Delir wie die bereits vorgestellten Tests. Aus diesem Grund wird auf eine Vertiefung verzichtet und auf die genannten Quellen in Tab. 1 verwiesen.
Technische Hilfsmittel zur Erkennung von kognitiven Defiziten
Für eine Umsetzung derartiger Tests wäre im Rettungsdienst eine digitale Umsetzung denkbar. Die Verwendung von Hilfsmitteln zur Kommunikation, Dokumentation und Einsatzführung ist deshalb begrüßenswert, weil Screeninginstrumente niederschwellig hinterlegt werden können, beispielsweise auf dem dienstlichen Smartphone. Beispiele hierfür sind bereits verfügbar, wie beispielsweise die „MDCalc“-App (MDCalc Ltd. Inc.; New York, NY; USA; [41]) für iOS und Android. Hier wird der 4AT zur Verfügung gestellt. Die App ist ausreichend übersichtlich, kann offline genutzt werden, benötigt jedoch einen persönlichen Account, was leider die Eingabe personenbezogener Daten der Accountbesitzer:innen notwendig macht. Wünschenswert wäre hier eine App in deutscher Sprache, die auf die Erfassung von Nutzerdaten verzichtet, oder eine Integration in das dienstliche Tablet von Rettungsmitteln. Weiterhin sind die Tests bei einer Vielzahl von Internetseiten unterschiedlichster Anbieter:innen zu finden (z. B. [42]).
Diskussion
Die Erkennung und Risikostratifizierung einer kognitiven Einschränkung kann bereits außerklinisch erfolgen. Wir empfehlen zur allgemeinen Einschätzung das ISAR-Schema sowie zum Delirscreening das 4AT-Screening aufgrund dessen Kombination aus relativ kurzer Testlänge, Sensitivität und Interrater-Übereinstimmung. „KEIM“ und „GEMS“ können weitere Hilfestellungen geben. Eine verfügbare Entscheidungsunterstützung, z. B. durch eine deutschsprachige App oder Anwendung auf Einsatz-Tablets, ist für die Zukunft wünschenswert. Bis dahin scheint die „MDCalc“-App eine erwägenswerte Überbrückung zu sein. Schulung und Einführung kognitiver Kurztests, die in dieser Arbeit nicht vollumfänglich dargestellt werden können, sollten in Ausbildungscurricula relevanter Berufsgruppen berücksichtigt werden. Unter anderem könnten hierdurch die Auszubildenden fächerübergreifend unter Verwendung smarter Anwendungen noch gezielter auf ein individuelles, patientenzentriertes und reflektiertes Arbeiten abzielen, gerade auch um auf die zukünftigen Herausforderungen der alternden Gesellschaft vorbereitet zu sein und eine gezieltere Hospitalisierung oder ambulante Versorgung zu gewährleisten. Weiterer Forschungsbedarf besteht darin, dem beteiligten Rettungsdienstpersonal Beurteilungshilfen an die Hand geben zu können, um präklinische Diagnosen einfach und belastbar stellen zu können.
Fazit für die Praxis
-
Die außerklinische Einschätzung geriatrischer Patient:innen kann durch eingeschränkte diagnostische Möglichkeiten herausfordernd sein.
-
Erweiterungen des strukturierten Assessments (X-ABCDE) durch „KEIM“ und „GEMS“ können bei der Einschätzung der Situation unterstützen.
-
Es bestehen vielfältige Möglichkeiten des Screenings kognitiver Einschränkungen, zum Delirscreening scheint der 4A-Test (4AT) auch für den außerklinischen Einsatz geeignet.
-
Unterstützend können Apps wirken, die offline zur Verfügung stehen, beispielsweise in Kombination mit der elektronischen Einsatzdokumentation am Tablet.
Literatur
Krafft T, Neuerer M, Böbel S, Reuter-Oppermann M. Notfallversorgung & Rettungsdienst in Deutschland: Partikularismus vs. Systemdenken. Gütersloh-Winnenden, Maastricht: Bertelsmann Stiftung; University Maastricht; 2022 [zuletzt geprüft am: 19.02.2024].
Fandler M. „Red. AZ“ – extrem häufige Arbeitsdiagnose, aber was tun?; 2020 [zuletzt geprüft am: 19.02.2024]. Verfügbar unter: https://nerdfallmedizin.blog/2020/01/18/red-az-extrem-haufige-arbeitsdiagnose-aber-was-tun/.
Rabold T. Elektrolytentgleisungen im Alter. In: Pinter G, Likar R, Schippinger W, Janig H, Kada O, Cernic K, Hrsg. Geriatrische Notfallversorgung. Vienna: Springer Vienna; 2013. S. 447–55 ([) [zuletzt geprüft am: 20.02.2024].
Bauer W, Galtung N, von Wunsch-Rolshoven Teruel I, Dickescheid J, Reinhart K, Somasundaram R (2023) Screening auf Sepsis in der Notfallmedizin – qSOFA ist uns nicht genug. Notfall Rettungsmed. https://doi.org/10.1007/s10049-022-01078-w
Inouye SK, Marcantonio ER, Metzger ED. Doing Damage in Delirium: The Hazards of Antipsychotic Treatment in Elderly Persons. Lancet Psychiatry 2014; 1(4):312–5. https://doi.org/10.1016/S2215-0366(14)70263-9.
NAEMT. GEMS – Geriatric Education for EMS; 2024 [zuletzt geprüft am: 07.02.2024]. Verfügbar unter: https://www.naemt.org/education/gems.
Snyder DR, Christmas C. Geriatric education for emergency medical services. Sudbury Mass.: Jones and Bartlett; 2003 [zuletzt geprüft am: 19.02.2024].
Institut für Qualitätssicherung in Prävention und Rehabilitation GmbH an der Deutschen Sporthochschule Köln. Leitgedanken – Assessment; 2004 [zuletzt geprüft am: 07.02.2024]. Verfügbar unter. https://www.assessment-info.de/assessment/seiten/assessment/leitgedanken/leitgedanken-de.asp
Reuschenbach B, Mahler C, Hrsg. Pflegebezogene Assessmentinstrumente: Internationales Handbuch für Pflegeforschung und -praxis. 2., unveränderte Auflage. Bern, Schweiz, Göttingen, Germany: Hogrefe; Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG; 2020 [zuletzt geprüft am: 19.02.2024].
Deutsche Gesellschaft für Geriatrie e. V. Geriatrische Patienten in der Notaufnahme – Mit sechs Fragen identifizieren und Prognose verbessern (2012) zuletzt geprüft am: 07.02.2024]. Verfügbar unter. https://www.dggeriatrie.de/presse/pressemeldungen/1288-pm-geriatrische-patienten-in-der-notaufnahme-%E2%80%93-mit-sechs-fragen-identifizieren-und-prognose-verbessern
McCusker J, Bellavance F, Cardin S, Trépanier S, Verdon J, Ardman O (1999) Detection of older people at increased risk of adverse health outcomes after an emergency visit: the ISAR screening tool. J Am Geriatr Soc 47(10):1229–1237. https://doi.org/10.1111/j.1532-5415.1999.tb05204.x
Thiem U, Greuel HW, Reingräber A, Koch-Gwinner P, Püllen R, Heppner HJ et al. Positionspapier zur Identifizierung geriatrischer Patienten in Notaufnahmen in Deutschland: consensus for the identification of geriatric patients in the emergency care setting in Germany. Z Gerontol Geriatr 2012; 45(4):310–4. https://doi.org/10.1007/s00391-012-0342-2.
Spitzenverband GKV Abschlussbericht GIA-Evaluation; 2022 [zuletzt geprüft am: 19.02.2024]. Verfügbar unter. https://www.gkv-spitzenverband.de/media/dokumente/krankenversicherung_1/amb_stat_vers/gia/GIA_Evaluation_Abschlussbericht_12.01.2022.pdf
Isaacs B. The challenge of geriatric medicine. Oxford, New York: Oxford University Press; 1992. (Oxford medical publications) [zuletzt geprüft am: 19.02.2024].
Morley JE (2017) The New Geriatric Giants. Clin Geriatr Med 33(3):xi–xii. https://doi.org/10.1016/j.cger.2017.05.001
Tinetti M, Huang A, Molnar F (2017) The Geriatrics 5M’s: A New Way of Communicating What We Do. J Am Geriatr Soc 65(9):2115. https://doi.org/10.1111/jgs.14979
Berlit P. Verwirrtheit/Delir. In: Berlit P, Hrsg. Klinische Neurologie. Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg; 2019. S. 1–3 (Springer Reference Medizin[) [zuletzt geprüft am: 19.02.2024].
de Biasi J, Reininghaus E, Schoberer D (2023) Delir bei Demenz : Früherkennung und Behandlung – ein narrativer Review. Z Gerontol Geriatr 56(7):587–592. https://doi.org/10.1007/s00391-022-02125-4
S‑Leitlinien MM Delir und Verwirrtheitszustände inklusive Alkoholentzugsdelir [zuletzt geprüft am: 19.02.2024]. Verfügbar unter. https://register.awmf.org/assets/guidelines/030-006l-S1_Delir-und-Verwirrtheitszustaende-Alkoholentzugsdelir_2022-01.pdf
Wietelmann D (2021) Ein Delir erhöht bei älteren Patienten das Risiko einer neu auftretenden Demenz. Info Neurol 23(10):30–31. https://doi.org/10.1007/s15005-021-2055-9
Wilson JE, Mart MF, Cunningham C, Shehabi Y, Girard TD, MacLullich AMJ et al (2020) Delirium. Nat Rev Dis Primers 6(1):90. https://doi.org/10.1038/s41572-020-00223-4
NICE—National Institute of Healthcare Excellence. Delirium: prevention, diagnosis and management in hospital and long-term care; 2023 [zuletzt geprüft am: 07.02.2024].
Zoremba N, Coburn M (2019) Acute Confusional States in Hospital. Dtsch Ärztebl Int 116(7):101–106. https://doi.org/10.3238/arztebl.2019.0101
O’Keeffe ST (1999) Clinical subtypes of delirium in the elderly. Dement Geriatr Cogn Disord 10(5):380–385. https://doi.org/10.1159/000017174
O’Sullivan D, Brady N, Manning E, O’Shea E, O’Grady S, ’Regan ON et al (2018) Validation of the 6‑Item Cognitive Impairment Test and the 4AT test for combined delirium and dementia screening in older Emergency Department attendees. Age Ageing 47(1):61–68. https://doi.org/10.1093/ageing/afx149
Carpenter CR, Banerjee J, Keyes D, Eagles D, Schnitker L, Barbic D et al (2019) Accuracy of Dementia Screening Instruments in Emergency Medicine: A Diagnostic Meta-analysis. Acad Emerg Med 26(2):226–245. https://doi.org/10.1111/acem.13573
MacLullich AM, Shenkin SD, Goodacre S, Godfrey M, Hanley J, Stíobhairt A et al (2019) The 4 ’A’s test for detecting delirium in acute medical patients: a diagnostic accuracy study. Health Technol Assess 23(40):1–194. https://doi.org/10.3310/hta23400
Calf AH, Pouw MA, van Munster BC, Burgerhof JGM, de Rooij SE, Smidt N (2021) Screening instruments for cognitive impairment in older patients in the Emergency Department: a systematic review and meta-analysis. Age Ageing 50(1):105–112. https://doi.org/10.1093/ageing/afaa183
Zucchelli A, Apuzzo R, Paolillo C, Prestipino V, de Bianchi S, Romanelli G et al (2021) Development and validation of a delirium risk assessment tool in older patients admitted to the Emergency Department Observation Unit. Aging Clin Exp Res 33(10):2753–2758. https://doi.org/10.1007/s40520-021-01792-4
Anand A, Cheng M, Ibitoye T, MacLullich AMJ, Vardy ERLC (2022) Positive scores on the 4AT delirium assessment tool at hospital admission are linked to mortality, length of stay and home time: two-centre study of 82,770 emergency admissions. Age Ageing. https://doi.org/10.1093/ageing/afac051
Barbic D, Kim B, Salehmohamed Q, Kemplin K, Carpenter CR, Barbic SP (2018) Diagnostic accuracy of the Ottawa 3DY and Short Blessed Test to detect cognitive dysfunction in geriatric patients presenting to the emergency department. Bmj Open 8(3):e19652. https://doi.org/10.1136/bmjopen-2017-019652
Yadav K, Boucher V, Carmichael P‑H, Voyer P, Eagles D, Pelletier M et al (2019) Serial Ottawa 3DY assessments to detect delirium in older emergency department community dwellers. Age Ageing 49(1):130–134. https://doi.org/10.1093/ageing/afz144
Ritter SRF, Cardoso AF, Lins MMP, Zoccoli TLV, Freitas MPD, Camargos EF (2018) Underdiagnosis of delirium in the elderly in acute care hospital settings: lessons not learned. Psychogeriatrics 18(4):268–275. https://doi.org/10.1111/psyg.12324
John StPD (2022) Molnar FJ. The Ottawa 3DY Predicts Mortality in a Prospective Cohort. Study Can Geriatr J 25(1):66–71. https://doi.org/10.5770/cgj.25.525
Mansutti I, Saiani L, Palese A (2019) Detecting delirium in patients with acute stroke: a systematic review of test accuracy. BMC Neurol 19(1):310. https://doi.org/10.1186/s12883-019-1547-4
Hasemann W, Grossmann FF, Bingisser R, Hafner M, Breil D, Kressig RW et al (2019) Optimizing the month of the year backwards test for delirium screening of older patients in the emergency department. Am J Emerg Med 37(9):1754–1757. https://doi.org/10.1016/j.ajem.2019.06.035
Inouye SK, Studenski S, Tinetti ME, Kuchel GA (2007) Geriatric syndromes: clinical, research, and policy implications of a core geriatric concept. J Am Geriatr Soc 55(5):780–791. https://doi.org/10.1111/j.1532-5415.2007.01156.x
Muzzana C, Mantovan F, Tappeiner W, Niederbacher S, Huber MK, Ausserhofer D (2023) Interrater Reliabilität und Übereinstimmungsvalidität des 4AT zur Erfassung des postoperativen Delirs. Pflege 36(4):189–197. https://doi.org/10.1024/1012-5302/a000939
Upadhyaya AK, Rajagopal M, Gale TM (2010) The Six Item Cognitive Impairment Test (6-CIT) as a screening test for dementia: comparison with Mini-Mental State Examination (MMSE). Curr Aging Sci 3(2):138–142. https://doi.org/10.2174/1874609811003020138
Lucke JA, de Gelder J, Blomaard LC, Fogteloo AJ, Alsma J, Schuit SCE et al (2019) CAM-ICU may not be the optimal screening tool for early delirium screening in older emergency department patients: a prospective cohort study. Eur J Emerg Med 26(6):428–432. https://doi.org/10.1097/MEJ.0000000000000587
MDCalc Ltd. Inc. MDCalc Apps; o. J. [zuletzt geprüft am: 20.20.2024]. Verfügbar unter: https://apps.mdcalc.com/
Casu S Der 4AT Screening Test; 2021 [zuletzt geprüft am: 20.02.2024]. Verfügbar unter. http://sebastian-casu.com/delir-fruehzeitig-erkennen-der-4-at-score/
Danksagung
Dankend ist Herr Dr. David Häske für seine unentgeltliche Beratung im Rahmen des internen Reviews zu erwähnen.
Funding
Open Access funding enabled and organized by Projekt DEAL.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Ethics declarations
Interessenkonflikt
C. Elsenbast, H. Brandt, M. Rauscher und P. Dahlmann geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Für diesen Beitrag wurden von den Autor/-innen keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien.
Additional information
Hinweis des Verlags
Der Verlag bleibt in Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutsadressen neutral.
![figure qr](http://media.springernature.com/lw685/springer-static/image/art%3A10.1007%2Fs10049-024-01355-w/MediaObjects/10049_2024_1355_Figqr_HTML.png?s=1)
QR-Code scannen & Beitrag online lesen
Rights and permissions
Open Access Dieser Artikel wird unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung, Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jeglichem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsgemäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden.
Die in diesem Artikel enthaltenen Bilder und sonstiges Drittmaterial unterliegen ebenfalls der genannten Creative Commons Lizenz, sofern sich aus der Abbildungslegende nichts anderes ergibt. Sofern das betreffende Material nicht unter der genannten Creative Commons Lizenz steht und die betreffende Handlung nicht nach gesetzlichen Vorschriften erlaubt ist, ist für die oben aufgeführten Weiterverwendungen des Materials die Einwilligung des jeweiligen Rechteinhabers einzuholen.
Weitere Details zur Lizenz entnehmen Sie bitte der Lizenzinformation auf http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de.
About this article
Cite this article
Elsenbast, C., Brandt, H., Rauscher, M. et al. Welche Entscheidungs- und Beurteilungshilfen können Notfallsanitäter:innen beim prähospitalen geriatrischen Einsatz unterstützen?. Notfall Rettungsmed (2024). https://doi.org/10.1007/s10049-024-01355-w
Published:
DOI: https://doi.org/10.1007/s10049-024-01355-w