Fragebögen.
Der Leitfaden für die standardisierten Interviews konzentrierte sich auf folgende Themenbereiche (insgesamt 51 Items): Zugangswege in und Erwartungen an die NA, Schmerz- und Beschwerdewahrnehmung, Eigenhilfemaßnahmen, Sozialdaten, Fragen zur allgemeinen Lebenslage sowie zu Migration/Akkulturation. Das Fragebogenpaket enthielt überwiegend vorgegebene Antwortkategorien. Die Datenerhebung erfolgte durch 3 Study Nurses, 10 studentische Mitarbeiterinnen sowie eine wissenschaftliche Mitarbeiterin/Projektkoordinatorin.
Die Zuordnung eines Migrationshintergrunds erfolgte auf Basis der von den Patientinnen und Patienten angegebenen Muttersprache und des angegebenen eigenen bzw. des Geburtsorts der Eltern. Es wurde zwischen Personen mit eigener Migrationserfahrung (selbst im Ausland geboren = 1. Generation) und den direkten Nachkommen (selbst in Deutschland geboren, mindestens ein Elternteil im Ausland geboren, keine eigene Migrationserfahrung = 2. Generation) unterschieden. Beide Definitionen entsprechen den Festlegungen des Statistischen Bundesamts [20]. Um unter den Personen mit einer eigenen oder familienbezogenen Migrationserfahrung auch den Faktor Akkulturation analysieren zu können, wurde der Grad der Akkulturation mithilfe des Frankfurter Akkulturationsfragebogens (FRAKK; [21]) erhoben.
Das Teilkollektiv der MFN wurde entsprechend der Antwort auf die Frage „Wie oft waren Sie in den letzten 12 Monaten Patient/-in einer Notfallambulanz?“ gebildet. Unter Bezugnahme auf eine Reihe internationaler Publikationen erfolgte die Zuordnung zum MFN-Kollektiv in Anlehnung an Kuek et al. (2018), wenn die Befragten zusätzlich zur aktuellen Inanspruchnahme eine NA schon mindestens 3‑mal innerhalb der letzten 12 Monate vor der Befragung aufgesucht hatten [22].
Die standardisierten, fragebogenbasierten Interviews wurden stets vor dem Arztkontakt in den NA durchgeführt. Das validierte Fragebogenpaket lag neben Deutsch auch in englischer, türkischer, arabischer und russischer Sprache vor.
Parallel zur Patientenbefragung wurden an den drei Berliner Studienstandorten Charité, Campus Virchow-Klinikum (CVK Gyn.), Charité, Campus Benjamin Franklin (CBF), und Vivantes Klinikum Neukölln (VKN) die Daten der sog. Erste-Hilfe-Scheine aller Patientinnen und Patienten, die die NA aufgesucht und vom Studienteam befragt wurden, erfasst: administrative Daten, die ärztliche Dokumentation zur Anamnese, die aktuelle Beschwerdesituation sowie das diagnostische und therapeutische Vorgehen zu jeder/jedem in die Studie eingeschlossenen Patientin und Patienten. Fragebogen- und Erste-Hilfe-Schein-Daten wurden zusammengeführt und dann anonymisiert.
Ein- und Ausschlusskriterien.
Es wurden nur volljährige, einwilligungsfähige Personen einbezogen, die die NA der jeweiligen Standorte zwischen 9 und 23 Uhr aufsuchten. Von der Befragung ausgeschlossen wurden Personen, die nicht ansprechbar waren (z. B. wegen akuter Lebensgefahr, Alkoholisierung oder weil sie unter Drogen standen), und solche, die wegen der Behandlungsdringlichkeit unmittelbar und unverzüglich vom NA-Personal behandelt werden mussten. Ebenfalls nicht nochmals befragt wurden Patientinnen und Patienten, die im Zuge einer vorangegangenen Vorstellung in einer der drei Klinik-NA bereits an der Studie teilgenommen hatten.
Statistik.
Die statistische Auswertung erfolgte mit den Datenverarbeitungsprogrammen Microsoft Excel sowie IBM SPSS Statistics Version 24. Für die Identifizierung statistischer Unterschiede wurde der Pearson-Chi2-Test bzw. Kendalls tau b für ordinale Daten verwendet, wobei eine statistische Signifikanz ab einer Irrtumswahrscheinlichkeit von p < 0,05 angenommen wurde.
Die Zufriedenheit mit der Gesundheit und dem Leben insgesamt (Angaben auf einer 11-stufigen Likert-Skala von „ganz und gar unzufrieden“ [=0] bis „ganz und gar zufrieden“ [=10]) wurde als „Gesundheitsqualität“ zusammengefasst. Für kontinuierliche Variablen wie Alter, Beschwerdestärke, Dringlichkeit und „Gesundheitsqualität“ wurden mittels Receiver-operator-characteristics(ROC)-Kurven Trennwerte zur Diskriminierung von Mehrfachnutzung gegenüber keiner Mehrfachnutzung ermittelt. Im weiteren Verlauf wurden multivariate logistische Regressionsmodelle schrittweise mit pin = 0,05 und pout = 0,10 analysiert, um Einflussfaktoren auf die MFN zu ermitteln. Odds Ratios (OR), kontrolliert für alle anderen Einflussfaktoren mit entsprechendem 95 %-Vertrauensbereich, wurden berechnet.
Ethikvotum und Datenschutz.
Für die Studie liegt ein positives Ethikvotum der Ethikkommission der Charité, Campus Virchow-Klinikum (Antragsnummer: EA2/102/17) vor. Die „Satzung der Charité zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis“ und die Vorgaben des Berliner Datenschutzgesetzes wurden beachtet.
Förderung.
Die Studie wurde gefördert durch den Gemeinsamen Bundesausschuss/Innovationsausschuss (Förderkennzeichen: 01VSF16038).