Die vorliegende Ausgabe von Notfall + Rettungsmedizin beschäftigt sich mit einem stets aktuellen Thema: der Schwerstverletztenversorgung in der Präklink und in der frühen klinischen Versorgung. Jedes Jahr erleiden in Deutschland ca. 38.000 Menschen ein sog. Polytrauma (ISS>16; [1]).

Die Versorgung Schwer- und Schwerstverletzter konnte in den letzten Jahren deutlich verbessert werden

Dabei konnte in den letzten 20 Jahren die Versorgung dieser schwer- und schwerstverletzten Patienten deutlich verbessert werden. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Die wichtigsten Entwicklungen in der letzten Dekade sind die verbesserte Struktur durch das TraumaNetzwerk der DGU, die interdisziplinäre Entwicklung der S3-Leitlinie für die Schwerverletztenversorgung [2] sowie die deutlich optimierte Ausbildung aller an der Versorgung beteiligten Personen vom Rettungsdienst bis in den Schockraum durch PHTLS, ITLS, ATLS und ETC, um nur einige zu nennen [3]. Kein System ist dabei so gut, dass es sich nicht stetig selbst überprüft, anpasst und verbessert. Auch in Deutschland gibt es natürlich weitere Optionen, die eine Senkung der Mortalität ermöglichen könnten. Hier gilt es v. a., die sog. vermeidbaren Todesfälle kritisch zu untersuchen.

Kleber et al. aus Berlin konnten in einer Untersuchung zeigen, dass immer wieder Patienten an einem nicht erkannten und behandelten Spannungspneumothorax oder an einer nicht adäquat behandelten Blutung versterben [4]. Hier können interprofessionelle Kurse und Simulationstrainings einen Beitrag dazu leisten, solche unnötigen Todesfälle durch strukturierte Herangehensweise und kritisches Denken zu vermeiden. Der Ansatz dafür muss zukünftig in einer klaren interprofessionellen Fortbildungsstruktur liegen. Die Praxis, dass Notärzte, Rettungsfachpersonal und innerklinische Schockraumteams getrennt voneinander Traumafortbildungen erhalten, sollte endgültig der Vergangenheit angehören. Neben diversen zertifizierten Kursen, die den Schwerpunkt auf das Erlernen von Fertigkeiten und von Abläufen legen, müssen nach Ansicht der Autoren dieses Beitrags zukünftig Simulationstrainings in realen Teams vor Ort im Rettungsdienst und in den Kliniken erfolgen, damit insbesondere auch Teamaspekte trainiert werden können. Schnittstellen müssen dazu mit einbezogen werden. Münzberg et al. beleuchten in ihrem Artikel diese wichtigen Aspekte der diversen Fortbildungskurse für die Klinik und Präklinik.

Neben dem schweren Schädel-Hirn-Trauma stellen schwere Blutungen nach innen und außen die häufigste Todesursache beim schweren Trauma dar. Wutzler et al. gehen in ihrem Beitrag u. a. den zusätzlichen Problemen durch diverse Antikoagulanzien nach und beleuchten darüber hinaus die möglichen Vorteile sowohl einer Point-of-care-Analyse als auch der individuellen Therapie im Schockraum. In einem weiteren Artikel zeigen Kulla et al. Strategien auf, wie bei schweren Blutungen unterschiedlicher Ursache zu handeln ist. Die Methode der richtigen Schockbehandlung und die Möglichkeiten der Versorgung bei schweren Blutungen der Extremitäten werden ebenso aufgezeigt. Der Frage nach der richtigen Strategie bei der Bildgebung im Schockraum gehen Lustenberger et al. nach. In ihrem Beitrag werden auch die modernen Möglichkeiten der interventionellen Therapie ausführlich beschrieben.

Liebe Leserinnen und Leser,

das schwere Trauma und dessen Behandlung in der Präklinik und der Klinik bleiben herausfordernd und aktuell. Als Herausgeber dieser Ausgabe von Notfall + Rettungsmedizin hoffen wir, mit den ausgewählten Themen Ihr Interesse getroffen zu haben. Eines bleibt vorab festzustellen: Der schwerstverletzte Patient in der Klinik und im Rettungsdienst profitiert von einem gut geschulten Team. Eine Vernetzung aller Glieder der Rettungskette kann dazu beitragen, das gegenseitige Verständnis für die komplexe Versorgung eines Polytraumas zu erhöhen.

Herzlichst

Ihre

Bernhard Gliwitzky

Felix Walcher