Eine Untersuchung, die mit geringem Aufwand ohne jedes Risiko für die Patienten nach inzwischen standardisiertem Vorgehen wichtige Fragen beantwortet, das ist die Kapillarmikroskopie des Nagelfalzes. Sie gleicht darin der Dermatoskopie und kann für den ersten Überblick auch mit demselben Instrument, i. e. mit dem Auflichtmikroskop, durchgeführt werden, ist aber leichter zu erlernen.

Die Kapillarmikroskopie ermöglicht dem Dermatologen, entscheidende Befunde zu erheben für die Differenzialdiagnose des Raynaud-Phänomens [1], die Abklärung der systemischen Sklerose (SSc) und anderer möglicher Kollagenosen. Ihr Ergebnis wird inzwischen als eines der Kriterien für die Klassifikation der SSc nach den EULAR(European League Against Rheumatism)-Klassifikationskriterien genutzt [2].

Die Kapillarmikroskopie erhebt entscheidende Befunde für die Differenzialdiagnose des Raynaud-Phänomens

Im deutschen Sprachraum wurden seit 2006 unter der Leitung von zunächst E. Genth und dann O. Sander sowie unter Mitwirkung von Rheumatologen, Angiologen und Mitgliedern der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) ein interdisziplinärer Kurs und die Arbeitsgruppe „Kapillarmikroskopie“ eingerichtet, aus denen konsentierte deutschsprachige Definitionen hervorgegangen sind [3].

Den Kurs haben bereits auch mehrere Dermatologen besucht.

Der in dieser Ausgabe abgedruckte CME-Beitrag „Kapillarmikroskopie – Grundlagen und klinische Anwendung“ von Hasseli-Fräbel et al. [4] bietet einen prägnant gefassten Überblick und zusammen mit seiner guten Bebilderung einen Anreiz, das Verfahren anzuwenden.

Um bestimmte, bedeutsame Befunde wie Megakapillaren, Blutungen oder größere avaskuläre Zonen zu erkennen, genügt für den Anfang das in fast jedem Untersuchungszimmer oder Kittel vorhandene Dermatoskop mit seiner 10- bis 15fachen Vergrößerung. Doch es werden auch schon preisgünstige USB-Kapillarmikroskope angeboten, die die gewünschte 200fache Vergrößerung erreichen. Wer den Vorteil der Methode für sich erkannt hat und sich bessere Bildqualität mit patientenbezogener Speicherung wünscht, mag dann in ein Videokapillarmikroskop investieren.

Ich würde mich freuen, wenn die Mikroskopie der Kapillare des Nagelfalzes in der Dermatologie noch mehr Zuspruch fände und von mehr Hautärztinnen und Hautärzten kundig angewendet würde.