Einleitung

Kardiovaskuläre und metabolische Erkrankungen gehören in Deutschland zu den führenden Ursachen für vorzeitigen Tod und verlorene gesunde Lebensjahre [1, 2]. Im Jahr 2013 waren kardiovaskuläre Erkrankungen für 39,7 % der Todesfälle und im Jahr 2010 für 19,4 % der mit Einschränkung verbrachten Lebensjahre verantwortlich [1, 2].

In der NAKO Gesundheitsstudie, der derzeit mit geplanten 200.000 Teilnehmenden aus der deutschen Erwachsenenbevölkerung größten bevölkerungsbezogenen Kohortenstudie, werden Assoziationen von Expositionen, wie Lebensstil, Stoffwechsel und Genetik, und chronischen Erkrankungen untersucht. Dabei ist die Erfassung von kardiovaskulären und metabolischen Erkrankungen und deren Risikofaktoren ein zentrales Forschungsthema. So werden bei der Basisuntersuchung unter anderem selbst berichtete, in der Vorgeschichte von einem Arzt diagnostizierte kardiovaskuläre und metabolische Erkrankungen sowie assoziierte Komplikationen und Operationen erfasst [3,4,5]. Dabei erhebt die NAKO nicht den Anspruch, unmittelbar Prävalenzen kardiovaskulärer und metabolischer Erkrankungen in Deutschland abzuschätzen. Es ist aber für geplante Forschungsvorhaben wichtig, die Breite des Spektrums der Erkrankungshäufigkeit in der NAKO zu kennen, um die Basispopulation zu charakterisieren und Vergleiche mit anderen Populationen zu ermöglichen. Aktuell liegen diese Daten für die ersten ca. 100.000 Teilnehmenden zur Halbzeit der Basiserhebung vor.

Ziel dieses Artikels ist einerseits, die Methoden zu beschreiben, mit denen selbst berichtete, ärztlich diagnostizierte kardiovaskuläre und metabolische Erkrankungen und Operationen in der NAKO-Basiserhebung erfasst wurden. Zudem soll eine Übersicht über deren Häufigkeit in den ersten ca. 100.000 Teilnehmenden gegeben werden. Die beobachteten Häufigkeiten werden im Kontext aktueller für Deutschland berichteter Zahlen eingeordnet und diskutiert.

Methoden

Studienpopulation

Die Daten wurden im Rahmen der NAKO erhoben, in deren Basiserhebung von März 2014 bis September 2019 in 18 bundesweit verteilten Studienzentren insgesamt 205.000 Teilnehmende aus der deutschen Allgemeinbevölkerung im Alter von 20–69 Jahren eingeschlossen wurden [4,5,6]. Die zufällige Ziehung der Bevölkerungsstichprobe erfolgte alters- und geschlechtsstratifiziert (50 % Männer, 10-Jahres-Altersgruppen: je 10 % in den zwei unteren, je 26,6 % in den übrigen 10-Jahres-Altersgruppen) durch die jeweils zuständigen lokalen Melderegister [3, 4, 6]. Einschlusskriterien waren Wohnort im Einzugsgebiet des für das Studienzentrum verantwortlichen Einwohnermeldeamtes, Alter 20–69 Jahre, ausreichende Deutschkenntnisse und die Fähigkeit, eine informierte Einverständniserklärung abzugeben. Alle Teilnehmenden besuchten das jeweilige Studienzentrum und absolvierten umfangreiche Untersuchungen sowie Befragungen durch geschultes und zertifiziertes Studienpersonal zur Erhebung einer Vielzahl von Krankheiten und potenziellen Risikofaktoren. Die Befragungen erfolgten im Rahmen eines persönlichen, computergestützten Interviews sowie touchscreenbasiert (Selbstausfüller). Vorläufige Analysen weisen darauf hin, dass die Responseproportion in der NAKO bei etwa 18 % liegt [6]. Details zum Studienprotokoll sind in der Publikation von Schipf et al. nachzulesen [6]. Im Jahr 2017 wurde ein „Data Freeze 100k“ nach den ersten 100.000 Teilnehmenden zur Qualitätskontrolle und ersten Beschreibung der Erhebung und der Daten beschlossen und mit Stichtag 17.03.2017 durchgeführt [6]. Auf dieser Datenbasis zur Halbzeit der Basiserhebung (Midterm Baseline Dataset) beruht die vorliegende Studie. Insgesamt wurde ein Datensatz mit 101.814 Teilnehmenden zur Verfügung gestellt. Davon wurden wegen fehlender Altersangabe 8 Teilnehmende ausgeschlossen und somit insgesamt 101.806 Teilnehmende in die folgenden Analysen eingeschlossen.

Datenerhebung im Bereich kardiovaskulärer und metabolischer Erkrankungen

Die Datenerhebung folgte einem für alle Studienzentren einheitlichen Standardprotokoll [6].

Im Interview wurden die Teilnehmenden gefragt, ob bei ihnen jemals ein Arzt eine der folgenden kardiovaskulären Erkrankungen diagnostiziert hat (Antwortmöglichkeiten: Ja, Nein, keine Angabe, weiß nicht): „Herzinfarkt“; „Verengung der Herzkranzgefäße bzw. Angina pectoris“ (nachfolgend Angina pectoris); „Herzschwäche bzw. Herzinsuffizienz“ (nachfolgend Herzinsuffizienz); „Herzrhythmusstörungen“; „Schaufensterkrankheit bzw. Durchblutungsstörungen in den Beinen, auch Claudicatio intermittens oder arterielle Verschlusskrankheit genannt“ (nachfolgend Claudicatio intermittens); „Bluthochdruck“ (nachfolgend arterielle Hypertonie). Bezogen auf metabolische Erkrankungen wurden analog folgende Diagnosen abgefragt: „Zuckerkrankheit bzw. Diabetes mellitus“ (nachfolgend Diabetes mellitus); „erhöhte Blutfette, Cholesterin oder Triglyzeride“ (nachfolgend Hyperlipidämie); „Gicht oder eine andere Harnsäureerkrankung“ (nachfolgend Gicht); „Schilddrüsenerkrankung“.

Gaben Teilnehmende eine dieser kardiovaskulären oder metabolischen Diagnosen an, wurden sie nach Jahr oder alternativ Alter bei Erstdiagnose gefragt und ob sie diesbezüglich in den vorangegangenen 12 Monaten behandelt wurden (nicht bei Herzinfarkt und Diabetes). Bei berichtetem Herzinfarkt wurde nach Anzahl, Jahr bzw. Alter bei Infarkt sowie nach Art der Behandlung (gar nicht, ambulant in Praxis, stationär im Krankenhaus) vom ersten und gegebenenfalls bislang letzten Infarkt gefragt. Teilnehmende mit Diabetes wurden gefragt, ob sie mit „Insulin“, „Tabletten“ (nachfolgend orale Antidiabetika) oder beidem, „diätetisch“ oder „anderweitig“ behandelt werden (Ja, Nein, keine Angabe, weiß nicht). Bei berichteter Insulin- und/oder oraler Antidiabetikabehandlung wurden Jahr bzw. Alter bei Behandlungsbeginn erfragt, dies gegebenenfalls für beide Therapieformen. Darüber hinaus wurde erfragt, ob jemals diabetesbedingt eine der folgenden Komplikationen aufgetreten ist (Ja, Nein, keine Angabe, weiß nicht): „Retinopathie, d. h. Gefäßschäden am Augenhintergrund“; „Erblindung“; „Eiweiß im Urin“ (nachfolgend Albuminurie); „Nierenversagen oder Einschränkung der Nierenfunktion“ (nachfolgend Niereninsuffizienz); „Behandlung mit ‚künstlicher Niere‘, also Dialyse oder Nierentransplantation“ (nachfolgend Nierenersatztherapie); „Nervenleiden in den Beinen, z. B. Taubheit, Brennen, Kribbeln“ (nachfolgend Polyneuropathie); „Amputationen, z. B. von Zeh, Fuß, Unter- oder Oberschenkel“; „diabetisches Fußsyndrom (schlecht heilendes Geschwür)“. Teilnehmerinnen wurden zudem gefragt, ob der Diabetes erstmals in einer Schwangerschaft diagnostiziert wurde (Ja, Nein, keine Angabe, weiß nicht). Teilnehmende mit Schilddrüsenerkrankung wurden gefragt, ob sie diesbezüglich unabhängig vom Zeitraum der letzten 12 Monate folgendermaßen behandelt wurden (Ja, Nein, keine Angabe, weiß nicht): „Schilddrüsenhormone“; „Radiojodtherapie“; „Bestrahlung im Halsbereich“; „Schilddrüsen-Operation“; „Jodtabletten“; „andere Behandlung“.

Zudem wurden Teilnehmende im Interview gefragt, ob bei ihnen jemals eine der folgenden Operationen durchgeführt wurde (Ja, Nein, keine Angabe, weiß nicht) und wenn Ja, in welchem Jahr bzw. Alter: „Herzklappen-Operation“; „Ballondilatation der Herzkranzgefäße (PTCA) mit/ohne Stent-Implantation“ (nachfolgend PTCA, perkutane transluminale Coronar-Angioplastie); „Bypass-Operation am Herzen“; „Schrittmacher-Implantation“; „Ballondilatation der Beinarterien mit/ohne Stent-Implantation“; „Bypass-Operation an den Beinarterien“; „Operation der Halsschlagader (Karotisarterie)“ (nachfolgend Karotisangioplastie); „vollständige oder teilweise Entfernung der (Neben‑) Schilddrüse“ (nachfolgend Schilddrüsenresektion); „Herztransplantation“.

In der touchscreenbasierten Befragung wurden Teilnehmende ≥50 Jahre zusätzlich gebeten anzugeben, ob bei ihnen Folgendes zutrifft (Ja, Nein, keine Angabe, weiß nicht): „abendlich geschwollene Beine“; „nachts regelmäßiges Aufstehen zum Wasserlassen“ (wenn Ja, wie oft in der Regel pro Nacht); „Luftnot und/oder Schwächegefühl bei körperlicher Belastung“ (wenn Ja, bei welcher Belastungsstärke: geringe, mittlere oder schwere Belastung); „Schlafen mit erhöhtem Oberkörper“ (wenn Ja, Höhe des Oberkörpers: 15–30 Grad, 31–45 Grad oder ≥45 Grad) [7].

Vergleichsdaten für Deutschland

Um die beobachteten Häufigkeiten kardiovaskulärer und metabolischer Erkrankungen und Operationen einzuordnen, wurden primär Vergleichsdaten herangezogen, die wie die NAKO auf Selbstangaben zu jemals erfolgten Diagnosen in epidemiologischen Studien beruhen. Ziel dabei war es, soweit möglich, Zahlen für das gesamte Bundesgebiet getrennt nach Geschlecht zu nutzen. Dies waren zum einen Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) aus dem Befragungs- und Untersuchungssurvey „Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland“ (DEGS; [8]). Hier wurde die selbst berichtete Häufigkeit von Herzinfarkt (Selbstangabe einer jemals erfolgten ärztlichen Diagnose), Angina pectoris (Selbstangabe einer jemals erfolgten ärztlichen Diagnose einer gestörten Blutzufuhr zum Herzen, Verengung der Herzkranzgefäße oder einer Angina pectoris), arterieller Hypertonie (hypertoner Blutdruckmesswert oder Einnahme antihypertensiver Medikamente in den letzten 7 Tagen bei bekannter Hypertonie), Diabetes mellitus (Selbstangabe einer jemals erfolgten ärztlichen Diagnose oder Antidiabetikaeinnahme in den letzten 7 Tagen) sowie Dyslipidämie (Selbstangabe einer jemals erfolgten ärztlichen Diagnose einer Fettstoffwechselstörung) bei Teilnehmenden ≥20 Jahre im Zeitraum 2008–2011 erhoben [9,10,11,12,13]. Der RKI-Telefonsurvey „Gesundheit in Deutschland aktuell“ (GEDA) aus 2012 bzw. 2014/2015 wurde ebenso herangezogen, wobei hier die 12-Monats-Prävalenz selbst berichteter Diagnosen von Hypertonie, Diabetes und Hyperlipidämie (für Diabetes auch als Lebenszeitprävalenz) bei Teilnehmenden ≥18 Jahren im Zeitraum 2012–2013 bzw. 2014–2015 erhoben wurde [14, 15]. In DEGS und GEDA wurden beobachtete Häufigkeiten altersstandardisiert berichtet (auf Basis von Zahlen des Statistischen Bundesamtes 2010 bzw. der „alten Europastandardbevölkerung“; in DEGS zusätzlich gewichtet; [8, 14, 16]). Lagen keine Zahlen für Gesamtdeutschland vor, wurden regionale epidemiologische Studien herangezogen, wie die für Nordostdeutschland repräsentative Studie Study of Health in Pomerania (SHIP; [17]) oder die Gutenberg-Gesundheitsstudie der Rhein-Main-Region [18].

Wenn keine Vergleichsdaten aus epidemiologischen Studien zur Verfügung standen, wurden auf Abrechnungs- und Routinedaten beruhende Schätzungen herangezogen. So wurde die Häufigkeit der Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen, Herzklappenoperation, Bypassoperation am Herzen und Schrittmacherimplantation mit Angaben des Deutschen Herzberichts 2018, der auf der Krankenhausdiagnosestatistik des Statistischen Bundesamtes abgeleitet aus der altersstandardisierten vollstationären Hospitalisationsrate (alle Alter) für das Jahr 2017 basiert, verglichen [19]. Für die Herzinsuffizienz wurden auch Schätzungen basierend auf Krankenkassendaten herangezogen [20], für die Claudicatio intermittens die Gesundheitsberichterstattung des Bundes (GBE; 1998), die auf Zahlen unter anderem des Statistischen Bundesamtes beruht [21]. Schätzungen zur Häufigkeit diabetesbedingter Komplikationen wurden dem Gesundheitsbericht 2019 der Deutschen Diabetes Gesellschaft entnommen, der auf populationsbezogenen Studien und Krankenkassendaten beruht [22], und zur Gichthäufigkeit Angaben der Deutschen Rheuma- und Gicht-Liga [23, 24]. Zur Häufigkeit der Schilddrüsenresektion liegen Zahlen vom Statistischen Bundesamt basierend auf der fallpauschalenbezogenen Krankenhausstatistik 2017 vor [25].

Statistische Analysen

Für die Häufigkeitsbeschreibung der berichteten Selbstangaben zu Erkrankungen, Operationen und Behandlungsformen wurden die relativen Anteile bezogen auf die jeweilige Stichprobe (Gesamtstichprobe bzw. Stichprobe mit entsprechend berichteter Diagnose) berechnet. Neben den rohen (beobachteten) wurden auch die direkt altersstandardisierten Häufigkeiten zur Vergleichbarkeit mit den genannten Vergleichsdaten auf Basis der Zahlen des Statistischen Bundesamtes 2011 sowie der „alten Europastandardbevölkerung“ (definiert von der Weltgesundheitsorganisation im Jahr 1976) unter Einbeziehung der relevanten Altersgruppen berechnet [26, 27].

Aus den berichteten Jahres- bzw. Altersangaben zum Zeitpunkt der Erstdiagnose einer Erkrankung oder Operation wurde einheitlich das Alter bei Erstdiagnose bzw. Operation berechnet. Die Fallzahlen, auf denen diese Auswertung beruht, ergeben sich aus Tab. 2 für kardiovaskuläre und aus Tab. 3 für metabolische Erkrankungen, aus Tab. 6 für die kardiologischen, gefäßchirurgischen Operationen und Schilddrüsenresektionen. Zum Alter bei Erstdiagnose Herzinfarkt, Angina pectoris, Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen, Claudicatio intermittens und arterielle Hypertonie lagen für 2,6 %, 2,7 %, 2,6 %, 2,4 %, 2,4 % bzw. 1,8 % der Teilnehmenden keine Informationen vor (d. h. „keine Angabe“ oder „weiß nicht“ bei Jahres- oder Altersvariable oder fehlende Angaben in beiden Variablen), bei Diabetes mellitus, Hyperlipidämie, Gicht und Schilddrüsenerkrankung für 1,0 %, 5,3 %, 2,6 % bzw. 2,4 %, bei Herzklappenoperation, PTCA, Bypassoperation am Herzen, Schrittmacherimplantation, Ballondilatation der Beinarterien, Bypassoperation an den Beinarterien, Karotisangioplastie und Schilddrüsenresektion für 0,5 %, 0,9 %, 0,3 %, 0,0 %, 1,4 %, 2,0 %, 0,4 %, bzw. 1,0 %. Das Alter bei Erstdiagnose Angina pectoris, Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen und arterielle Hypertonie gaben 0,06 %, 0,7 %, 0,3 % bzw. 0,003 % der Teilnehmenden mit 0 Jahren an, für Diabetes, Hyperlipidämie und Schilddrüsenerkrankung 0,03 %, 0,01 % bzw. 0,03 %, bezogen auf Herzklappenoperationen 0,3 %.

Die Häufigkeit des berichteten Alters bei Erstdiagnose bzw. Operation wurde grafisch in den vier Strata <40, 40–49, 50–59 und ≥60 Jahre dargestellt. Teilnehmende mit fehlendem oder selbst berichtetem Alter bei Erstdiagnose von 0 Jahren wurden hierbei ausgeschlossen. Analog wurden für den Diabetes Alter bei Beginn und Dauer der Behandlung berechnet. Diese wurden als Median mit Interquartilsabstand (Interquartile Range, IQR) dargestellt; Teilnehmende mit Altersangabe bei Therapiebeginn 0 Jahre (0,1 % für Insulin) wurden dafür ausgeschlossen.

Alle Analysen wurden mit SAS® Enterprise Guide® (Version 4.3; SAS Institute Inc., Cary, NC, USA) durchgeführt.

Ergebnisse

Insgesamt wurden 101.806 Teilnehmende (46,4 % Männer) in die Analysen eingeschlossen (Tab. 1). Das mittlere Alter lag bei den Männern bei 52,5 Jahren (Standardabweichung 12,4) und bei den Frauen bei 51,5 Jahren (12,4).

Tab. 1 Eingeschlossene Teilnehmende in der NAKO Gesundheitsstudie zur Halbzeit der Basiserhebung nach Studienzentrum

Kardiovaskuläre Erkrankungen

Im Vergleich mit für Deutschland bekannten Schätzungen liegen die hier beobachteten standardisierten Häufigkeiten der Teilnehmenden, die berichteten, jemals im Laufe ihres Lebens von einem Arzt die Diagnose einer kardiovaskulären Erkrankung erhalten zu haben, etwas niedriger (Tab. 2). So lag die auf Selbstangaben beruhende standardisierte und gewichtete Herzinfarktlebenszeitprävalenz in DEGS bei Männern bei 7,0 % und bei Frauen bei 2,5 % [9], während die Häufigkeit in der NAKO standardisiert (Statistisches Bundesamt 2011/„alte Europastandardbevölkerung“ [26]) bei 2,4/2,0 % bzw. 0,6/0,5 % lag. Die standardisierte Häufigkeit von Herzrhythmusstörungen lag in der NAKO mit 7,9/7,1 % bzw. 8,7/8,0 % hingegen höher als die Angaben im Deutschen Herzbericht mit 6,3 % bzw. 5,4 % auf Basis der Krankenhausdiagnosestatistik (im Herzbericht pro 100.000 bzw. 1.000.000 Einwohner und hier gerundet in % angegeben; [19]).

Tab. 2 Häufigkeiten von selbst berichteten, ärztlich diagnostizierten kardiovaskulären Erkrankungen und Anzahl Herzinfarkte in der NAKO zur Halbzeit der Basiserhebung

Teilnehmende mit Selbstangabe eines Herzinfarkts wurden gefragt, in welchem Rahmen sie behandelt wurden. 2,5 % der Männer bzw. 5,1 % der Frauen gaben an, beim ersten bzw. bislang einzigen Infarkt ambulant behandelt worden zu sein (beim bislang letzten bei ≥2 Infarkten: 3,6 % bzw. 4,3 %), 86,5 % bzw. 80,5 % stationär (91,1 % bzw. 76,1 %). Laut Selbstangabe wurden 11,0 % bzw. 14,2 % (5,3 % bzw. 19,6 %) gar nicht behandelt.

Bei Teilnehmenden, die berichteten, dass bei ihnen jemals eine kardiovaskuläre Erkrankung diagnostiziert wurde, lag der Häufigkeitsgipfel des selbst berichteten Alters bei Erstdiagnose zwischen 50–59 Jahren (Abb. 1a). Ausnahme waren bei beiden Geschlechtern Herzrhythmusstörungen und Claudicatio intermittens bei Frauen, für die der Häufigkeitsgipfel jeweils im Stratum <40 Jahre lag.

Abb. 1
figure 1

Häufigkeit des selbst berichteten Alters <40, 40–49, 50–59 und ≥60 Jahren bei der Erstdiagnose einer laut Selbstbericht jemals ärztlich diagnostizierten kardiovaskulären (a) oder metabolischen Erkrankung (b) bzw. bei einer laut Selbstbericht jemals durchgeführten kardiologischen oder gefäßchirurgischen Operation sowie Schilddrüsenresektion (c) bei Männern und Frauen

54,2 % der Männer und 48,7 % der Frauen mit berichteter Angina-pectoris-Diagnose gaben an, in den vorangegangenen 12 Monaten diesbezüglich behandelt worden zu sein. Bei Herzinsuffizienz waren es entsprechend 60,2 % bzw. 50,6 %, bei Herzrhythmusstörungen 38,0 % bzw. 30,9 %, bei Claudicatio intermittens 48,7 % bzw. 37,4 % und bei arterieller Hypertonie 77,0 % bzw. 80,7 %.

Metabolische Erkrankungen

Verglichen mit bekannten Zahlen, lagen die in der NAKO-Stichprobe beobachteten standardisierten Häufigkeiten selbst berichteter metabolischer Erkrankungen tendenziell etwas niedriger (Tab. 3). So schätzen DEGS und GEDA basierend auf Selbstangaben die standardisierte (DEGS: Statistisches Bundesamt 2010, zusätzliche Gewichtung; GEDA: „alte Europastandardbevölkerung“) Lebenszeit- bzw. 12-Monats-Prävalenz von Diabetes auf 7,0–8,7 % bei Männern und auf 7,4–9,0 % bei Frauen [12, 28, 29], während sie in der NAKO standardisiert (Statistisches Bundesamt 2011/„alte Europastandardbevölkerung“) bei 5,6/4,9 % bzw. 4,9/4,4 % lag. Während die Deutsche Gicht-Liga von einer Gichthäufigkeit bei den 30- bis 59-Jährigen von 2,8 % bzw. 0,4 % ausgeht [23], lagen die NAKO-Zahlen mit 5,6/5,0 % bzw. 1,9/1,6 % hingegen höher.

Tab. 3 Häufigkeiten von selbst berichteten, ärztlich diagnostizierten metabolischen Erkrankungen und Art der Diabetesbehandlung in der NAKO zur Halbzeit der Basiserhebung

Bei Teilnehmenden mit berichteter metabolischer Erkrankung lag der Häufigkeitsgipfel des selbst berichteten Alters bei Erstdiagnose zwischen 50–59 Jahren (Abb. 1b). Ausnahme waren Hyperlipidämie bei Männern und Schilddrüsenerkrankungen bei beiden Geschlechtern, für die der Häufigkeitsgipfel im Stratum 40–49 Jahre bzw. <40 Jahre lag.

39,6 % der Männer und 28,8 % der Frauen mit berichteter Hyperlipidämiediagnose gaben an, in den vorangegangenen 12 Monaten diesbezüglich behandelt worden zu sein. Bei Gicht waren es entsprechend 50,0 % bzw. 37,2 % und bei Schilddrüsenerkrankungen 57,9 % bzw. 66,0 %.

Bezogen auf die berichtete Diabetestherapie (Tab. 3) lag das mediane Alter bei Beginn einer alleinigen Insulintherapie bei 45 Jahren (Männer, IQR 31; 45) und 42 Jahren (Frauen, 25; 53). Bei alleiniger oraler Antidiabetikabehandlung lag es bei 55 Jahren (Männer, 50; 61) bzw. ebenfalls 55 Jahren (Frauen, 49; 61). Das mediane Alter zu Beginn einer kombinierten Therapie lag für Insulin bei 56 Jahren (Männer, 50; 62) und für orale Antidiabetika bei 50 Jahren (Männer, 44; 56), bei Frauen lag es entsprechend bei 55 Jahren (47; 61) bzw. 48 Jahren (42; 55). Die mediane Dauer der alleinigen Insulintherapie lag bei 12 Jahren (Männer, 5; 21) und bei 14 Jahren (Frauen, 6; 24), die der alleinigen oralen Antidiabetikatherapie lag bei 6 Jahren (Männer, 3; 10) bzw. 5 Jahren (Frauen, 2; 10). Die mediane Dauer bei kombinierter Behandlung betrug für Insulin 5 Jahre (Männer, 2; 10) und für orale Antidiabetika 12 Jahre (Männer, 6; 17) und entsprechend für Frauen 5 Jahre (2; 12) bzw. 12 Jahre (7; 18).

Vergleichsdaten für die beobachteten Häufigkeiten selbst berichteter diabetesbedingter Komplikationen bei Personen mit Diabetes (Tab. 4) liefert zum Beispiel der Deutsche Diabetesbericht. In diesem wird die Häufigkeit einer Polyneuropathie bei Diabetikern für beide Geschlechter zusammen mit 13–26 % angegeben (NAKO, roh: 22,1 % bei Männern bzw. 16,9 % bei Frauen), die eines diabetischen Fußsyndroms mit 2–10 % [22], dessen Häufigkeit (roh) in der NAKO bei 3,6 % bei Männern bzw. 2,1 % bei Frauen lag.

Tab. 4 Häufigkeiten selbst berichteter diabetesbedingter Komplikationen bei Teilnehmenden mit berichteter ärztlicher Diabetesdiagnose in der NAKO zur Halbzeit der Basiserhebung a

Die häufigste (alleinig oder in Kombination) genannte Behandlungsform bei Männern und Frauen mit Schilddrüsenerkrankung waren Schilddrüsenhormone (79,1 % bzw. 87,6 %; Tab. 5).

Tab. 5 Häufigkeiten der selbst berichteten Behandlungsarten bei Teilnehmenden mit berichteter ärztlicher Diagnose einer Schilddrüsenerkrankung in der NAKO zur Halbzeit der Basiserhebunga

Basierend auf den rohen Häufigkeitsschätzungen berichteten 27,1 % der Männer und 31,9 % der Frauen genau eine, 16,0 % bzw. 17,7 % zwei und 14,4 % bzw. 12,3 % drei oder mehr der abgefragten kardiovaskulären oder metabolischen Erkrankungen.

Kardiologische und gefäßchirurgische Operationen sowie Schilddrüsenresektionen

Vergleichsdaten für die beobachtete Häufigkeit selbst berichteter, jemals durchgeführter kardiologischer und gefäßchirurgischer Operationen sowie Schilddrüsenresektionen (Tab. 6) stammen unter anderem aus dem Deutschen Herzbericht basierend auf der Krankenhausdiagnosestatistik. Nach diesem wurden im Jahr 2017 rund 180.000 herzchirurgische Eingriffe durchgeführt, von denen Bypass-/koronarchirurgische Operationen (0,58 % der Bevölkerung) und Herzklappenoperationen (0,42 %) den größten Anteil ausmachten [19]. Eine Bypassoperation am Herzen berichteten in der NAKO standardisiert (Statistisches Bundesamt 2011/„alte Europastandardbevölkerung“) 0,8/0,7 % der Männer bzw. 0,1/0,1 % der Frauen, eine Herzklappenoperation entsprechend 0,5/0,4 % bzw. 0,2/0,2 %.

Tab. 6 Häufigkeiten von selbst berichteten kardiologischen und gefäßchirurgischen Operationen sowie Schilddrüsenresektionen in der NAKO zur Halbzeit der Basiserhebung

Bei Teilnehmenden mit selbst berichteter Operation lag der Häufigkeitsgipfel des angegebenen Alters bei Operation in den Strata 50–59 Jahre und älter, mit Ausnahme von Schilddrüsenresektionen, die in den jüngeren Strata (<50 Jahre) häufiger waren (Abb. 1c).

Diskussion

Die vorliegende Arbeit beschreibt die Erhebungsmethoden selbst berichteter, ärztlich diagnostizierter kardiovaskulärer und metabolischer Erkrankungen und Operationen in der NAKO-Basiserhebung sowie deren Häufigkeit bei den ersten 101.806 Teilnehmenden. Die häufigste selbst berichtete kardiovaskuläre Erkrankung war bei Männern und Frauen die arterielle Hypertonie (34,6 % bzw. 27,0 %), die häufigste metabolische Erkrankung die Hyperlipidämie bei Männern (28,6 %) und Schilddrüsenerkrankungen bei Frauen (34,3 %). Die häufigste Operation war bei Männern die PTCA (4,1 %) und bei Frauen die Schilddrüsenresektion (6,7 %).

Die hier ausgewerteten Daten stammen aus der NAKO-Basiserhebung und liefern eine wichtige Grundlage für zukünftige wissenschaftliche Arbeiten, da sie die NAKO-Population im Hinblick auf die Häufigkeit kardiovaskulärer und metabolischer Erkrankungen sowie kardiologischer, gefäßchirurgischer Operationen und Schilddrüsenresektionen charakterisieren und stratumspezifische Auswertungen und Querschnittsanalysen ermöglichen. Darüber hinaus bilden sie die Basis zukünftiger Kohortenanalysen, in denen je nach Fragestellung meist Personen mit bestehenden (prävalenten) Krankheiten ausgeschlossen werden. Im Gegensatz dazu erfolgt die zukünftige Erfassung inzidenter Fälle in der NAKO über aktive und passive Follow-Up-Prozeduren. Dazu werden den Teilnehmenden alle 2–3 Jahre Fragebögen zu inzidenten Krankheiten zugesendet, die anschließend verifiziert werden. Außerdem werden Mortalität und Todesursachen erfasst und Abgleiche mit Krankenkassendaten implementiert.

Daten zur Häufigkeit selbst berichteter kardiovaskulärer und metabolischer Erkrankungen und Operationen aus epidemiologischen Studien liegen für Deutschland mit DEGS und GEDA vor. DEGS als Befragungs- und Untersuchungssurvey hat kardiovaskuläre und metabolische Erkrankungen wie die NAKO als Lebenszeitprävalenz aus Selbstangaben erhoben und setzt neben der Befragung teils noch auf klinische Untersuchungen wie Blutdruckmessungen oder Blutanalysen zur Unterscheidung bekannter und unbekannter Hypertonie oder Dyslipidämie. Allerdings ist die DEGS-Population mit etwa 8100 Teilnehmenden vergleichsweise klein [8]. GEDA 2012 und 2014/2015 mit 19.300 bzw. 24.000 Teilnehmenden sind reine Telefonsurveys, die die hier untersuchten Erkrankungen als 12-Monats-Prävalenz (Diabetes auch als Lebenszeitprävalenz) erfassen [14, 15]. Darüber hinaus liegen für Deutschland auch Häufigkeitsschätzungen aus amtlichen Statistiken oder Routinedaten vor, wie aus dem Herzbericht [19], der GBE [21] oder Krankenkassendaten [30, 31]. Diese umfassen zwar meist bundesweite Diagnosestatistiken, der Vergleich mit in der NAKO beobachteten Häufigkeiten selbst berichteter, jemals erfolgter ärztlicher Diagnosen von kardiovaskulären und metabolischen Erkrankungen sowie Operationen ist aber limitiert; zum Beispiel erfasst der Deutsche Herzbericht nur vollstationäre kardiovaskuläre Fälle eines Jahres [19].

Für die Einordnung der beobachteten Häufigkeiten wurden in der vorliegenden Studie altersstandardisierte Raten berechnet. Wie aus vergleichbaren Kohortenstudien bekannt [32, 33], deutet sich an, dass die NAKO-Population eine geringere kardiovaskuläre und metabolische Morbidität aufweist als die zugrunde liegende Bevölkerung. Zu berücksichtigen ist dabei, dass die Teilnahmebereitschaft in der NAKO zur Halbzeit der Basiserhebung bei etwa 18 % lag. Daher muss bei der Interpretation berechneter relativer Häufigkeiten berücksichtigt werden, dass diese nicht unmittelbar auf die deutsche Bevölkerung übertragbar sind. Für Kohortenanalysen und die Berechnung von Assoziationen und relativen Risiken stellt diese Tatsache vermutlich kein größeres methodisches Problem dar, muss aber bei der Analyse absoluter und attributaler Risiken sowie bei der Prädiktion berücksichtigt werden. In der großen epidemiologischen UK-Biobank-Studie aus dem Vereinigten Königreich lag die Responseproportion beispielsweise bei nur 5,5 % [34]. Analysen der UK Biobank bestätigen die Annahme, dass die dort beobachteten Ursache-Wirkungs-Assoziationen eine gute Generalisierbarkeit für das Erhebungsgebiet erlauben [34]. Für die NAKO ist zu beachten, dass sich die Häufigkeitsverteilungen in der finalen Stichprobe noch ändern können, da sich im Verlauf der weiteren Rekrutierung noch Verschiebungen in der Teilnehmerstruktur ergeben können.

Die beobachteten Häufigkeiten beruhen auf Selbstangaben, bei deren Interpretation deren Validität berücksichtigt werden muss. Im Rahmen der europäischen Kohortenstudie European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition wurden für Deutschland für die Selbstangabe des Herzinfarktes positiv prädiktive Werte (PPV, Vergleich mit Arztangaben) von 64–67 % angegeben, für Herzinsuffizienz 24 %, für arterielle Hypertonie 89 % und für Diabetes 85–94 % [35]. Okura et al. berichten für diese Erkrankungen PPV von 73 %, 37 %, 86 % und 94 %, negativ prädiktive Werte von 99 %, 99 %, 89 % und 97 %, Sensitivitäten von 90 %, 69 %, 82 % und 66 % und Spezifitäten von 92–99,7 % [36]. Pastorino et al. berichten für Diabetes einen PPV von 95 % [37], Molenaar et al. für Hypertonie und Diabetes Sensitivitäten von 35 % bzw. 59 % und Spezifitäten von 96 % bzw. 99 % [38]. Um selbst berichtete Diagnosen abzusichern bzw. unbekannte Fälle zu identifizieren, sind in der NAKO-Basiserhebung weitergehende Datenaufbereitungen geplant, wie die Einbeziehung klinischer Routineparameter und Untersuchungsmesswerte. Dieser Ansatz wurde in der vorliegenden Studie noch nicht genutzt, was Abweichungen zwischen den hier beobachteten und den Vergleichsdaten zu Häufigkeiten kardiovaskulärer und metabolischer Erkrankungen sowie Operationen mit erklären kann. Auch der Vergleich unterschiedlicher Datenquellen (z. B. Selbstbericht in der NAKO vs. Abrechnungsdaten im Herzbericht [19]), Fragestellungen (z. B. „Verengung der Herzkranzgefäße bzw. Angina pectoris“ in der NAKO vs. „gestörte Blutzufuhr zum Herzen, Verengung der Herzkranzgefäße oder Angina pectoris“ in DEGS [9]) oder Erhebungsmethoden (z. B. Selbstangabe Schilddrüsenerkrankung in der NAKO vs. Sonographiemessung in SHIP [39]) kann Abweichungen erklären. Ebenso müssen Selbstangaben zu Behandlungsformen vorsichtig interpretiert werden. So gaben rund 5–20 % der NAKO-Teilnehmenden an, beim Herzinfarkt nicht stationär behandelt worden zu sein. Dies erscheint überraschend, da Herzinfarkte in der Regel stationär behandelt werden. Es bleibt unklar, ob es sich bei den berichteten Fällen um stumme, zufällig entdeckte Infarkte handelt oder gar keine Infarkte zugrunde liegen. Die Einbeziehung von Ergebnissen der kardialen Untersuchungen in der NAKO (EKG, Echo) könnte hier in zukünftigen Analysen aufschlussreich sein.

Stärken unserer Studie sind das multizentrische Design einer bundesweiten populationsbasierten Beobachtungsstudie, die Größe der Population mit mehr als 100.000 Teilnehmenden (bereits jetzt die größte Bevölkerungsstudie in Deutschland) und die standardisierte Datenerhebung mit identischen Methoden unter einer zentralen Qualitätskontrolle. Letzteres ermöglichte die einheitliche Erfassung eines breiten Spektrums an Charakteristika der Teilnehmenden. Allerdings weist die im Vergleich etwas geringere Häufigkeit kardiovaskulärer und metabolischer Erkrankungen auf einen Selektionseffekt und damit eine potenziell reduzierte externe Validität (Repräsentativität) hin. So ist für epidemiologische Studien bekannt, dass Teilnehmende tendenziell gesundheitsbewusster sind als die Allgemeinbevölkerung [27]. Darüber hinaus ist aus anderen Studien bekannt, dass die Häufigkeit kardiovaskulärer und metabolischer Erkrankungen in Abhängigkeit vom Sozialstatus und Bundesland variiert [40,41,42,43], was in den vorliegenden Analysen noch nicht berücksichtigt wurde. Da die analysierten Daten auf Selbstangaben basieren, können Antwortverzerrungen nicht ausgeschlossen werden, die aufgrund von sozialer Erwünschtheit (Social Bias) oder Erinnerungsfehlern (Reporting Bias) auftreten. Bei der Interpretation der Verteilung des berichteten Alters bei Erstdiagnose bzw. Operation muss zum einen die zugrunde liegende Altersverteilung zum Zeitpunkt des Berichtens berücksichtigt werden, zum anderen, dass die Erkrankung nicht zum Diagnosezeitpunkt, sondern retrospektiv erfragt wurde. Für einige der gezeigten Daten sind uns für Deutschland keine publizierten Vergleichsdaten oder geschlechtsspezifischen Zahlen bekannt, sodass keine bzw. nur eingeschränkte Vergleiche möglich waren.

Fazit

Mit den vorliegenden Daten liegen Fallzahlen für selbst berichtete kardiovaskuläre und metabolische Erkrankungen und Operationen für die ersten 101.806 NAKO-Teilnehmenden vor. Die beobachteten Häufigkeiten sind vergleichbar mit für Deutschland berichteten Zahlen, wenn auch etwas niedriger. Diese Datenressource unterstreicht die Bedeutung der NAKO für weitergehende Analysen im Bereich der kardiometabolischen Forschung in der deutschen Erwachsenenbevölkerung.