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Frühe Hilfen in der Geburtshilfe erkennen und kommunizieren

Eine qualitative Studie über Erfahrungen von Eltern

Recognition and communication of early preventive services in obstetrics

A qualitative interview study with parents

  • Leitthema
  • Published:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz Aims and scope

Zusammenfassung

Hintergrund

Die Wahrnehmung des Hilfebedarfs und feinfühlige Kommunikation über psychosoziale Belastungen sind neue, anspruchsvolle Aufgaben für Pflegende, Hebammen, Sozialdienste und Ärzte in den Geburtskliniken. Im Rahmen des Projekts „Guter Start in die Familie (GuStaF)“ als Lern- und Fortbildungsangebot in einer universitären Geburtsklinik konnten Eltern über ihre Erfahrungen mit der Intervention befragt werden.

Zielsetzung

Evaluation der Kontaktaufnahme und Kommunikation mit Fachkräften in der Geburtshilfe und der Bewertung der angebotenen Hilfen aus Elternsicht.

Methoden

Leitfadengestützte, qualitative Interviews mit 7 Familien ein Jahr nach der Geburt des Kindes.

Ergebnisse

Bei den berichteten Problemlagen standen kindbezogene, erhöhte Fürsorgeanforderungen und Überforderung, neben sozialen Belastungen, im Vordergrund. Der Gesprächseinstieg durch Fachkräfte wurde bei unpassend empfundenen Ratschlägen, Bevormundung oder Stigmatisierung als fehlgeschlagen, bei feinfühligem Zuhören und konkreter Unterstützung als hilfreich erinnert. Einzelne Gespräche verstärkten Belastungen. Neben positiven und negativen Erfahrungen mit den vermittelten Hilfsangeboten stellten die Passgerechtigkeit und Verlässlichkeit besonders wichtige Aspekte dar.

Diskussion

Die Begleitung der Familien rund um die Geburt stellt Anforderungen an die Klinik, die nicht immer mit tradierten professionellen Haltungen und Kompetenzen in Einklang zu bringen sind. Besonders bedeutsam scheint eine Beachtung des persönlichen körperlichen und seelischen Wohlbefindens von Mutter und Kind, nichtstigmatisierender Gesprächseinstieg, Passgerechtigkeit der Hilfsangebote sowie Vermeidung von inkonsistentem Verhalten innerhalb von Institutionen und im Netzwerk zu sein.

Abstract

Background

The perception of patients’ needs of support and sensitive communication about psychosocial stress all represent new, exacting tasks for nursing staff, midwives, social workers and physicians in obstetrics. As part of Good Start into the Family (GuStaF), a learning and teaching project in a university hospital, we were able to interview parents about their experiences with the intervention.

Objective

Evaluation of the process of establishing contacts, the communication with professionals in obstetrics and the support offered from the perspective of parents.

Methods

Qualitative guided interviews with seven families one year after the delivery.

Results

Problem areas reported by parents were predominately related to increased parental care and the feeling of being overwhelmed in addition to social stress. Core themes in communication addressed the entry into conversations, which was remembered negatively when advice was perceived as improper, patronizing or stigmatizing, and positively when professionals had listened sensitively and had provided tangible support. Some conversations increased stress. Relating to assistance and support, parents reported both positive and negative experiences. Justness and reliability emerged as particularly important topics.

Discussion

The attendance of families around the time of the delivery poses varying demands upon the hospital staff, not necessarily in keeping with traditional professional attitudes and competencies. Careful attention to the personal physical and emotional well-being of mothers and newborns, non-stigmatizing entry into the conversations, justness of the support and avoiding inconsistencies within the institution and the network all appear to be of great importance.

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Danksagung

Wir danken Christa Meyer, Vorstand für Krankenpflege und Patientenservice am UKSH und Karin Groeger für die Federführung und institutionelle Unterstützung des Projekts, Anne Junghans, Sektion für Pflegeforschung am Institut für Sozialmedizin der Universität zu Lübeck für die Erhebung des Fortbildungsbedarfs und Mitarbeit in der Entwicklung des Projektes GuStaF. Lina Bahr und Martina Jürgensen danken wir für die kritische Durchsicht des Manuskriptes und fachliche Diskussionen. Das Projekt wurde ab 01.04.2010 zunächst von der Kroschke Stiftung für Kinder gefördert. Weitere Mittel wurden zum 01.04.2011 von der Gemeinnützigen Sparkassenstiftung zur Verfügung gestellt. Ab September 2011 erhielten wir zusätzliche Mittel von der Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung für die Erstellung eines Lehrfilms für das Nationale Zentrum Frühe Hilfen (NZFH).

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Correspondence to Ute Thyen.

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Interessenkonflikt

C. Prüßmann, D. Stindt, J. Brunke, U. Klinkhammer und U. Thyen geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Alle Patienten, die über Bildmaterial oder anderweitige Angaben innerhalb des Manuskripts zu identifizieren sind, haben hierzu ihre schriftliche Einwilligung gegeben.

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Prüßmann, C., Stindt, D., Brunke, J. et al. Frühe Hilfen in der Geburtshilfe erkennen und kommunizieren. Bundesgesundheitsbl 59, 1292–1299 (2016). https://doi.org/10.1007/s00103-016-2420-x

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