Zusammenfassung
Hintergrund
Die neue Kennzahl „Nutzungsgrad-Schnitt-Naht-Zeit” beschreibt das Verhältnis zwischen maximal möglicher und tatsächlicher Nutzung der OP-Kapazität mit Schnitt-Naht-Zeit. Die maximal mögliche Schnitt-Naht-Zeit entspricht dabei nicht der gesamten OP-Kapazität, sondern wird durch die Subtraktion der Nicht-Schnitt-Naht-Zeit von der OP-Kapazität errechnet. Die Nicht-Schnitt-Naht-Zeit wiederum entspricht der Zeit, die für Anästhesieeinleitungen und -ausleitungen sowie für operative Vor- und Nachbereitungen (Lagerung, Hautdesinfektion, Verbandanlage usw.) notwendig ist. Sie wird durch Subtraktion der Schnitt-Naht-Zeit von der Anästhesiezeit berechnet. Anhand der Berechnung des „Nutzungsgrades-Schnitt-Naht-Zeit“ kann im Umkehrschluss auch die Nichtnutzung (Leerstand) von OP-Kapazitäten berechnet werden. Dieses Ergebnis wiederum kann in einen positiven oder negativen Bedarf an OP-Kapazität bzw. OP-Tischen pro Zeit umgerechnet werden. Es wird anhand der Daten und der Arbeitsweise des OP-Managements der eigenen Klinik beschrieben, wie mithilfe der Nutzungsgrad-Schnitt-Naht-Zeit-Analyse OP-Tisch-Umverteilungen effektivitätsbasiert durchgeführt wurden und welche wirtschaftlichen Auswirkungen dieses Vorgehen hatte.
Methoden
Für diese Untersuchung wurden die Daten der Anästhesiedatenbank des Klinikums der Stadt Wolfsburg mit durchschnittlich 12.000 Narkosen/Jahr herangezogen und folgende Parameter individuell für jede operative Klinik berechnet: der Nutzungsgrad-Schnitt-Naht-Zeit und der Bedarf an OP-Kapazität im Analysezeitraum und pro durchschnittlicher OP-Arbeitswoche. Im Anschluss wurden die Kostenentwicklungen in EUR, die durch Neuverteilung und für zusätzliche oder weniger OP-Tische in der Folgezeit entstanden waren, berechnet.
Ergebnisse
Durch Umverteilung von OP-Kapazitäten wurden 26 OP-Tische/Jahr einer operativen Klinik mit nachgewiesenem Bedarf an OP-Kapazität zur planbaren Nutzung zusätzlich zur schon vorhandenen OP-Kapazität zugeteilt. Es konnten weiterhin klinisch sinnvoll 62 OP-Tische/Jahr ohne Leistungsminderungen im OP-Bereich eingespart werden. Dadurch wurden in der Folgezeit Einsparungen im Personalkostenbereich von mindestens EUR 178.560/Jahr realisiert.
Schlussfolgerung
Die neue Kennzahl Nutzungsgrad-Schnitt-Naht-Zeit kann zur effektivitätsbasierten OP-Tisch-Verteilung, zur Kostensenkung ohne Leistungsminderung und damit zur Effizienzsteigerung im OP-Bereich eingesetzt werden.
Abstract
Background
The new index „degree of operation room (OR) utilization” describes the ratio between possible and actual OR utilization with purely surgical time. The possible OR utilization with purely surgical time was calculated by eliminating the time necessary for induction and emergence from anaesthesia, the time necessary for surgical measurements directly before the first incision (i.e. skin disinfection) and directly after the last suture (i.e. wound dressing) of an operation from the time an operating room could theoretically be used with purely surgical times (the theoretical block time). The possibility of distributing block time based on the effectiveness of surgeons and to reduce costs by identifying waste of block time was investigated using the „degree of OR utilization” method.
Methods
Using our own anaesthesia data base with an average of 12,000 anaesthetic procedures per annum, the degree of OR utilization and the need for additional block time for each clinic performing operative procedures in the OR centre of the hospital were analyzed. The need for additional block time and the costs for additional OR staff (including anaesthesiologists and nurses) were then calculated in US$.
Results
After redistribution it was possible to reduce the OR capacities and costs for OR staff (including anaesthesiologists and nurses) by a minimum of 280.142 US$ per year.
Conclusions
The application of the new index „degree of OR utilization” enables the OR manager to distribute OR capacities to surgeons with effective use of block time. This leads to cost reduction without minimizing surgical productivity or income and therefore to a higher level of OR efficiency.
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Interessenkonflikt
Der korrespondierende Autor gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
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Grote, R., Perschmann, S., Walleneit, A. et al. OP-Management: Vom „Nutzungsgrad-Schnitt-Naht-Zeit” zur OP-Tisch-Verteilung. Anaesthesist 57, 882–892 (2008). https://doi.org/10.1007/s00101-008-1418-7
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00101-008-1418-7