Zusammenfassung
Soll die analytische Stärke der sozialen Kategorie Geschlecht für Beratungsprozesse entfaltet werden, erfordert dies die Auseinandersetzung mit dem differenzierten Wissen, dass die Geschlechterforschung zu Geschlechterverhältnissen, Geschlechterordnungen und Geschlechteridentitäten bereit hält und stetig weiterentwickelt. Im vorliegenden Text werden drei Dimensionen der Kategorie Geschlecht ausbuchstabiert, die als sensibilisierende Konzepte für das Coaching relevant gemacht werden können: Geschlecht als Strukturkategorie; Geschlecht als soziale Konstruktion; Geschlecht als Konfliktkategorie. Dabei wird einerseits verdeutlicht, dass organisationale und intersubjektive Prozesse immer auch vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Geschlechterverhältnisse einzuschätzen sind. Andererseits wird betont, dass sich eine vorschnelle Deutung von Konflikten und Handlungsmustern als geschlechtsgebundene, kontraproduktive Identitätszuschreibung verfestigt. Coaching steht somit vor der komplexen Aufgabe, die Wirkung von Geschlecht zu reflektieren und aufzudecken, ohne an der Reproduktion von Geschlechterklischees und damit verbundenen Geschlechterhierarchien mitzuwirken.
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Bereswill, M. (2016). Geschlechtertheoretische Impulse für Theorie und Praxis des Coaching. In: Greif, S., Möller, H., Scholl, W. (eds) Handbuch Schlüsselkonzepte im Coaching. Springer Reference Psychologie . Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-45119-9_19-1
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