Zusammenfassung
Vor dem Hintergrund der aktuellen Debatten um Öffentliche Soziologie einerseits und Transformativer Wissenschaft andererseits wird der Stellenwert soziologischen Wissens sowie das distinktive Potenzial einer eigenständigen soziologischen Perspektive kritisch hinterfragt. Die Kernthese des Beitrages besteht darin, dass der Verzicht auf disziplinäres Wissen die Anschlussfähigkeit der Soziologie in Richtung neuer Öffentlichkeiten her- bzw. sicherstellt. Öffentliche Soziologie hat im Kern das Ziel, neue, d.h. außenwissenschaftliche Publik durch Wissensintegration zu erreichen. Argumente für eine Endmonopolisierung wissenschaftlichen bzw. soziologischen Wissens tauchen dabei schon bei C. Wright Mills auf. Hier führt eine Neuinterpretation der „soziologischen Denkweise“ zu der Einsicht, dass Soziologe dann an Nachfrage gewinnt, wenn mitsprechende Publika nicht nur zugelassen werden, sondern sogar erwünscht sind. Abschließend wird dafür plädiert, beide Entwicklungen konstruktiv zu verbinden, indem Öffentliche Soziologie als eine spezifische Form Transformativer Wissenschaft betrachtet wird.
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Selke, S. (2017). Öffentliche Soziologie und neue Publika. In: Hahn, K., Langenohl, A. (eds) Kritische Öffentlichkeiten - Öffentlichkeiten in der Kritik. Medienkulturen im digitalen Zeitalter. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-14943-7_3
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