Zusammenfassung
Wir gedenken lebender Schönheit auch heute noch, obwohl uns Waffengetöse umschwirrt und bedroht; denn es ist deutsche Art, in dem wildesten Tosen des äusseren Lebens der ersten Liebe nicht zu vergessen; und deutschen Helden war es von Alters her nicht fremd, Leier und Schwert mitsammen zu hegen, wie ja lange vor Th. Körner thaten die unnahbaren Helden Volker, der starke videlaere bei den Nibelungen, und Horand, der Hörend-Gehörte im meergewaltigen Gudrunlied. Freilich sind so vereinte Heldenthümer in mehreren Gebieten mehr sagenhaft als wirklich; denn Geist- und Weltsinn ist selten in Einem Hirn und Herzen, dessgleichen Wissenschaft und Kunst, Sitte und Schönheit, Kritik und Schöpferkraft. Ihre Höhepunkte in Einem Menschen vereint haben wir in den letzten Jahrhunderten, wo alle Arbeit tausendfach getheilt ist, nirgend gesehen. Gleicher Maassen steht es mit den Zeit- und Menschenaltern; das eine ist überwiegend schöpferisch gestaltend, ein anderes kritisch zerspaltend, jenes spendend, dieses sammelnd – und seit der grosse Spalt in die abendländische Christenheit gefahren, steht diese Trennung entschiedener da, unweigerlicher als jemals. Näher angesehen, war es wohl auch zu Homer’s und Plato’s Zeiten eben so, dass die wahre Genialität, sei es dichtende oder denkende, nur in Einem bestehen konnte, eben weil aller Genius einseitig leidenschaftliches Naturwollen ist.
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von Roth, D., Roesler, U. (2020). Nr. 66 | DIXI [Eduard Krüger], „Heutige Kunstzustände“, in: Niederrheinische Musik-Zeitung 2 (1854), Nr. 16 (22. April), S. 121–123.. In: von Roth, D., Roesler, U. (eds) Die Neudeutsche Schule – Phänomen und Geschichte. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04923-0_66
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-04923-0_66
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-04922-3
Online ISBN: 978-3-476-04923-0
eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)