Zusammenfassung
In der Rubrik „Zwischenruf“ werden laufend aktuelle Bezüge zu gesellschaftlichen Themen aufgenommen, die jeweils aus individueller Perspektive diskutiert und reflektiert werden. Im aktuellen „Zwischenruf“ geht es um Aspekte der aktuellen Diskussion um den mittlerweile schillernden Begriff „Inklusion“ und eine kritische Auseinandersetzung mit dem Konzept der sog. „moderaten Inklusion“.
Abstract
The column “Zwischenruf” discusses and reflects upon current social issues from an individual perspective. The latest “Zwischenruf” deals with aspects of the current debate about the dazzling term “inclusion” and a critical examination of the so-called “moderate inclusion” concept.
Notes
Insofern Inklusion zu verstehen ist als Negation von Exklusion oder Ausgrenzung, erscheint die Vorstellung einer „moderaten Inklusion“, bei der Inklusion und Exklusion ja gewissermaßen nebeneinander koexistieren, ebenso schwer nachvollziehbar, wie diejenige, eine Frau könne lediglich ein bisschen schwanger sein.
Myschker ist wie Ahrbeck Vertreter der sonderpädagogischen Fachrichtung „Verhaltensgestörtenpädagogik“.
Die Beantwortung sozialen Ausschlusses aus regulären Lern- und Lebenszusammenhängen durch institutionellen Einschluss in spezielle Sonderwelten führt zum einen zur Verfestigung des sozialen Ausschlusses und nach dem hier skizzieren Behinderungsverständnis statt zu einer Aufhebung zur Verdoppelung der Isolation.
Dabei sucht und findet sonderpädagogische Diagnostik den vermeintlichen Förderbedarf regelmäßig im Kind und zieht die Lehrbehinderungen des herkömmlichen Schulsystems als Ursache von Schulversagen meist nicht in Betracht.
Hier vermag ich allerdings angesichts des ausgrenzenden Restschulcharakters dieses Schultyps nicht von Inklusion zu sprechen.
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Rohrmann, E. Inklusion? Inklusion!. Soz Passagen 6, 161–166 (2014). https://doi.org/10.1007/s12592-014-0161-y
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