Zusammenfassung
Die Isophonenkarte1) der Quantitätsquotienten betonter Vokale weist im Osten und im Südosten des deutschen Sprachgebietes niedrige Quotienten auf, d. h. der Unterschied zwischen langen und kurzen Vokalphonemen ist dort nur sehr gering. Für beide Gebiete müssen wir verschiedene Ursachen annehmen, die zu diesem Zustand geführt haben: In den kleinen Quotienten des Ostens dürfen wir eine Wirkung des slavischen Substrats sehen, da auch das Polnische keine phonologisch relevanten Vokalquantitäten kennt2). Die geringen Quotienten im Bairischen können wir jedoch keinem slavischen Substrat zuschreiben, sondern müssen zu ihrer Erklärung Besonderheiten der strukturellen Entwicklung des bairischen Vokalsystems heranziehen3): Die mhd. Diphthonge mit a als zweitem Bestandteil ergaben im Nhd. monophthongische Längen, während sie im Bair. diphthongisch blieben. Ein- und auch Zweisilbler wurden im Bair. gedehnt. Im wesentlichen ist die distinktive Eigenschaft Länge mit folgender Lenis verbunden, während Kürze nur vor Fortis oder mehrfacher Konsonanz kommen kann. Wenn wir von der später noch zu besprechenden Opposition diš (= hd. Tisch) / diš (= hd. Tische) absehen, wo der Schwund des Schwa (a) Längung des vorausgehenden Konsonanten und damit Kürzung des Vokals bewirkte, so sind, durch die strukturelle Entwicklung bedingt, nur noch sehr wenige Wortpaare zu finden, die sich ausschließlich durch ihre Vokal- und Konsonant-quantitäten unterscheiden.
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© 1965 Martinus Nijhoff, The Hague, Netherlands
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Bluhme, H. (1965). Zur Relevanz der Quantitätsquotienten. In: Zwirner, E. (eds) Sprachen - Zuordnung - Strukturen. Springer, Dordrecht. https://doi.org/10.1007/978-94-015-3218-1_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-94-015-3218-1_3
Publisher Name: Springer, Dordrecht
Print ISBN: 978-94-015-2039-3
Online ISBN: 978-94-015-3218-1
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