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Einleitung: Körper und Gedächtnis – Perspektiven auf Zeichnungen der Vergangenheit und inkorporierte Verhaltensorientierungen

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Der Körper als soziales Gedächtnis

Zusammenfassung

Der Beitrag systematisiert gedächtnistheoretische Überlegungen zum Körper mit Hilfe zweier Unterscheidungen. Unterschieden werden erstens die sichtbaren und unsichtbaren Merkmale des Körpers (räumlich) sowie seine Bewegungen (raum-zeitlich). Darüber hinaus wird zweitens nach der Herkunft oder Entstehung von Vergangenheitseindrücken gefragt, wobei zwischen der sozial nicht intendierten Prägung des Körpers und seiner intendierten Zeichnung differenziert wird.

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Notes

  1. 1.

    Lediglich Begriffe wie ›Schmerzgedächtnis‹ oder ›Übung‹ beziehungsweise ›Geübtheit‹ legen eine solche Verbindung nahe.

  2. 2.

    Zu dieser Frage gibt es eine weitläufige Diskussionstradition, die wir an unterschiedlichen Stellen zusammengefasst und nachvollzogen haben (vgl. z. B. Dimbath 2014; Dimbath und Heinlein 2014; Heinlein und Dimbath 2010).

  3. 3.

    Diese auf Aristoteles zurückgehende Sicht liegt auch der Klärung der Begriffe Erfahrung und Erlebnis von Gerd Sebald (2014) zugrunde.

  4. 4.

    Vgl. Reinhart Koselleck (1989).

  5. 5.

    Eine solche Theorie der Habitualisierung entfalten bekanntlich Peter L. Berger und Thomas Luckmann (1989). Sie ist die Grundlage der Entstehung von Alltagswissen, das praktisch kaum mehr reflektiert wird und letztlich Ausgangspunkt ihrer Überlegungen zur Institutionalisierung.

  6. 6.

    Hier hilft die Metaphorik der Theorie sozialer Systeme weiter. Das Gedächtnis des Kommunikationssystems nimmt bei jeder Irritation durch die Systemumwelt Konsistenzprüfungen vor. Erste Voraussetzung ist dabei, dass das System etwas überhaupt als thematisch relevant – also als ihm zugehörig – erkennt. Was davon in die bestehende Wahrnehmungsstruktur des Systems ›passt‹, bleibt folgenlos. Führt der Konsistenzabgleich jedoch zu Abweichungen und Unterschieden, muss sich die Informationsverarbeitungsstruktur an die neuen Bedingungen anpassen (vgl. z. B. Luhmann 1998).

  7. 7.

    Vgl. hierzu die bei Paul Watzlawick (1987) referierten Kommunikationsexperimente mit Schimpansen.

  8. 8.

    Dass sich solche grundlegenden Selektionen als Verhaltensdispositionen in den Körper einschreiben und man daher von inkorporierten Gedächtnismomenten oder einem Körpergedächtnis ausgehen kann, welches zumindest innerhalb großer Kulturräume universelle Geltung beanspruchen kann, lässt sich auch den Arbeiten Talcott Parsons’ entnehmen. Vgl. den betreffenden Abschnitt bei Oliver Dimbath und Michael Heinlein (2015).

  9. 9.

    Vgl. Henri Bergson (1982).

  10. 10.

    Vgl. Maurice Merleau-Ponty (1966).

  11. 11.

    Vgl. Harold Garfinkel (1967).

  12. 12.

    Vgl. zum Beispiel Pierre Bourdieu (1974). Eine gedächtnissoziologische Erschließung der Überlegungen Bourdieus findet sich unter Gesichtspunkten des sozialen Vergessens bei Peter Wehling (2011).

  13. 13.

    Paul Connerton (1989, S. 78).

  14. 14.

    Edward S. Casey (2000, S. 150).

  15. 15.

    Der Begriff des gesellschaftlichen Bezugsrahmens bildet ein Kernelement der ›klassischen‹ Theorie des kollektiven Gedächtnisses von Maurice Halbwachs (2006) – systematisierende Überlegungen zur gedächtnistheoretischen Erschließung dieses Konzepts hat Oliver Dimbath (2013) angestellt. Die Unterscheidung Edward S. Caseys (2000, S. 150), mit der er die objektive Analyse körperlicher Merkmale unter dem Aspekt ihres Gewordenseins als Körpergedächtnis vom alltäglichen Reflektieren auf den Körper als Gedächtnis des Körpers unterscheidet, kann hier aufgegeben werden, da es sich nur um einen graduell-qualitativen Unterschied der Reflexionstiefe handelt.

  16. 16.

    Vgl. Alois Hahn (2010).

  17. 17.

    Knigge (1977, S. 90 f.) unterscheidet hierbei die Persönlichkeitstypen Sanguineus, Melancholicus, Cholericus und Phlegmaticus anhand von Abbildungen, auf denen typische Gesichtsmerkmale zu sehen sind.

  18. 18.

    Vgl. Jane Addams (2002).

  19. 19.

    Auf dieses Beispiel weist Paul Connerton (1989, S. 73 f.) hin.

  20. 20.

    Vgl. hierzu Paul Connerton (1989, S. 78).

  21. 21.

    Vgl. zum Beispiel die Arbeiten von Michael Argyle (1979) oder von John M. Wiemann und Randall P. Harrison (1983), aber auch den Beitrag von Hanna Haag in diesem Band.

  22. 22.

    Vgl. Ulrike Tikvah Kissmann in diesem Band.

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Dimbath, O., Heinlein, M., Schindler, L. (2016). Einleitung: Körper und Gedächtnis – Perspektiven auf Zeichnungen der Vergangenheit und inkorporierte Verhaltensorientierungen. In: Heinlein, M., Dimbath, O., Schindler, L., Wehling, P. (eds) Der Körper als soziales Gedächtnis. Soziales Gedächtnis, Erinnern und Vergessen – Memory Studies. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-09743-1_1

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