Phänotypische Geschlechtsbestimmung bei Pilzen

Zusammenfassung

Während im vorausgegangenen Kapitel über die Geschlechtsbestimmung bei den Algen im allgemeinen kein Zweifel darüber bestand, was man als Sexualvorgang anzusehen hätte, bereiten besonders die höheren Pilze, die keine Sexualorgane aufweisen, Schwierigkeiten in bezug auf die Frage, wie und wo sich eine sexuelle Bipolarität manifestiert. Jedoch schon die Betrachtung der Diatomeen unter den Algen hatte gezeigt, daß eine befriedigende Erklärung der Gamonten-und Gametenpaarung noch nicht gefunden ist. Um hier bei den Pilzen der Mannigfaltigkeit der Paarungsvorgänge besser gerecht zu werden, sei von vornherein zwischen 3 Gruppen von Phänomenen unterschieden:

• A Supra- oder extrasexuelle Vorgänge: die Inkompatibilität. Vergleichbare Erscheinungen bei anderen Organismen dürften die Paarungstypen der Ciliaten und die Gamontenpaarung der Diatomeen sein (Esser u. Kuenen 1965).

• B Sexuelle Vorgänge: Phänotypische Geschlechtsbestimmung würde hier beispielsweise durch Monöcisten repräsentiert werden, gleichgültig, ob diese selbstfertil oder selbststeril sind. Als sexuelle Differenzierungen sind auch die Paarungstypen der Hefen anzusehen. Eine dritte Gruppe bilden die

• C Parasexuellen Erscheinungen. Mit dem Abnehmen sexueller Differenzierung tritt die Bedeutung der Kerne stärker in den Vordergrund. Daher sollten Vorgänge wie Autogamie, Parthenogamie und die Folgen von Hyphenfusionen im Bullerschen und im Dualphänomen gesondert betrachtet werden, ebenso wie die „Aufregulierung“ parthenogenetisch entwickelter Algengameten oder die endomitotische Diploidisierung bei dem hypermastiginen Flagellaten Barbulanympha (Cleveland 1954) etwas Besonderes darstellen. Eine Liste von Beispielen solcher Alternativen zur sexuellen Fortpflanzung findet man bei Esser und Kuenen (1965, S. 98).