Zusammenfassung
Im folgenden sollen Krankheitsbewältigungsformen bei einer körperlich und seelisch besonders belasteten Gruppe organisch Kranker dargestellt werden. Unsere Abteilung betreut seit vielen Jahre pankreatektomierte Patienten in Einzel-, Paar-und Gruppengesprächen. Meist waren Pankreaskarzinom oder chronische Pankreatitis mit konservativ nicht beherrschbaren Schmerzen Indikation zur operativen Entfernung der Bauchspeicheldrüse. Durch die Pankreatektomie sind die Kranken insulinpflichtige Diabetiker geworden; daneben ist eine kontinuierliche Substitution von Verdauungsenzymen erforderlich. Ohne Aussicht auf prinzipielle Heilung muß sich der Patient täglich einer ganzen Reihe diagnostischer, diätetischer und therapeutischer Maßnahmen unterziehen. Sein körperliches Dasein und Befinden ist ein Grund zu Sorge, Verunsicherung und Bedrohtsein, so v. a. in Hinblick auf den hypoglykämischen Schock, der diesen Patienten aufgrund des Fehlens des Insulinantagonisten Glukagon stärker als den Diabetiker sonst bedroht. Beim Patienten, der wegen eines Karzinoms operiert wurde, kommt die Angst vor Rezidiv und Metastasierung hinzu. Nicht selten erfolgt nach der Operation die Berentung; das bedeutet, daß bisher tragende Bindungen, eine Selbstrealisierung durch Arbeit aufgegeben werden müssen; depressive Gefühle von Insuffizienz und Minderwertigkeit stellen sich ein, Äußerungen, man tauge niehts mehr, werde nicht mehr in Familie und, falls weitergearbeitet wird, im Beruf anerkannt, sondern abgeschoben, dorchziehen als roter Faden die Gespräche. Beim Pankreatitiker, dessen Entzündung mit auf Alkoholabusus zurückzuführen war, kommen Selbstbeschuldigungen hinzu.
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Lang, H., Schilling, S., Faller, H. (1990). Copingprozesse bei pankreatektomierten Patienten. In: Zielke, M., Mark, N. (eds) Fortschritte der angewandten Verhaltensmedizin. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-74973-5_11
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