Zusammenfassung
Einem Soziologen die Frage nach der Entstehung von Krankheiten auf einer Tagung der Deutschen Gesellschaft für innere Medizin vorzulegen, entbehrt nicht einer unfreiwilligen Selbstironie. Das Programm, unter dem die Medizin beispiellose gesellschaftliche Erfolge in unserem Jahrhundert zu verzeichnen hat, gründet sich auf die exakte naturwissenschaftliche Erforschung der ursächlichen Krankheitsbedingungen, die einem gezielten therapeutischen Zugriff zugänglich sind. Dieses Programm bekennt sich zugleich mit dem Stolz der Entdeckerfreude zu dem Verzicht auf den Beitrag der vorwissenschaftlichen und außerhalb der Naturwissenschaften liegenden Denksysteme, die in Konkurrenz zur Medizin, Krankheit zu deuten und Gesundheit zu ermöglichen, bestrebt sind. Der Soziologie, die der akademischen Gossip als Symbol mangelnder Exaktheit und philosophischer Willkür gilt, die Frage nach der Entstehung von Krankheiten zu stellen, ironisiert daher den naturwissenschaftlichen Positivismus ebenso, wie einen soziologischen Optimismus, für den sich alle Probleme mit der Gesellschaftsreform lösen.
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von Ferber, C. (1973). Medizin-soziologische Konzepte der Krankheitsentstehung. In: Neunundsiebzigster Kongress. Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin, vol 79. J.F. Bergmann-Verlag, Munich. https://doi.org/10.1007/978-3-642-47087-5_13
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Publisher Name: J.F. Bergmann-Verlag, Munich
Print ISBN: 978-3-8070-0290-3
Online ISBN: 978-3-642-47087-5
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