Zusammenfassung
Gesundheit ist Mega-Trend. Von Arbeit bis Zucker wird alles unter Gesundheitsgesichtspunkten betrachtet und im Hinblick auf den individuellen und Bevölkerungsnutzen bewertet. Fortwährendes Streben nach (mehr) Gesundheit ist Universaltugend – vor allem der und die Einzelne werden von Freunden, Medien und der Gesundheitspolitik dazu aufgefordert, sich um die eigene Gesundheit zu bemühen. Diesem individuenzentrierten, auf Eigenverantwortung setzenden Gesundheitsauftrag, liegt die Hoffung zugrunde, dass sich Gesundheit vornehmlich in Eigenregie herstellen lässt. Ignoriert wird dabei die Tatsache, dass Krankheit weitaus stärker bestimmt wird von der sozialen Lage und weniger von der persönlichen Leistung. Spätestens seit 1986, d.h. seit der Verabschiedung der Ottawa- Charta zur Gesundheitsförderung, besteht unter Public-Health-ExpertInnen Konsens darüber, dass Gesundheitsförderung ein gesamtpolitischer Auftrag ist, mit dem das Individuum nicht allein gelassen werden darf, sondern dem sich alle gesundheitsrelevanten Akteure gemeinsam stellen müssen.
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