Zusammenfassung
Die für den liturgischen und religiösen Gebrauch bestimmten Werke sind der einzige Gattungssektor, mit dem sich Bruckner sein ganzes Leben hindurch auseinandergesetzt hat: Als sein erster dokumentierter Kompositionsversuch gilt ein vierstimmiger Satz des Hymnus Pange lingua (WAB 31, entstanden zwischen 1835 und 1837 unter der Obhut seines Vetters in Hörsching). Zu seinen letzten Werken zählen der 150. Psalm (WAB 38) und der Karfreitagshymnus Vexilla regis (WAB 51) von 1892. Auch bei den für seine kompositorische Entwicklung so bestimmenden Brüchen und Neuanfängen standen kirchenmusikalische Werke stets im Zentrum der künstlerischen Selbstbesinnung. Die dadurch gerahmte Schaffensspanne ist denkbar groß und von so vielen radikalen äußeren und inneren Veränderungen durchzogen, dass sich — rein kompositionsgeschichtlich betrachtet — kaum Verbindungslinien herstellen lassen, sofern man nicht erneut auf die rein intrinsische Motivation zielen oder eine Teleologie bemühen will, die in den frühesten Werken schon deutliche Spuren des Brucknerschen Personalstils zu erkennen meint und die reiferen kirchenmusikalischen Werke nahtlos in den Sinfonien zur Vollendung gelangen sieht.
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