Zusammenfassung
Erst mit der Diskussion um das “Aussterben der Deutschen” und die ständigen Probleme mit den Rentenkassen ist in der Bundesrepublik die Benachteiligung von Kindern und kinderreichen Familien thematisiert worden. Der “Gebärstreik” -um die Jahrhundertwende von der sozialistischen Frauenbewegung als Mittel gegen die Benachteiligung der Frau und gegen den Krieg ohne Erfolg erörtert — ist heute offensichtlich als “stiller Geburtenstreik” (v. Schweitzer/Pross 1976, 438) zustandegekommen, als Ergebnis gesellschaftlicher Zustände, die die Kindererziehung gegenüber anderen Lebensbereichen und Lebenszielen diskriminiert haben. Defizitär ist die Situation in der Bundesrepublik heute vor allem in Bezug auf vier Aspekte:
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Die soziale und wirtschaftliche Benachteiligung von Kindern und kinderreichen Familien in unserer Gesellschaft, die sich zunächst wie auch in anderen westlichen Gesellschaften aus dem Wirtschaftssystem ergibt, wird in der Bundesrepublik durch Steuer- und Sozialversicherungssystem eher noch verschärft. Auf dieser Grundlage kommt es auch zu Extremfällen von Verelendung, so der Tatsache, daß mehr als die Hälfte der “Obdachlosen” in der Bundesrepublik Kinder sind. Dies resultiert aus der finanziellen Randsituation kinderreicher Familien und ist eine schwere Hypothek für die Zukunft. Daraus ergibt sich insbesondere eine “soziale Vererbung” von Randständigkeiten in dieser Gruppe.
Die Gefährdung der Frau gefährdet das Volk... Wir brauchen keine Feministinnen, sondern Frauen, die es ganz sind.
Erzbischof Wetter, März 1985
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Thränhardt, D. (1986). Ideologie und Realität bundesdeutscher Familienpolitik. In: Heinze, R.G. (eds) Neue Subsidiarität: Leitidee für eine zukünftige Sozialpolitik?. Beiträge zur sozialwissenschaftlichen Forschung, vol 81. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-88683-5_11
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