Zusammenfassung
Der Autor vertritt einen Ansatz des interkulturellen Dialogs im christlich-muslimischen Kontext. Dieser Ansatz soll zu einem friedlichen Miteinander von Menschen mit unterschiedlichen religiösen Überzeugungen führen und die Inkulturation von Religion in einer multireligiösen Gesellschaft durch die Stärkung der eigenen Glaubensverwurzelung im gleichzeitigen Respekt vor anderen Überzeugungen fördern. Zunächst wird die theologische Basis für einen innerreligiösen Dialog im Christentum und im Islam dargestellt – der interreligiöse Dialog wird sowohl aus islamischer als auch aus christlicher Sicht begründet. Im Anschluss werden zentrale Herausforderungen für Bildung, Seelsorge und Soziale Arbeit im christlich-muslimischen Kontext herausgearbeitet. Die Notwendigkeit einer intra- und interreligiösen Bildung wird ebenso dargestellt wie zentrale interreligiöse Aspekte der Sozialen Arbeit wie etwa mögliche Handlungsfelder der interreligiösen Begegnung. Von zentraler Bedeutung werden ebenso interreligiöse Aspekte der Seelsorge angesehen. Die Präsenz Gottes im Alltag lebendig werden zu lassen wird als gemeinsamer Auftrag von Christen, Muslimen und Juden aufgefasst. Hierzu wird die Organisation von Begegnung als zentrale Aufgabe interreligiöser Arbeit gesehen.
Abstract
The author constitutes a conception of an intercultural dialogue between Christians and Muslims. With the help of this approach, a peaceful coexistence between people with different religious beliefs shall be achieved. Meanwhile, the inculturation of religions and respect for different beliefs within a multicultural society shall be supported. First of all, the theological basis for an interreligious dialogue in Christianity and Islam is presented. Therefore, the interreligious dialogue is based on a Christian and a Muslim perception. Afterwards, key challenges for education, counselling and social work are presented. The author describes the need of interreligious and intrareligious education and presents important interreligious aspects of social work as well as interreligious aspects of counselling. He considers the presence of god in everyday life as a collective mission of Christians, Muslims and Jews. For this purpose, the organization of encounter is an essential mission of interreligious work.
Notes
„Sorge im Begriff der Seelsorge bezeichnet zunächst die Fürsorge und Aufmerksamkeit für den anderen Menschen. Fürsorge ist getragen von dem Ziel, den Anderen aus der Konventionalität der Alltagssorge zu den Möglichkeiten des Selbst-Sein-Könnens zu befreien. In der antiken ‚Sorge um sich selbst‘ geht es um das Ideal, sich in offenen, wechselseitigen Austausch mit anderen der Freiheit der eigenen Subjekthaftigkeit zu nähern. Diese Sorge um sich selbst hat einen religiösen Charakter“ (Klessmann 2008, S. 34).
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Khorchide, M. Interreligiosität und Interkulturalität: Herausforderungen für Bildung, Seelsorge und Soziale Arbeit im christlich-muslimischen Kontext. Soz Passagen 8, 65–79 (2016). https://doi.org/10.1007/s12592-016-0228-z
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