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Narzissmus und Spiegeln

Narcissism and mirroring

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Zeitschrift für Psychodrama und Soziometrie Aims and scope

Zusammenfassung

Ausgehend von der Mythologie werden die unterschiedlichen Weisen des Verständnisses von Narzissmus im Zusammenhang mit der Spiegelmethapher dargestellt. Historisch beginnend mit Freud werden die Überlegungen zum Zusammenhang von Narzissmus und Spiegeln bei wesentlichen Autoren wie Winnicott, Lacan, Kohut bis hin zur zeitgenössischen Affektspiegelungs- und Mentalisierungstheorie erläutert. Abschließend wird sowohl bei Einbeziehung entwicklungspsychologischer als auch psychoanalytischer Theorien die unausweichliche Verbundenheit von Spiegeln und narzisstischen Phänomenen über die Gefühle von Scham und Stolz beim Anblick des eigenen Spiegelbilds deutlich.

Abstract

Originating in mythology the different views of understanding narcissism will be presented in connection with the metaphor of the mirror. Historically beginning with Freud reflections about the connection between narcissism and mirroring in the work of essential authors like Winnicott, Lacan, Kohut and contemporary theories about affect mirroring and mentalization will be explained. Finally developmental and psychoanalytic theories will be integrated and show the inevitable closeness in mirroring and narcissistic phenomena, especially the feelings of shame and pride which come up in seeing one’s own picture in the mirror.

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Notes

  1. 1910 hinzugefügte Fußnote zu den „Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie“ (Freud 1905).

  2. Ebenfalls in diesem Jahr (Freud 1910) spricht er vom Narzissmus als Folge verdrängter Mutterliebe. „Der Knabe verdrängt die Liebe zur Mutter, indem er sich selbst an deren Stelle setzt, sich mit der Mutter identifiziert und seine eigene Person zum Vorbild nimmt, in dessen Ähnlichkeit er seine neuen Liebesobjekte auswählt. Er ist homosexuell geworden; eigentlich ist er in den Autoerotismus zurück geglitten, da die Knaben, die der Heranwachsende jetzt liebt, doch nur Ersatzpersonen und Erneuerungen seiner eigenen kindlichen Person sind, die er so liebt, wie die Mutter ihn als Kind geliebt hat. Wir sagen, er findet seine Liebesobjekte auf dem Wege des Narzissmus… “(Freud 1910, S. 170).

  3. Winnicott sprach in Zusammenhang mit der frühen Beziehung des Säuglings immer von der Mutter und nicht – wie heute oft verwendet – von der oder den Bezugspersonen.

  4. Damit ist gemeint, dass eigene und fremde Handlungen (ohne Berücksichtigung mentaler Zustände) zielgerichtet interpretiert werden. Aktion und Ergebnis ist differenzierbar. Es kann über Aktionen nachgedacht werden, die zum Erreichen eines Ziels eingesetzt werden. Beim Selbst als teleologischer Akteur werden beide – Selbst und Anderer – intentional denkbar, im Sinne eines Verstehens von Verhaltensweisen als Mittel zum Zweck. Es handelt sich um eine naive Theorie rationalen Handelns sowohl gegenüber unbelebten Gegenständen als auch gegenüber Menschen. Ein kausales und mentalisierendes Verständnis liegen noch nicht vor.

  5. unter dem Äquivalenzmodus versteht man eine Denkweise, in der das Kind annimmt, dass das, was es selbst im Kopf hat der Realität (der äußeren Welt) entspricht (äquivalent ist). Im Als-ob-Modus geht es darum, dass gedanklich alles möglich ist, sich aber nicht in die Realität umsetzt und dort keinerlei Konsequenzen hat (weitere Erläuterungen bei Fonagy et al. 2004).

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Hartmann, HP. Narzissmus und Spiegeln. Z Psychodrama Soziom 14, 225–236 (2015). https://doi.org/10.1007/s11620-015-0281-1

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