Schädel-Hirn-Traumen (SHT) im Sport sind häufig und nehmen weiter zu. Sie treten v. a. in Kontaktsportarten (Eishockey, Fußball, Handball, Basketball, Kampfsport) auf. In den meisten Fällen heilen sie innerhalb weniger Tage aus, sie können aber auch erhebliche akute und langfristige Folgen haben. Nach dem gegenwärtigen Kenntnisstand ist auch nach einem leichten Schädel-Hirn-Trauma die allgemeine Verletzungswahrscheinlichkeit erhöht, das Risiko weiterer SHT steigt auf das 4‑ bis 6‑Fache. Etwa 10 % der sportlich Aktiven leiden an länger anhaltenden Beschwerden wie Kopfschmerzen, Müdigkeit und Konzentrationsstörungen. Nach mehrfachen SHT scheint sich auch das spätere Auftreten neurodegenerativer Erkrankungen (z. B. Demenz) signifikant zu erhöhen [1].

Insbesondere in den USA nehmen aus diesem Grund das öffentliche Interesse und die Aufmerksamkeit für dieses Thema einen immer breiteren Raum ein. So ist es mittlerweile im Profisport gängige Praxis, die Entscheidung, wann ein Spieler wieder an Training und Wettkampf teilnehmen kann, durch eine neurologische und neuropsychologische Einschätzung zu sichern. Auf internationaler Ebene wurden mit Unterstützung hochrangiger Sportinstitutionen (z. B. IOC, FIFA) im Rahmen wissenschaftlicher Symposien Leitlinien für den Umgang mit sportbezogenen SHT definiert.

In Deutschland sind im Amateur- und Profisport eine ähnliche Diskussion und Entwicklung zu erwarten. Die berufsgenossenschaftlichen Unfallkrankenhäuser können hier aufgrund ihrer Struktur und Kompetenzen in der Prävention, Diagnostik und Behandlung sportbezogener SHT eine Vorreiterrolle einnehmen. Sie unterstützen die Schaffung eines fachübergreifenden SHT-Netzwerkes für Sportler in Zusammenarbeit mit der ZNS – Hannelore Kohl Stiftung.

SHT sind komplex und haben vielfältige Auswirkungen. Ein möglichst effizientes und qualifiziertes Management in der Behandlung und der Wiederaufnahme der sportlichen Aktivitäten ist erforderlich, um den Prozess eines sicheren „return to competition“ zu begleiten und zu unterstützen.

Die bisherigen Bemühungen im Management von SHT (z. B. Sport Concussion Assessment Tool [SCAT], Empfehlungen für „return to play“) sind ein erster Schritt. Für eine nachhaltige Besserung der Versorgung erscheint die konsequente Einbindung neurologischer und neuropsychologischer Kompetenzen bei SHT wesentlich. Hier ist auch auf die neuen Qualitätsstandards in der Behandlung von Schädel-Hirn-Verletzten der DGUV (Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung) zu verweisen.

Auf Basis der gegenwärtigen wissenschaftlichen Erkenntnisse und neurotraumatologischen Erfahrung besteht im Concussion Center Hamburg ein abgestimmtes Beratungs- und Behandlungsangebot (Brainfit):

  • Es erfolgt eine 1‑mal jährliche (vor Saison) neuropsychologische Baseline-Testung für Profisportler in Kontaktsportarten und Sportarten mit erhöhtem Risiko für Kopfverletzungen (ca. 30 min, Testbatterie) integriert in die sportmedizinische Untersuchung.

  • Die Behandlung äußerer Kopfverletzungen und Schädelprellungen ist Aufgabe der Mannschaftsärzte.

  • Sportler mit Verdacht auf ein leichtes Schädel-Hirn-Trauma (Definition s. Qualitätsstandards-Schädel-Hirn-Verletzungen der DGUV) werden zeitnah fachärztlich neurologisch oder neurochirurgisch untersucht. Es erfolgt eine erneute neuropsychologische Prüfung der kognitiven Funktionen (Vergleich mit Ergebnissen der Baseline-Testung), ggf. Erweiterung der Testung bei Auffälligkeiten.

  • Bei Bedarf wird die Diagnostik erweitert (EEG, MRT des Kopfes).

  • Bei längerfristigen Beschwerden (>1 Monat) erfolgt ein spezifischer Brain-Check.

  • Ein Stufenplan wird in Absprache mit dem Mannschaftsarzt (Empfehlungen zu „return to competition“) erstellt.

  • Gegebenenfalls erfolgen neurologische und rehabilitative Behandlung, neuropsychologisches Training, Psychotherapie.

Die gesundheitliche Betreuung der Vereine mit dem Angebot kurzfristiger Untersuchungen und Behandlung nach Kopfverletzungen entsprechen in besonderer Weise dem Auftrag der gesetzlichen Unfallversicherung. Schulungen über Kopfverletzungen im Sport für Aktive, Trainer, Eltern, Physiotherapeuten und Mannschaftsärzte können die Sicherheit der Sportler zur Vermeidung oder im Umgang mit SHT nachhaltig verbessern.

Fazit für die Praxis

  • Auch leichte Schädel-Hirn-Traumen haben komplexe Auswirkungen.

  • Die Einbindung neurologischer und neuropsychologischer Kompetenzen kann die Sicherheit von Sportlern beim „return to competition“ erhöhen.

  • Das Concussion Center Hamburg bietet hierzu für Mannschaftsärzte und Sportler ein spezielles Leistungsangebot an.