Internetbasierte Gesundheitsinterventionen

Zusammenfassung

Hintergrund

Internetbasierte Gesundheitsinterventionen stellen nur dann eine sinnvolle Ergänzung der Regelversorgung dar, wenn sie von den Patienten angenommen werden.

Ziel der Arbeit

Die vorliegende Studie hatte zum Ziel, Einstellungen und Meinungen potenzieller Nutzer zu internetbasierten Gesundheitsinterventionen in Deutschland zu erfassen. Die Erkenntnisse sollen dazu beitragen, die Entwicklung stärker auf deren Bedürfnisse ausgerichteter Maßnahmen voranzutreiben.

Material und Methoden

Psychotherapiepatienten und Personen, die sich auf der Warteliste für eine ambulante Psychotherapie befanden, wurden befragt und ihre Einstellungen mit einer „gematchten“ Kontrollgruppe verglichen.

Ergebnisse

Im Vergleich zur Kontrollgruppe berichteten insbesondere die Befragten der Warteliste über ein geringeres Interesse an internetbasierten Interventionen, und beide Patientengruppen nahmen weniger Vorteile wahr. Alle Gruppen schätzten die erhöhte Flexibilität, die mit internetbasierten Interventionen einhergeht. Jedoch sahen die beiden Patientengruppen in der größeren Anonymität und der gesenkten Hemmschwelle, Hilfe aufzusuchen, weniger einen Vorteil als die Kontrollgruppe. Hingegen sorgten sich die Patienten stärker um den Datenschutz sowie darum, dass das Geschriebene falsch interpretiert werden könnte. Beide Patientengruppen konnten sich eine Behandlung für weniger Störungsbilder vorstellen als die Kontrollgruppe. Insbesondere konnten sie sich die Behandlung von Panikstörung, posttraumatischer Belastungsstörung, Depressionen und generalisierter Angststörung am wenigsten vorstellen, obwohl hierzu relativ viele Angebote bestehen. Es scheint Interesse an Programmen zur Behandlung sexueller Funktionsstörungen zu geben.

Schlussfolgerung

Zur Berücksichtigung der Vorbehalte bezüglich des Datenschutzes könnten Angebote durch Papier-und-Bleistift-Registrierungen ergänzt werden. Auch durch ein deutliches Hervorheben, dass die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme zu einem Therapeuten besteht, sowie durch persönliche Kontakte von Angesicht zu Angesicht oder per Videokonferenz könnten internetbasierte Angebote stärker auf die Bedürfnisse der Patienten ausgerichtet werden.

Abstract

Background

Internet-based health interventions can serve as a useful supplement to regular face-to-face therapy only if they are accepted by the clients.

Objective

This aim of the current study was to examine the attitudes and opinions of potential users on internet-based health interventions in Germany. This information could make a useful contribution to the development and promotion of measures which target their requirements.

Material and methods

To address this issue psychotherapy patients and persons on a waiting list for outpatient psychotherapy were interviewed about their attitudes towards internet-based interventions and compared with the results from a matched control group.

Results

Compared with the control group, waiting list candidates in particular declared a reduced interest in engaging in internet-based interventions and both patient groups perceived few advantages. All groups appreciated the enhanced flexibility associated with internet-based interventions, but both patient groups thought that the increased anonymity and reduced inhibition threshold for seeking treatment were less advantageous than the control group. Compared to the controls, both patient groups worried more about privacy issues and a possible misinterpretation of their written statements. Both patient groups considered internet-based psychotherapy as conceivable for the treatment of fewer kinds of psychopathological symptoms than the control group. Patients considered that internet-based treatment of panic disorder, posttraumatic stress disorder, depression and generalized anxiety disorder was least imaginable although, to date, relatively many internet-based options are available for these disorders. There appears to be interest in the treatment of sexual dysfunctions through the internet.

Conclusion

To address the reservations concerning privacy protection, paper and pencil registration procedures could be provided. In addition, by clearly emphasizing that there is the possibility of establishing personal contact to a therapist either face to face or by video conference, internet-based services could also be more useful in satisfying patient needs.